Majestätischer Stolz – stolze Majestäten
Zu meinen erklärten Lieblingen zählen eindeutig die Bussarde als Vertreter der edlen Raubvögel. Sie sind nicht so scheu wie die Seeadler und lassen mich im Rahmen des rasanten Laufschrittes durchaus auf zwei Meter heran. In der Majorität legen sie nur zwei Verhaltensweisen an den Tag, entweder sie flüchten – dies zähle ich zu den Ausnahmen – oder sie verharren still an ihrem Standort und beobachten mich neugierig, welches ich als Standardprozedere werte. Vor wenigen Tagen durfte ich einen prachtvollen Bussard auf einem Pfahl sitzend erspähen, der sich nicht um mich kümmerte und selbst auf meinem Rückweg noch anwesend war. Nicht weit entfernt von jener Örtlichkeit befand sich einige Zeit später ein großer, mehrheitlich weißer Raubvogel direkt auf dem Weg, mitten auf meinem Damm. Ich habe sie schon tausend und einmal beobachtet, aber noch nie auf der Erde abwartend gesehen; entsprechend intensiv sollte mein Erstaunen sein.
Das herrliche Prachtexemplar ließ mich auf acht Meter heran, erhob sich sodann zutiefst grazil in die Luft, um dann zu flüchten, doch halt, nein, im Gegenteil – der stolze Bussard dachte gar nicht an Flucht, sondern er überraschte mich, indem er unumwunden auf mich zuflog, kurz vor mir nach rechts abdrehte und sich auf einen Ast im dichten Blattwerk hernieder setzte und mich hernach erwartungsvoll betrachtete. Freilich konnte ich meine Begeisterung nicht mäßigen und redete den Raubvogel – wie gewohnt – sofort mit beruhigenden Worten an. Sein wunderschöner Kopf, der gleichermaßen Stolz wie Intelligenz ausstrahlte, ließ mich keine Sekunde aus den Augen. Dort sitzend, wartete er meine Rückkehr ab, so daß ich ihn erneut beobachten durfte. Noch nie habe ich bis dato erlebt, daß ein wunderschöner Bussard völlig entspannt auf meine Person zukommt, nahezu auf Armlänge erst seine Richtung ändert, um sich anschließend seinen hohen Thron zu suchen.
Ich liebe sie, die edlen und erhabenen Bussarde, die mit gelebter Leichtigkeit Stolz wie Macht und innewohnende Ruhe in sich vereinen; wie elegant sie durch den Himmel kreuzen, wie majestätisch sie in den Horizont hinein gleiten, getragen von den stürmischen Wogen des allgewaltigen Lebens. Jenen einzigen Moment, werde ich nie vergessen und wenn ich diesen Ort täglich passiere, erscheint der Raubvogel in meiner Erinnerung wie aus dem Nichts. Wenn man mich in jenem Augenblick gefragt hätte, was Täglichlaufen bedeutet, ich hätte erwidert: „DAS, genau das, dieser eine Moment, dieses unnachahmliche Erlebnis mit dem Bussard, das ist Täglichlaufen und bedeutet für mich die Welt“.
13. Juli 2012 um 13:03
Dieses Erlebnis muss einfach ein Traum für dich gewesen sein; ein wahr gewordener Traum. Gerade diese edlen Raubvögel müssten doch scheu sein. Aber nein, auf dich fliegen sie sogar zu. Das macht mich eigentlich sprachlos.
Du, dein Täglichlaufen, die Natur; was könnte es noch Schöneres geben? 🙂
13. Juli 2012 um 13:06
Ja, das war wirklich wie im Traum. Jenen Moment werde ich nie vergessen, aber wie gesagt, Bussarde sind nicht scheu – Seeadler und andere, ja, aber nicht Bussarde. Nur auf Photos möchten sie nicht gerne.
„…Täglichlaufen, die Natur;“ Wie wahr, wie wahr. Das ist meine Welt. 🙂
13. Juli 2012 um 13:15
Das glaube ich dir. Sowas prägt sich in die Erinnerungen richtig ein. Die sind nicht scheu? Bei dir ned 😀
Eine schöne Welt!
13. Juli 2012 um 13:16
Das ist korrekt. Bei mir wissen sie eben, daß ich keine Bedrohung darstelle. Bei den Seeadlern hat sich das noch nicht herum gesprochen – aber gut so, letztendlich – die wenigsten Menschen sind freundlich hinsichtlich anderen Tieren eingestellt.
13. Juli 2012 um 13:18
Du kannst auch keine Bedrohung sein, das wissen sie ganz genau. Sie beobachten dich wohl alle schon seit Jahren.
Leider hast du recht und es ist traurig. Dabei geben Tiere uns Menschen sooo viel.
13. Juli 2012 um 13:20
Freilich. Ich bin die schwarze Präsenz, die seit über 11 Jahren täglich nerven muß… 😯 Aber ich gelobe keine Besserung. 😉
Auch das ist wahr. Aber das Tier Mensch ist nun mal sehr einfältig…
13. Juli 2012 um 16:30
Solange du nicht mit einem Wildschwein verwechselt wirst!
14. Juli 2012 um 07:10
Das kann durchaus vorkommen. 😉
13. Juli 2012 um 13:22
Na dann ists ja gut, wenn du keine Besserung gelobst, das wäre mehr als schade.
Du meinst die Spezies Mensch, nicht das Tier Mensch, Das passt nicht 😀
13. Juli 2012 um 13:24
Für mich in jedem Fall – da pflichte ich Dir gerne bei.
Ich meine schon „Tier“ – wir sind auch nur Tiere, wenngleich besonders beschränkte. Siehe unsere Reaktionen in Gefahrensituationen, wenn die Masken der „Moral“ und der „Zivilisation“ fallen…
13. Juli 2012 um 13:26
Na gut, dann eben Tier :D.
Eieiei, da sprichst du etwas an…
13. Juli 2012 um 16:31
Die Meinung von Marcus ist immer recht kritisch, aber er hat immer recht!
Bin nun weg, super Feierabend!
14. Juli 2012 um 07:09
Nicht immer. Manchmal. 😉
13. Juli 2012 um 13:27
Nur die Wahrheit. In der eigenen Familie kam derlei vor – ich sage nur: „Wilhelm Gustloff“. 😦
13. Juli 2012 um 14:23
Da wurden sie Zeuge einer einmaligen Begegnung. Für diese und andere Erlebnisse beneide ich sie. Aber noch viel mehr freut mich, dass sie ihre Erlebnisse auf ihrer Seite verarbeiten und nicht zuletzt uns Lesern in künstlerisch höchster Form kostenlos die Teilnahme daran ermöglichen. Dafür danke ich und wünsche ihnen für die nächste Zeit friedvolles Täglich-Laufen. Der 18.07.12 naht. Bleiben sie gesund.
Herzlichst
Richard
13. Juli 2012 um 14:24
In der Tat habe ich derlei zum ersten Mal überhaupt erlebt und das in einem Zeitraum von 15 Jahren, was die Einmaligkeit unterstreicht. Und ja, der 18. naht wieder einmal und mit etwas Glück wird hier der gewohnte Rückblick erscheinen. Vielen Dank, Richard.
13. Juli 2012 um 16:28
Hey Marcus,
thx für deine klasse Beschreibung! Pünktlich zum Feierabend. ^^ Sowas erlebt man wohl nur 1x im Leben oder? Ein Angriff wars aber nicht? Davon habe ich schon viel gelesen.
Super WE!
MfG
13. Juli 2012 um 16:29
Vielleicht erfahre ich eines Tages die Fortsetzung, aber das ist sehr unwahrscheinlich. Nein, hierbei handelte es sich definitiv um keinen Angriff. Dafür bin ich den Putzels viel zu vertraut. 🙂
13. Juli 2012 um 19:43
Bussarde beobachten zu dürfen ist ein großes Glück. Da kann ich Deine Freude gut nachvollziehen. In den letzten sechs Jahren meiner Lauferei hatte ich ganze zweimal das Vergnügen. Aber besser zweimal als überhaupt nicht. 🙂
Weiterhin viel Spaß mit Deinen laufenden Naturbeobachtungen.
Liebe Grüße
Dietmar
14. Juli 2012 um 07:13
Dieses Erlebnis war ein riesiges Glück. Doch Bussarde darf ich täglich beobachten, im Prinzip vergeht selten ein Tag, an dem ich sie nicht erspähe – denn in meinem Laufareal „wimmelt“ es von Raubvögeln.
Ich drücke Dir die Daumen, daß Du ähnliche Beobachtungen machen darfst – und freue mich über jeden, der mir die Daumen drückt, um mal wieder einen Regenlauf zu erleben. 😉
14. Juli 2012 um 09:07
Ich schätze, Du bist jetzt unterwegs, richtig? Drücke Dir also die Daumen für kräftig Regen! 😉
14. Juli 2012 um 12:55
Ja, zu dem Zeitpunkt befand ich mich im Laufschritt. Merci Beata. Leider erfolglos. Ich habe exakt das trockene Zeitfenster des Tages erwischt. 😦
14. Juli 2012 um 09:05
Hallo Marcus,
Du hast Dein Erlebnis schön festgehalten, ich konnte mir die Situation beim Lesen gut vorstellen. Ich denke, an Deiner Stelle hätte ich Angst gehabt. In freier Natur habe ich bisher nie ein Adler oder Bussard gesehen. Schade!
LG
Beata
14. Juli 2012 um 12:54
So ein edler Bussard ist doch kein Grund, um Angst zu haben. Im Gegenteil, das ist beruhigend, die Schönheiten der Natur hautnah zu erleben.
14. Juli 2012 um 18:05
Lieber Marcus,
was für eine tolle Begegnung! Der Bussard muß gespürt haben, daß ihm ein tierlieber Freund und Naturliebhaber gegenübersteht.
Ich wünsche dir noch viele solch wunderbaren Begegnungen!
Viele liebe Grüße
Petra
15. Juli 2012 um 07:07
Da ich mich in dem Areal täglich aufhalte, zähle ich mehr oder weniger zum Inventar, bilde also einen gewohnten Anblick für alle Bewohner dort – entsprechend ihr „zutrauliches“ Verhalten – und das freut mich sehr. 🙂
Ich wünsche Dir einen angenehmen Sonntag, liebe Petra, genieße Deinen Lauf.
16. Juli 2012 um 11:07
Lieber Marcus,
ein einzigartiges Erlebnis, Danke fürs teilen. Scheint Du bist ein „Bussardflüsterer“ und sie lassen Dich gewähren. Ich wünsche Dir noch viele solche Täglichläufer-in-der-Natur-Begegnungen…ohne Hast und mit Frieden.
Salut
Christian
16. Juli 2012 um 14:44
Vielen Dank für Deine friedvollen Wünsche, lieber Christian. Ich freue mich von Dir zu lesen und hoffe, daß es Dir – trotz Deiner stillen Sendepause – gut geht und Du angenehme Laufmomente erleben darfst.
Bussardflüsterer ist ein schöner Titel, aber diese Ebene habe ich noch lange nicht erreicht. Wenn der erste Bussard auf meinem Arm landet, wirst Du es hier erfahren. 😉 Dum spiro, spero.
Alles Gute und liebe Grüße,
Marcus
16. Juli 2012 um 18:47
Wow, das ist aber ein tolles Erlebnis. Das hätte mir auch gut gefallen. Schön, dass Du uns daran teilhaben läßt. Ist schon toll, was man alles erleben kann, wenn man täglich unterwegs ist. Das sind die kleinen Wunder, für dass sich das tägliche Laufen auf jeden Fall lohnt.
Genieße solche Momente, sie sind so kostbar.
Liebe Grüße
Kornelia
17. Juli 2012 um 07:05
Ja, das tue ich; ich weiß das sehr zu schätzen. Immerhin mußte ich mehr als 15 Jahre auf so ein Erlebnis warten und über 11 Jahre täglich laufen. Wie schon so oft gesagt, nichts geht über die Natur. Genieße sie, wann immer Du kannst. 🙂
18. Juli 2012 um 09:27
[…] Gelebtes Täglichlaufen Das leben, was man liebt und lieben, was man lebt. « Majestätischer Stolz – stolze Majestäten […]
27. Dezember 2012 um 12:08
[…] mittlerweile. Menschen. Sie lernen es nicht. Besonders prachtvoll hingegen, wurde eine neuerliche Bussardbeobachtung. Nicht viel später trottete mir ein herziger Nachwuchsfuchs entgegen, der jedoch leider einen […]