Quot homines, tot sententiae
Die Herrlichkeit der Welt ist immer adäquat der Herrlichkeit des Geistes, der sie betrachtet, sprach einst Heinrich Heine – der erste Satz eines meiner Lieblingszitate. Auch auf mein Täglichlaufen trifft diese Weisheit zu. Oder wie ich in meinem Wegweiser formulierte: „Furchtsame verstehen Furchtsame. Ignoranten verstehen Ignoranten. Schwächlinge verstehen Schwächlinge. Täglichläufer verstehen Täglichläufer. Menschen gleicher Art verstehen immer einander“. Entsprechend die unterschiedliche Wahrnehmung meiner Laufkonzeption, in Abhängigkeit des sportlichen Hintergrundes. Selbstverständlich ist mir bewußt, daß mich nur verstehen kann, der meinen Weg in ähnlicher Weise beschritten hat und eine identische Ebene der Erkenntnis erreicht hat. Zumal diese exotische Unterart langfristig Anforderungen stellt, die nur sehr wenige Menschen erfüllen wollen, können. Man muß es wahrhaftig lieben lernen, andere Ansätze erscheinen mir nicht schlüssig. Auf die Eindrücke wie Täglichlaufen im Allgemeinen oft erfaßt wird, gehe ich nicht weiter ein, das ist gleichsam amüsant wie absurd. Ohne jede Bedeutung.
In meinem privaten Umfeld differenziere ich zwischen meiner Familie, Freunden, Nachbarn, Bekannten und Grußfreunden/bekannten – also jene Personen, die mich nahezu täglich durch ihre Anwesenheit begleiten. Familienintern vollzog sich äquivalent zu meiner persönlichen Entwicklung ebenfalls eine Wandlung der individuellen Perzeption. Gerade in den Anfangsjahren obsiegte die Verständnislosigkeit, niemand verstand, warum ich das praktiziere. Ich selbst vielleicht am wenigsten. Besonders an bedeutenden Feiertagen, Geburtstagen oder bei gesundheitlichen Widrigkeiten wurde mein Täglichlaufen mit offener Ablehnung betrachtet: „Warum mußt du selbst an diesem Tag laufen?“, „Kannst du nicht einmal pausieren, nur einmal?“. Freilich, damals dachte ich nicht im Ansatz wie heute und ich antwortete meistens, daß ich kein „Einschnitt in meiner Statistik“ möchte und verschwand anschließend im Wald. Im Laufschritt, versteht sich.
Im steten Wechsel der Jahre hat sich das Schema komplett verschoben, in eine Richtung zwischen Stolz und geduldiger, unterkühlter Akzeptanz. Daß ich täglich laufe, ist für jedwede Person in meinem nächsten Umkreis absolut evident – dies wird nicht mehr in Frage gestellt. Aus diesem Kontext heraus, offenbart sich auch die Tatsache, daß nur noch „besondere“ Jubiläen und ungewöhnliche Lauferlebnisse exponiert registriert werden – die Folge der natürlichen Normalität. Man kennt mich nicht mehr anders. Ergo entzieht sich die gesamte Täglichlaufkonzeption der bewußten, familiären Wahrnehmung. Und bestimmte Familienmitglieder konzentrieren sich vielmehr auf die Thematik, wie lange ich mein Täglichlaufen noch „durchhalte“. Ähnlich wie eben beschrieben, betrifft das auch die Freunde. Mich von anderen Dingen zu überzeugen zu wollen – was sie längst aufgegeben haben – scheiterte regelmäßig.
Bei Personen, die etwas entfernter dem inneren Zirkel gegenüberstehen, enttarnt sich eine andere Betrachtung. Bei jenen Menschen wirkt meine Laufphilosophie suspekt, ich bin geneigt anzunehmen, daß ich von einigen wenigen Passanten den inoffiziellen Status „Verrückter“ erhalten habe. Rückmeldungen, wie: „Jeden Tag, jeden Tag!“ – als harmloses Beispiel, oder andere heitere Antworten und Anekdoten bestätigen meine Theorie an manchen Tagen. Dennoch, daß ich täglich laufe, wird in der Majorität mit Anerkennung goutiert, gerade auch im Fokus der Abhärtungskomponente – solange bis sie Details erfahren – dann verflüchtigt sich die Vorstellungskraft; natürlich in erster Linie auf die Gesundheit bezogen. Ergänze ich das Themenfeld mit meiner Wettkampfresistenz und meiner Marathonablehnung löst sich das letzte, wage Verständnis endgültig auf. Selbst wenn ich das wollte, hätte ich dafür nicht die Kraft – letztendlich würde das meinen Stil vorzeitig enden lassen, denn eine derartige Kombination gelingt nur sehr wenigen Menschen.
Mein gelebtes Täglichlaufen ist zu abstrakt für andere Menschen. Und die offenkundige Ziellosigkeit meinerseits, mutet in unserer ziel- und leistungsorientierten Gesellschaft antiquiert an. Der vollkommene Sinn erschließt sich nur mir selbst. Aber mittlerweile erwarte ich weder Verständnis noch Zustimmung. Gleichwohl amüsiere ich mich über die vielfältigen Wortmeldungen, die ich tagtäglich während meiner Runden erlebe. Meistens mit einem inneren, zufriedenen Lächeln. Was ich hingegen auch in der Zukunft nicht praktizieren werde, sind permanent zwei Läufe pro Tag und den „ganzen Tag“ laufen, wie mir Passanten bereits unterstellt haben.
Abschließend betrachtet, zeichnet sich in meinem Fall die externe Wahrnehmung mehrheitlich positiv aus, wenngleich mein Handeln niemand wirklich im korrekten Sinn interpretieren kann, ja, auch nicht soll und muß. So setze ich mein Täglichlaufen fort, registriere weiterhin die differenziertesten Reaktionen, geboren aus verschiedenen Gründen und genieße den Nutzen meiner Konzeption in ihren Einzelheiten – und bei all den berechtigten Denkweisen werde ich eines nicht vergessen. Das Leben hat Recht. Und was ist schon verrückt? Ist es nicht verrückt, sich nicht täglich zu bewegen? Die Herrlichkeit der Welt ist immer adäquat der Herrlichkeit des Geistes, der sie betrachtet.
24. Januar 2010 um 08:53
Guten Morgen Spotzl 🙂
Da reihe ich mich gleich unter die Verständnislosen ein – nö falsch und die die Ex-Verständnislosen! Ich habe es zumindest akzeptiert und verstehe dich ein klein wenig. Aber nur dich betrifft es und nur du führst es aus – nur für dich und für nichts! Was ja das Beste überhaupt ist. Du in einer Menge von tausenden Zeitenjägern ist sowas von unvorstellbar! Deine Zufriedenheit wäre damit wohl weg.
Geh weiter deinen Weg, aber das machst du eh!
*hdl*
24. Januar 2010 um 08:58
Manchmal verstehe ich das selbst nicht, selbst heute noch. Aber da ich mir ein gewisses Maß eines Antisportlers bewahrt habe, lasse ich hin und wieder Zweifel zu. Und gesunde Zweifel müssen dazu gehören, um das langfristig zu praktizieren. Wenn man sein Handeln und sich selbst nicht hinterfragt, kommt man nur vom Weg ab.
Den Zeiten nachzujagen, läuft meinem Denken zuwider und meiner Konzeption erst recht.
Laß Dich umarmen! 🙂
24. Januar 2010 um 09:00
Bald 9 Jahre zeigen mir, dass du mit deiner Einstellung gut fährst! Und sicher noch einige Zeit dein Täglichlaufen geniessen wirst. Ich steh hinter dir, das weisst du!
24. Januar 2010 um 09:03
Ja, ich weiß. Herzlichen Dank – domo arigato! *verneigt sich*
Ich bin mit meiner Einstellung zufrieden, das ist alles eine Frage der maßvollen Intensität und sich mit dem zufrieden geben, was man erreicht hat – ohne es je zu wollen.
24. Januar 2010 um 09:07
Du bist der zufriedenste, ausgeglichenste und genügsamste Mensch den ich kenne. Darum passt das so gut zu dir – die Liebe und die Achtung der Natur in der du dich täglich bewegst!
24. Januar 2010 um 09:08
Zumindest meistens. 😉
Da stimme ich Dir zu. Ich liebe die Natur und gleich werde ich mich in ihr verflüchtigen. Obwohl es recht frisch ist, -15 C°.
24. Januar 2010 um 09:10
Herrje und genau bei so Termperaturen erntest du von mir Verständnislosigkeit *g*. Aber du läufst hoffentlich nicht in Kurz *lach*
24. Januar 2010 um 09:11
Ich wollte heute mal mit Streaken beginnen. Aber so als Nacktläufer passe ich derzeit nicht zu den Temperaturen, gell? 😀
Natürlich in langer Bekleidung. Versteht sich. 🙂
24. Januar 2010 um 10:27
So, wie Du beschreibst, wie Dein Umfeld anfangs auf Dein tägliches Laufen reagiert hat, so könnte ich es bei mir ähnlich beschreiben. Gerade wo der Winter auch hier viel Schnee hinterließ, gab es in der Familie mir nahe stehende Menschen, die meinten, man könne doch bei so einem Wetter nicht laufen! Auch als ich meine Fußprobleme hatte, bekam ich häufig so etwas zu hören. Doch ich ließ und lasse mich davon nicht aufhalten. Man spürt selber doch viel zu gut, was einem das Laufen jeden Tag bringt. Man kann es anderen nicht wirklich beschreiben. Es macht auch den Reiz des tagtäglichen aus, kleinere und größere Hürden laufend zu überwinden. Man lernt, dass Bewegung in vielen Fällen die bessere Lösung ist und es ist eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
Schön zu lesen, dass es sich bei so vielen Jahren nun bei Dir ein wenig gewandelt hat. Bin mal gespannt, ob bei mir die Kritiker irgendwann mal verstummen.
Wünsche Dir noch einen schönen Tag!
Liebe Grüße
Kornelia
24. Januar 2010 um 12:20
Ja, die Witterungsbedingungen sind natürlich auch stets Gegenstand von Diskussionen. Im Laufe der Jahre läßt das nach, zumindest war das bei mir so. Allerdings versiegt dieser Gesprächsstoff nie völlig. 😉
Was mir auch auffällt, daß jene, die Kritik üben – immer von sich ausgehen. Selbst wenn das Hobbyläufer sind, können sie sich nicht mit einem Täglichläufer vergleichen, der das über Jahre betreibt. Bei Nichtsportlern verschärft sich die Thematik einmal mehr. Gibt es Deiner Familie viele Läufer oder andere Sportler?
Gib Deinen Kritikern Zeit, irgendwann nehmen sie das Unvermeidbare hin.
24. Januar 2010 um 19:17
Mein Vater geht seit vielen Jahren täglich spazieren. Allerdings jetzt im Alter (74 J) bleibt er bei widrigen Witterungsverhältnissen auch öfter schon mal Zuhause. Aber gerade er ist der größte Kritiker. Andere Sportler gibt es nicht, sie nehmen auch von dem, was ich tue, kaum Notiz.
Es ist wohl so, dass man seine Interessen so richtig nur mit Gleichgesinnten teilen kann. Normale Läufer reagieren auf das Thema Täglichlaufen meist mit Unverständnis. Es ist etwas, was man mit Worten nicht so recht vermitteln kann und was auf andere als etwas Extremes empfunden wird. Dabei machen gerade extreme Dinge den Reiz des Lebens aus. Vielleicht ist Tägliches Laufen tatsächlich ein bißchen verrückt. Doch das finde ich nicht weiter schlimm. Es gibt so viele verrückte Sachen, die die Menschheit schon gemacht hat, die aber keinen geschadet haben. Ich finde es wichtig, das zu tun, worauf man Lust hat, was uns aus irgendeinem Grunde reizt.
24. Januar 2010 um 22:06
Wenn man die Wahl hat, muß man sich derzeit nicht nach draußen trauen. Als Spaziergänger würde ich mich jetzt auch nicht unbedingt in mein Laufrevier wagen – Glatteis pur. Und von den Eltern kritisiert zu werden, ist auch noch etwas anderes – als von fremden Personen. Was Dein Vater macht, ist sehr positiv! Gerade im Alter bewegen sich viele Menschen immer weniger und wundern sich, daß die Agilität auf der Strecke bleibt…
Täglichlaufen mag zwar exotisch sein, aber ich betrachte das mittlerweile als pure Natürlichkeit. Das ist nicht extrem, wenngleich die Unwissenden das so sehen. Der Körper bekommt das, wofür er gemacht ist – Bewegung und das täglich. Sich nicht täglich zu bewegen, ist unnatürlich – wobei ich selbstredend auch andere Stile als Laufen gelten lasse.
25. Januar 2010 um 16:24
Mein Vater nimmt, trotz seines fortgeschrittenen Alters keinerlei Medikamente zu sich, ist noch recht rüstig. Ist sicher auch ein Resultat, seine schon seit mehreren Jahrzehnten geübten Praxis der täglichen Bewegung an der frischen Luft in Form von spazierengehen. Nur schade, dass er bei mir schnell mit der Kritik dabei ist. Ich würde mir manchmal etwas Unterstützung seinerseits wünschen.
Täglichlaufen ist deshalb exotisch, weil es nur sehr wenige praktizieren. Wer es nicht wenigstens mal für kurze Zeit ausprobiert hat, dem scheint so etwas übertrieben und unvorstellbar. Doch gerade in der heutigen Zeit, wo wir viel mehr sitzend unsere Zeit verbringen, ist der tägliche Lauf natürlich auch die tägliche Bewegung in anderer Form sehr wichtig.
Doch was soll man von den normalen Menschen erwarten, wenn man selbst bei Ärzten auf völliges Unverständnis stößt?
Liebe Grüße
Kornelia
26. Januar 2010 um 08:40
Ein schönes Beispiel, wie sinnvoll langjährige Bewegung ist. Wobei das auch nur ein Faktor von vielen ist. Sicherlich ist die Kritik gut gemeint und er merkt vielleicht nicht, daß es nicht positiv ankommt?
Unsere heutige Gesellschaft ist faul und verweichlicht, kein Wunder, daß Täglichlaufen als exzessiver Wahnsinn betrachtet wird – doch nur von Unwissenden und Narren. Ich persönlich würde das auch niemand empfehlen, nur die wenigsten erkennen darin einen Sinn. Müssen sie auch nicht.
Wer im Brunnen lebt, beurteilt die Welt nach den Ausmaßen des Brunnenrandes – wie kann ein Arzt, der von Laufen keine Ahnung hat, dies also gutheißen? Wir sind Gefangene unseres Geistes – die meisten zumindest.
24. Januar 2010 um 13:03
Das hast du wieder sehr schön beschrieben, vor allem die Auswahl des Zitats ist so grandios, weil so passend.
„Die Herrlichkeit der Welt ist immer adäquat der Herrlichkeit des Geistes, der sie betrachtet“
Alle Wahrnehmungen sind subjeltiv gefärbt und so kommt es, daß scheinbar gleiche Dinge so unterschiedlich betrachtet werden. Jeder sieht eine Sache und läßt seine persönlichen Erfahrungen einfließen, bevor er sich eine Meinung bildet. Logisch, daß dann jemand, der der Meinung ist, daß Laufen wehtut, sich an den Kopf greift, wenn er vom Täglichlaufen hört.
Oder erst recht jemand, der seinen Hintern nicht vom Sofa hochkriegt.
Schade ist nur, daß viele denken, sie können mitreden – egal ob sie selbst laufen oder nicht.
Ich nehme es keinem Übel, der mit Verständnislosigkeit auf mein Täglichlaufen reagiert. Sie wissen es einfach nicht besser, können es nicht nachfühlen.
Aber ich habe das große Glück in meinem privaten Umfeld, daß viele mir großes Verständnis entgegenbringen oder zumindestens wohlwollend tolerieren, was ich da tue.
Aber wie auch immer die anderen denken – ich gehe MEINEN Weg. Der Weg ist ähnlich wie bei Dir, auch wenn ich den einen oder anderen Marathon laufe und das auch gern tue. Wobei aber Zeiten bei mir eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Mein Mann und meine Freunde begrüßen mich im Ziel immer mit großer Herzlichkeit, egal wie weit hinten ich ankomme!
Ich wünsche dir ein schönen Sonntag, lieber Marcus!
Viele liebe Grüße
Petra
24. Januar 2010 um 15:20
Das komplette Zitat lautet:
Die Herrlichkeit der Welt
ist immer adäquat der Herrlichkeit
des Geistes, der sie betrachtet.
Der Gute findet hier sein Paradies,
der Schechte genießt schon hier seine Hölle.
(Heinrich Heine)
Das ist in vielen Dingen des Lebens so, nicht nur beim Täglichlaufen. Menschen, die von vielen Themen keine Ahnung haben und nicht darüber urteilen können, sind dennoch wahre Experten und bilden sich ihre Meinung dazu. Das ist ein zutiefst menschliches Verhalten. Um zum Täglichlaufen zurückzukehren, früher hat mich das durchaus gestört, doch heute lächele ich nur darüber. Meine Erfahrung gibt mir Recht.
Wenn wir auch alle scheinbar ähnliche Wege gehen mögen, sind sie doch immer grundverschieden und das ist auch gut so. Ich wünsche mir nur, daß wir irgendwann selbst entscheiden können, wann wir den Pfad verlassen – und nicht, daß wir gezwungen werden. Aber wahrscheinlich wird sich das nur bei sehr wenigen Täglichläufern umsetzen lassen.
Ebenfalls einen grandiosen Sonntag – der ja nun fast vorbei ist. 😉
24. Januar 2010 um 16:31
[…] Quot homines, tot sententiae « Gelebtes Täglichlaufen […]
25. Januar 2010 um 08:18
Lieber Marcus,
das was Du tust ist gut, das was wir tun ist gut und verrückt ist was anderes. Wer beurteilt denn was gut ist? Wir, Du, andere? Gut ist immer das, was für einen selbst gut ist. Und das ist bei Dir das Täglichlaufen und bei uns das Laufen mit Wettkampfambitionen. Beides verträgt sich nicht, Du hast es selbst ja schon gesagt. Und beides ist auch nicht immer gesund, aber meistens. Nur die Frage ist doch, wen interessiert das? Genau, nur uns selbst. Unsere Empfindungen dabei kann, auch das hast Du schon erwähnt, sowieso niemand verstehen, muss ja auch nicht. Wir wissen was es uns bedeutet, wir wissen was es uns bringt und wir wissen das es gut für uns ist.
Aber eines haben wir gemeinsam: Wir achten auf unseren Körper, schätzen die Umwelt, lieben die Natur, nehmen das Laufen als Lebenselixier und erfreuen uns an unserem Leben. Es ist unsere Erfüllung, und diese Erfüllung erreichen wir eben auf verschiedenen Wegen. Jeder Weg hat seine Vor- und Nachteile, ist ja auch gut so, aber ist das Verrückt?
Verrückt ist es seinen Körper, die Umwelt und seinen Geist zu zerstören!
Ganz liebe Grüße,
Steffen
25. Januar 2010 um 08:36
Lieber Steffen,
mir sind wenige Läufer bekannt, die Täglichlaufen und erfolgreiche Wettbewerbe im Ultrabereich vereinen konnten. Aber wie gesagt, ich könnte das nicht. Mein Intensität generiert vorwiegend Zufriedenheit, darüber hinaus verschließe ich meine Augen.
Sehr gut formuliert! Das ist alles andere als verrückt. Sondern ganz simpel: Natürlichkeit. Aber zu dieser Erkenntnis muß man auch erst einmal gelangen. Vor einem Jahrzehnt hätte ich diesen Beitrag auch nicht verstanden. Ich bin für meine Entwicklung daher sehr dankbar.
Ich wünsche Dir eine herrliche Woche!
25. Januar 2010 um 21:43
Hallo Marcus, Das sind ja wieder mal schöne Zeilen die gerade mich als „Einsteiger“ der laufenden Bloger sehr zum nachdenken anregen. Als erstes mal finde ich den Ansatz gut das jeweils gleichgesinnte Menschen einander auch verstehen können. Das ist auch gut so denn jeder Mensch braucht Gleichgesinnte die ihn auch verstehen und ihm notfals den Weg weisen. Ich für meinen Teil bin mir sicher das es nicht wenige Menschen gibt, die wenn sie dich kennen würden und versuchen würden sich in dein Denken zu versetzen sich dich als Beschpiel bzw Lebenswegweiser nehmen würden ob es dir nun gefällt oder nicht. Das kann ich daher behaupten da ich einer dieser Menschen bin und das Glück hatte dich auf diesem Wege kennen zu lernen. Dafür an dieser Stelle wieder mal ein herzliches Dankeschön. 😀 Das Täglichlaufen an sich ist eine Lebenseinstellung der ich zur Zeit auf Grund meiner momentan sehr hoch gestellten Wettkampfambitionen nicht nachkommen kann. Jedoch fasziniert mich alles was damit im Zusammenhang steht auf ganzer Linie und ich werde sicher so Die Mächte der Natur wollen früher oder später meine Hörner abgestoßen haben und mich in jene Richtung bewegen. Momentan ist das nicht mein Weg. Und ihn zu beschreiten wäre Heuchelei. Das hätte dann mit dem eigendlichen Weg nichts mehr zu tun, und liegt mir daher auch besonders fern. Meine Ziehle liegen in den ganz Großen Strecken. So würde ich gern mal einen mehrtägeigen Etappenlauf über mehrere undert km mit laufen da ich wissen will was mein Körper mit mir zusammen so alles bestehen kann. Ich freue mich auf Menschen mit dem gleichen Grundgedanken getroffen zu sein. Nämlich dass das Laufen eine einzigartige Möglichkeit der Selbsterfahrung und Erkenntniss bietet die wir sonst in dieser Form sicher nirgends auf dieser Erde finden würden. Und das Ist auch der Grund warum ich laufe. Für mienen ganz eigenen „Sinn zu Leben“
In diesem Sinne wünsche ich dir noch einen schönen Abend und eine angenehme Nacht.
Dein Marcel…
26. Januar 2010 um 08:41
Vielen Dank für Deine Antwort, lieber Marcel! Lebenswegweiser hört sich schön an, dennoch wäre das zu viel der Ehre. Meine Lauf/Lebensphilosophie ist sehr speziell, individuell und paßt so gar nicht in die heutige Zeit. Das verstehen nur sehr wenige Menschen wirklich, aber ich freue mich, daß Du ähnlich denkst! 🙂
Deine Beschreibung bezüglich der Wettkampfambitionen und Hörner abstoßen, kann ich gut verstehen. Ich habe das einst in einer anderen Sportart gemacht und war auch nur auf Siege fixiert, vielleicht auch ein Grund, daß ich das beim Laufen so rigoros ablehne. So hat halt jeder seine eigenen Ziele oder Nichtziele – auf einer gleichen Basis – nur in der Ausübung variiert es. Und jede Form hat ihre Berechtigung, solange man sich damit gut fühlt und das erreicht, was man will.
Und wer weiß schon, wohin die Wege noch führen werden? Am Ende wirst Du ein langjähriger Täglichläufer und ich konzentriere mich auf Wettkämpfe? 😉 Das klingt für mich jetzt total unwahrscheinlich, aber vor 12 Jahren dachte ich nicht im Traum daran, daß ich eines Tages täglich laufen würde. So ändert uns die Zeit, das Leben.
Ich wünsche Dir auf Deinem Weg nur eine stabile Gesundheit, der Rest kommt von allein und ist immer richtig – solange Du es für Dich machst!
26. Januar 2010 um 16:03
Lieber Marcus,
so geht jeder seinen Weg und meist ist es doch egal, ob man aus dem (un-) persönlichen Umfeld Verständnis erntet oder nicht. Ich denke weder Du noch ich lassen uns von etwas anderem überzeugen, da wir denken, für uns das richtige zu tun. Und ganz ehrlich, wir sind auch nicht so verschieden in unserem Denken von denen, die auf der Couch sitzen und ihre „Philosophie vom Nichtstun“ praktizieren, denn wir haben auch nicht viel Verständnis für das übrig was sie freiwillig tun, nämlich nichts.
Das Laufen ist glücklicherweise keine Religion an die man glauben muss, damit es funktioniert. Es ist eine Selbsterfahrung, die einem das zurück gibt, was man investiert, nicht auf einmal, aber manchmal mit fetten Zinsen 😉
Ich hoffe, Du wirst oder besser wir werden noch oft Unverständnis ernten, denn nur dann machen wir es richtig…
Ich wünsche Dir sturzfreie Kilometer in winterlicher Landschaft
Salut von einem Nicht-Täglichläufer
Christian
26. Januar 2010 um 18:17
Herzlichen Dank für Deine sehr treffende Antwort, lieber Christian! Sich von anderen Menschen überzeugen zu lassen, was man selbst gar nicht will, trägt selten annehmbare Früchte. Ich muß aber gestehen, daß ich der Philosophie des Nichtstun hin und wieder auch anhänge, allerdings mit einem guten Buch in der Hand. 😉
Die Zinsen sind manchmal sehr fett. 😉 Auf jeden Fall eine Investition in sich selbst – mit all den großen Vorteilen, die damit einhergehen.
Das sind sehr wahre Worte. Danke dafür!
Meine Tanzeinlagen in letzter Zeit haben mich vor x Stürzen bewahrt – ich bin gespannt, wie lange das Spiel noch weiter geht. Ich hoffe, Du kannst die Winterlandschaft ebenfalls gebührend genießen!
26. Januar 2010 um 19:57
Hallo Marcus,
sehr interessante Überlegungen, die direkt ins Schwarze treffen.
Danke!
Momentan musste ich ja aufhören mit streaken. Ich stehe eigentlich wieder in den Startlöchern…
Aber es hat sich einiges verändert.
Ich bin sensibler im Hören auf meinem Körper und seinen Bedürfnissen geworden.
Wollte ich in diesem Jahr in HH unbedingt meinen ersten M laufen, ist mir jetzt wichtig, wieder Laufen zu dürfen.
einfach Laufen, den Kopf frei bekommen, die Luft und die Natur geniessen.
Was ich danach eine Sehnsucht habe, kannst Du Dir sicher vorstellen.
Ich werde sicher davon nicht in meinen Umfeld (bis auf wenige Ausnahmen) berichten, weil ich überall höre, dass meine Herzop. durch das Laufen kam. 😦
Dabei ist es genau umgekehrt.
Durch das Laufen habe ich auf meinen Körper gehört und die Luftnot bemerkt…
Egal, ich wünsche Dir weiter viele schöne täglich Läufe, so lange Du Freude dran hast.
Liebe Grüße
Erika
26. Januar 2010 um 20:10
Vielen Dank für Deine Antwort, Erika! Ich freue mich, daß Du so langsam wieder loslegen kannst – und darfst. Die Sehnsucht nach dem Laufen kann ich sehr gut nachvollziehen, schließlich basiert auf genau diesem Gefühl meine aktuelle Serie.
Ich bin zwar kein Arzt, aber durch das Laufen kam Deine Operation wohl eher nicht. Vielleicht wurden durch die Anstrengung die Symptome forciert, aber sie waren nicht die Ursache. Hoffentlich hast Du das alles gut überstanden, so daß Du Deine Sehnsucht mit einem schönen Laufgefühl stillen kannst!
Ich wünsche Dir alles Gute, aber vor allem Gesundheit, Gesundheit und Gesundheit!
26. Januar 2010 um 21:33
Ja, Marcus, worauf soll ich mich bei Deinem langen Artikel konzentrieren. Ich nehme mal die Verständnislosigkeit der Nichtläufer, Nichtsportler. Täglichläufer kenne ich in meinem Wohn- und Arbeitsumfeld keine. Da fragt mich heute eine Kollegin: „Aber morgen laufen Sie nicht, oder?“. Ich schau sie verblüfft an und antworte: „Doch, ich laufe jeden Tag.“ Da hat sie nur noch gelacht und verständnislos mit dem Kopf geschüttelt.
Ja, warum soll ich nicht laufen? Ich bin mit Beinen auf die Welt gekommen, also benutze ich sie. Das Laufen ist uns bestimmt, immer, jeden Tag. Das ist für mich keine Frage. Vielleicht werden sie es ja doch eines Tages verstehen. Aber ich werde nicht mehr darüber diskutieren. Leider fangen die meisten Menschen erst an nachzudenken, wenn es zu spät ist und gar nichts mehr geht. Das ist schade, aber auch das muss ich akzeptieren.
Alles Gute und endlich eisfreie Strecken wünsche ich Dir!
Ramona
27. Januar 2010 um 08:31
Täglichläufer sind auch eine sehr rare Spezies; hier dürfte es ebenfalls keine weiteren geben. Aber wer weiß.
Daß sie das eines fernen Tages verstehen werden, ist ziemlich unwahrscheinlich. Natürlich ist es möglich. Ich bin ein gutes Beispiel für einen Antisportler, der sich verwandelt hat. Und das Diskutieren habe ich mir auch abgewöhnt, ein sinnloses Unterfangen.
Eisfreie Strecken gibt es hier momentan nicht, siehe den heutigen Bericht. Ich hoffe, bei Dir sieht das anders aus; aber vermutlich sind Deine Waldwege ähnlich. Paß auf Dich auf!