Schmerzhafte Akzeptanz

Meine Geduld verflüchtigte sich. Endgültig. Am vergangenen Freitag erwarb ich neue Laufschuhe. Auf Grund der Größenthematik zwar nicht mein favorisiertes Exemplar, doch ein Modell des gleichen Herstellers. Optisch betrachtet, sind die Unterschiede nur nuancenartig. Am Samstag absolvierte ich den ersten Testlauf, 14 Kilometer. Zu Beginn stellte ich keine Unwägbarkeiten fest, vom vierten bis ca. siebten Kilometer liefen sie sich sehr unangenehm, rechts drückte es – um anschließend ein wunderbares Laufgefühl zu etablieren. Sie fühlten sich sehr leicht bis fast nicht vorhanden an. Die Überraschung folgte schnellen Schrittes; just in jenem Moment, wo ich kurz vor Ende das erste Mal anhielt. Mein linker Fuß fühlte sich seltsam an, das eigentümliche Empfinden einer unsäglichen Blase. Als ich die Treppe hinunter ging, spürte ich plötzlich den aufwallenden Schmerz. Nach vielen Jahren problemlosen Laufschuhkaufes mit sich anschließenden perfekten Laufen – war mir dieses Mal das Glück nicht hold. So sei es.

Und so gehe ich derzeit wie ein alter Mann, partiell humpelnd. Die Schmerzen sind nicht unerheblich. Freilich, ich kann nun jammern und sie verdammen, doch was nützt dies? Ändert das etwas? Nein. Schmerzen kommen. Schmerzen gehen. Der weisere Weg kanalisiert sich in der Tatsache sie als das anzunehmen, was sie sind – ein Signal meines Körpers an mich selbst. Natürlich ist das tägliche Laufen dem Heilungsprozeß nicht sonderlich zuträglich; früher legte ich deswegen Ruhetage ein. Aber damals wußte ich das nicht besser und meine Definition von Selbstdisziplin war eine andere, eine schwächlichere Ausgabe meiner selbst. Glücklicherweise sind die Schmerzen im Laufschritt viel leichter zu ertragen – solange keine gravierenden Unebenheiten auftreten, reduzieren sie sich auf ein akzeptables Maß. Weiterhin sorgen sie für ein Trainieren der persönlichen Schmerzintensität, soll heißen, auch in Widrigkeiten sind Chancen verborgen, man muß sie nur sehen.

Ich war schon immer ein Feind von pharmazeutischen Produkten. In meinem bisherigen Leben nahm ich noch nie eine Tablette oder konsumierte sonstige medizinische Erzeugnisse – von flüssiger Medizin als Kleinkind abgesehen. Schon als Kind entwickelte ich eine Abneigung in diese Richtung. Dennoch, Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich habe zum ersten Mal eine Wundsalbe benutzt, die Brigitte in intensiver, mühevoller Arbeit hergestellt hat. Wie viele Blasen ich in meinem Läuferleben schon hatte, ist mir unbekannt – es dürften sehr viele gewesen sein. Entsprechend ist mir der Heilungsprozeß en détail vertraut, doch solche Fortschritte, wie ich sie dank der Salbe beobachten durfte, sind mir gänzlich neu. Liebe Brigitte, meinen verbindlichsten Dank für Deine bewährte Wundsalbe – ich bin wirklich begeistert! Und das will etwas heißen.

Wenn sich auch die Schmerzen in einem akzeptablen Rahmen bewegen, ist mir bewußt, daß in meinem aktuellen Beispiel weniger Kilometer mehr sind. Die Erkenntnis daraus, offenbart sich in einer reduzierten Intensität – und das ist die wahre Herausforderung. Gestern im strömenden Regen bei einer unsagbar greifbaren Einsamkeit und heute früh im wunderbarsten Sonnenschein bei belebenden 08 C° sich in seiner Lauffreiheit zu beschränken – fällt mir alles andere als leicht. Demungeachtet sind das die Momente, die den Wert meiner Täglichläuferphilosophie definieren. Sich über die Unzulänglichkeiten des Körpers hinwegzusetzen und die verinnerlichte Selbstdisziplin auch unter Schmerzen fortzuführen, gehören für mich selbstredend auch zum Täglichläuferdasein. Kein Grund zum Verzagen. Wie könnte ich sonst die erhebenden Augenblicke auf den Gipfeln des Täglichlaufens lieben und schätzen, wenn ich nie durch die Täler laufen müßte? Umso größer die Freude, wenn ich zu meiner Standarddistanz zurückkehren werde.

29 Antworten to “Schmerzhafte Akzeptanz”

  1. Tjaaaaaaa Spotzl! Was hab ich gesagt? Lauf bissi weniger. Aber auch bei weniger hättest dir wohl schon die Blase gelaufen! Schade, dass dir die Schuhe so Probleme machen! Hoffentlich gehts bald wieder.

    Danke für dein Lob, nun kam die Wundsalbe doch noch zum Einsatz! Ich schwöre auf sie! Noch nie hab ich besseres gehabt, auch nicht die gekauften. Bei mir sind nur beste Zutaten drin. Ich konnte bei mir sogar eine Brandblase vermeiden, als ich mich so richtig verbrannt hatte.

    Ich wünsche dir eine schnelle Genesung! Bald läufst wieder die gewohnte Strecke.

  2. Das Problem war ja, daß ich das während des Laufens gar nicht bemerkt habe. Hätte ich Anzeichen dafür festgestellt, so hätte ich den Lauf abgebrochen und die Schuhe gewechselt. Das ist wirklich ärgerlich, daß ich die anderen nicht bekomme. 😦

    Ehre, wem Ehre gebührt! 🙂 Du weißt ja, ich bin immer sehr skeptisch diesbezüglich. Doch ich gestehe, ich bin wirklich begeistert. Ich kann Deine Salbe nur empfehlen. Herzlichen Dank dafür!

  3. Das war ja das Gemeine. Die Blase hat sich nicht gemeldet, erst als es zu spät war *schimpf*. Tut mir leid wegen der Schuhe!

    *knicksmacht* 🙂 Ich wusste, dass die mal gebraucht wird.

  4. Offensichtlich sind Blasen genau so gemein wie Wanderwurzeln, gell? 😉

    Nun ja, ich hatte sehr viele Jahre Ruhe – von normalen Straßenschuhen abgesehen – und nun ist eben die Zeit reif. Das vergeht auch.

  5. Immer diese Widrigkeiten beim Laufen, voll fies *g*

    Die Blase ist ruck zuck Geschichte und die Schuhe fein eingelaufen.

  6. Beim Stricken oder so würde das nicht passieren, gell? 😀

    Na ja, mit den Schuhen bin ich jetzt vorsichtig. Wahrscheinlich trage ich die erst wieder am Samstag während meines Nachtlaufes.

  7. Naja, beim Stricken könntest dich mit der Nadel schon verletzen, so ist das nun wieder nicht *g*.

    Nachtlauf *grusel*

  8. Also doch Fallschirm springen! 😀

    Kein Grund zum Gruseln, das wird sehr heimelig werden, begleitet von den Schwarzkitteln… 😉

  9. Soso…du gehst also wie ein alter Mann *feix*…kannst ja schon mal üben und dich daran gewöhnen…früher oder später biste auch dran. 😀

    Blasen sind was Fieses und Gemeines. Die tun weh und heilen langsam. Gute Besserung!

  10. Nichts da Anett! Dieses Horrorszenario überspringe ich. 😉

    Merci, die wird schon bald verschwinden, auch wenn sie recht groß ist.

  11. Ach llieber Marcus,
    da kaufst Du Dir eeeiiiiinmal im Leben neue Schuhe, also ein anderer Schuhtyp, und schon bekommst Du Probleme, unglaublich! Oder doch nicht? Vielleicht haben sich Deine Füße schon zu stark an die eine Sorte Schuhe gewöhnt? Wie dem auch sei, manche behaupten ja man bräuchte x-paar Schuhe zum Wechseln, was ich so jetzt auch nicht bestätigen kann. Selbst laufe ich auch wochenlang das selbe Paar, ohne Probleme, ohne Schmerzen und ohne größere Abnutzungserscheinungen des Materials, wie es ja so oft von den Herstellern behauptet wird. Von wegen nach jedem Lauf einen Tag liegen lassen, in meinen Augen Blödsinn!

    Aber nichts desto trotz, glücklicherweise hast Du ja einen scheint´s fabelhaften Heilungsbeschleuniger, sodass ich zuversichtlich bin ob einer schnellen Genesung! Ich hoffe nur Du musst jetzt nicht ausschließlich mit dem neuen Paar laufen….

    Lieber Marcus, genesungsstarke Tage zum 3. Advent wünscht Dir,
    Steffen

  12. Lieber Steffen,

    vielen Dank für Deine Genesungswünsche! Es kann nur besser werden. In der Tat wird der Heilungsbeschleuniger seine hervorragende Arbeit meiner Begeisterung entsprechend weiterhin bestätigen!

    Wenn ich auch vielleicht nicht so aussehe, bin ich ein sensibler Mensch – auch auf die Füße bezogen. Darum ist der Schuhkauf für mich immer ein Drama. Dieses Wechselmärchen ist in meinen Augen auch Unsinn. Die alten Schuhe konnte ich Wochen ohne Probleme tragen – das Material wird so oder so ruiniert. Also keine falsche Rücksichtsnahme. 😉 Wenn es regnet, wechsele ich halt in den Regenmodus.

    Die neuen trage ich erst wieder, wenn die Blase halbwegs verheilt ist. Zum Glück verfüge ich derzeit noch über weitere fünf Paare.

    Einen schönen Abend!

  13. Zum Glück habe ich bisher mit Blasen wenig Erfahrung. Aber ich möchte es nicht beschwören. Mit ein paar neuen Tretern kann das immer mal vorkommen.
    Aber wenn man „Wudersalben“ besitzt, kann ja die endgültige Heilung nicht lange dauern.
    Gute Besserung!

  14. Danke Gerd. Sei froh, daß Du damit keine Erfahrungen sammeln mußtest, möge es dabei bleiben!

    Die Salbe forciert die Heilung – ein starker Trost! 🙂

  15. Zum gesundheitlichen Aspekt „Laufen mit Blasen“ sage ich jetzt mal nichts. Wofür auch. Ich weiß ja, dass du wohl selbst mit Gipsbein laufen würdest. 😉

    Deshalb belasse ich es bei Genesungswünschen und hoffe, dass du bei der nächsten Schuhwahl ein glücklicheres Händchen hast.

  16. Mit Blasen zu laufen, sollte man tunlichst vermeiden. Ich bin heute auch auf drei Kilometer herunter. Mit Gipsbein laufen, wäre relativ heikel, aber wer weiß. Auf die Erfahrung verzichte ich gerne. 😉

    Danke für Deine Wünsche – die kann ich gut gebrauchen – beide!

  17. Gabriela Says:

    Hallo Marcus, Du armer Blasengeplagter! Gut, dass es Wundersalben gibt und liebe Menschen, die sowas auch noch selbst zubereiten können (*zu Brigitte winkt*) …. sowas nennt man Glück im Unglück 🙂
    Ich drück‘ Dir die Daumen, dass Du bald wieder Dein gewohntes Pensum laufen kannst, und die neuen Schuhe sich an Dich gewöhnen.
    Kennst Du den Weichklopf-Trick? An der Stelle, wo die Blase entstanden ist, den Schuh auf einen Stein o.ä. legen, und ein bisserl mit dem Hammer bearbeiten … mit Gefühl, versteht sich 🙂

    Liebe Grüße,
    Gabriela

  18. Danke Gabriela, ich könnte schon in normale Regionen zurückkehren, aber ausnahmsweise wage ich das dieses Mal nicht. So ganz ist mir das nicht geheuer. Hin und wieder muß ich mich der Vernunft beugen. Auch wenn es schwer ist.

    Den „Weichklopf-Trick“ kannte ich bis dato nicht, ein Versuch wäre es wert. Bisher liefen sich alle Schuhe früher oder später ein – wobei früher natürlich besser ist. 🙂

  19. Hallo Marcus,
    wenn man mitten im Lauf eine Blase feststellt, ist es eine Pein, weiter damit laufen zu müssen. Ich habe häufig schon Probleme mit Blasen gehabt. Meine Füße sind empfindlich und ich kann Deinen Schmerz daher nach empfinden.
    Hoffentlich klappt der nächste Lauf mit den neuen Schuhen besser!
    Vielleicht vorher ein paar mal beim Spazierengehen tragen? Oder erst mal nur kurze Strecken damit laufen?
    Wünsche Dir auf jeden Fall gute Besserung!
    Liebe Grüße
    Kornelia

  20. Die Blase habe ich am Ende des Laufes festgestellt, Kornelia – sonst hätte ich das natürlich beendet.

    Neue Schuhe sind immer heikel, umso ärgerlicher, wenn es die für mich perfekten Schuhe nicht mehr gibt. Auf die Hersteller darf man sich nicht verlassen.

  21. Gute Besserung!
    Ich bemerke Blasen wenn ich sie auch selten habe erst nach dem Lauf, es waren bei mir aber immer nur kleine bisher und ich pikse die gnadenlos auf auch wenn man das ja nicht soll….ich hoffe die Salbe wirkt weiter so gut und dass Du bald wieder ungestört laufen kannst!
    Liebe Grüsse Marlene

  22. Danke Marlene! Ich steche sie ebenfalls auf, schon immer. Und bis auf eine Ausnahme – die sich etwas heikel gestaltete – verschwanden sie dann bald wieder. Blasen sind immer unangenehm, kommen schnell und gehen langsam.

  23. makrillo Says:

    Also eine Frage hätte ich dann schon gern noch beantwortet.
    Fußblasen liebe ich schon deshalb weil sie wieder heilen. Letztlich machte ich diese Erfahrung durch neue Touristic-Walking-Schuhe bei täglichen 20 +/- km Strecken. Die Schuhe sahen gut aus aber erst wurde die Ferse strapaziert und durch Ausgleichsbelastungen der Ballen. Das alles einseitig links. So musste ich täglich die Füße, statt einmal die Schuhe einlaufen. Jetzt ist endlich wieder top und eine Lehre für die Zukunft. Aber die Schuhe trage ich immer mal wieder.
    Zweite Erfahrung: zu kleine Schuhe bringen… aber das Führt zu weit.

    Also welche Lauf-Schuhe trägst du nun mit den wunden Füßen?
    Die Neuen?

    Beste Wünsche.

  24. Die Optik ist mir völlig egal; nach kurzer Zeit sehen die sowieso nicht mehr „hübsch“ aus. Zu kleine Schuhe sind unangemessen, die sollten schon passen, nur kann man das nicht immer im Geschäft perfekt testen. Das zeigt sich erst unter Belastung.

    Die neuen Laufschuhe trage ich erst wieder, wenn die Blase verheilt ist – solange die alten. Ich riskiere da nichts.

    Schmerzfreies Laufen!

  25. Hallo lieber Marcus,

    ich wünsche dir und deinen Füßen gute Besserung! Wenn du schon auf 3km zurückgehst, muß der Schmerz schon arg sein…
    Aber das wird schon wieder – bei der Pflege! 🙂

    Viele liebe Grüße
    Petra

  26. Danke, liebe Petra! Im Gegenteil, ich hatte keine Schmerzen mehr. Darum fiel mir das ja so schwer. Das war eine Vorsichtsmaßnahme, weil mir die Blase nicht geheuer erschien, doch jetzt sieht es besser aus.

    Dennoch, mit Blasen sollte man nicht laufen, entsprechend meine Zurückhaltung. Freud und Leid eines Täglichläufers. 😉

  27. Hallo Marcus,
    lange hab ich mich hier nicht gemeldet, dennoch ab und zu mitgelesen. Heute mal wieder ein Lebenszeichen von mir. Wenn ich mir neue Laufschuhe zulege, dann immer dann, wenn ich noch genug andere Exemplare „laufen“ habe. Und die ganz neuen, die werden im Alltag eingetragen. Also nicht beim Laufen sondern beim Gehen. Das kann ich nur empfehlen.
    Sonst gibt es noch zu berichten, dass ich weiterhin täglich laufe, mittlerweise das erste Jahr vergangen ist und es mir gesundheitlich nach wie vor sehr gut geht. Auch und vor allem orthopädisch, was eine große Freude ist.
    Ich wünsche Dir weiterhin eine schöne Adventszeit, demnächst blasenfrei.
    Silke

  28. Hallo Silke,

    es ist schon so, sobald man nicht mehr auf einer gemeinsamen Plattform agiert, verläuft sich das leider. Ja, ich versuche auch relativ früh, neue Laufschuhe zu erwerben, dieses Mal war das leider erfolglos. Die im Alltag zu tragen, ist natürlich eine gute Idee, aber ich persönlich trage Laufschuhe wirklich nur beim Laufen.

    Zu Deinem ersten Täglichlaufjahr gratuliere ich Dir! Die Zeit ist schneller vergangen, als Du je gedacht hättest, korrekt? 🙂 Ich hoffe, Du bleibst weiterhin dabei und daß Deine Gesundheit auch immer positiv mitläuft!

    Ebenfalls eine wunderbare Vorweihnachtszeit und schöne Läufe, täglich!

  29. […] für mich. Nach einigem Zaudern erwarb ich neue Schuhe und mußte die Entscheidung sofort mit einer Blase bezahlen, die glücklicherweise schnell verheilte. Am 02.12. trug ich im aktuellen Winter das erste […]

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