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MURKS par EXCELLENCE

Posted in Ausrüstung on 7. Dezember 2014 by Täglichläufer

„Ich pflege keine Laufschuhe, ich ruiniere sie – und das zügig.“ Fürwahr, dieses alte Zitat von meiner Wenigkeit gilt bis heute uneingeschränkt und preist derzeit eine Aktualität, die ihresgleichen sucht. Freilich, ich bin mitnichten ein repräsentativer Läufer, der Laufschuhe im Kontext der Qualität objektiv beurteilen darf. Ich laufe keine zwei Marathon im Jahr, ich laufe nicht zweimal in der Woche und läute kein sogenanntes „Saisonende“ im Juli ein, weil es zu kalt, zu heiß, zu windig, zu windstill, zu naß, zu trocken oder was weiß ich ist; ich liebe es auch bei Regen und Schnee zu laufen und ich schleiche weiterhin nicht durch die lieben Wälder, denn ich r e n n e und überhaupt – ich bin kein Otto-Normal-Läufer. Ich laufe ausnahmslos täglich, irrelevant, welche Witterungsbedingungen herrschen mögen; zudem zähle ich mich nicht unbedingt zu den kleinen Menschen, soll heißen, ich bin zwangsläufig in der Konsequenz nicht wirklich ein Leichtgewicht und nicht zuletzt habe ich in diesem Jahr bereits (einschließlich heute) 4719 Kilometer absolviert. Das ist mir alles bewußt und entsprechend sind meine Anforderungen an adäquate Schuhe nicht sonderlich ausgeprägt, geschweige denn exorbitant. Und doch, und doch darf ich doch ein Mindestmaß an Güte und Niveau erwarten!

Allein erreicht die Qualität offenkundig nun neue Höhepunkte. Oder vielmehr Tiefpunkte? Am 28.04.2014 habe ich zwei neue Laufschuhpaare erstanden; eines davon weihte ich sodann am 29.04. ein und ich gestehe, ich trug sie durchaus gern und in manchen Wochen täglich – in anderen Zeiten allerdings nur jeden dritten oder vierten Tag. Gestern trug ich die Laufschuhe indessen zum letzten Mal (am 06.12.2014!!!), da die Beschädigungen mittlerweile einen unschönen Grad erreicht haben. Vorne sind Löcher aufgetreten (bei beiden Schuhen) und besonders die Seiten sind in extremer Form aufgerissen. Hier muß ich anmerken, daß ich die Exemplare nicht als Testmuster für Äxte oder Hellebarden verwendet habe, sondern ganz banal zum – Täglichlaufen. Das Innenleben der Schuhe ist bereits nach sieben oder acht Laufeinheiten nachdrücklich beschädigt worden und wenn die Qualität in den vergangenen Jahren mehr und mehr abnahm, so ist mit diesen Schuhen wahrlich eine neue Ebene im negativen Sinn realisiert worden. Mein Respekt an den Hersteller.

Ich werde das Unternehmen an dieser Stelle nicht benennen, denn dieser Murks aus Vietnam oder Indonesien ist zu beschämend für eine Firma dieser Größe. Schließlich handelt es sich nicht mehr um irgendwelchen „Murks“, nein, das ist MURKS par EXCELLENCE, der wahrlich nur noch traurig ist. Ein Trauerspiel.

Murks

Der Lauf der Laufschuhe

Posted in Ausrüstung on 5. November 2011 by Täglichläufer

Ich war geneigt, eine zwölfjährige Webblog-Pause einzulegen; um mein zwölfjähriges Täglichläufer-Nichtjubiläum würdig zu begehen, jedoch – wie man sieht… – – –

Laufschuhkauf. Ein furchteinflößendes Wort. Und erst die grauenerregenden Vorstellungen, welche diese wenigen Buchstaben suggerieren. Welch ein Alptraum; ein wiederkehrender. Wieder und wieder. Von der Realität ganz zu schweigen. Und doch, die bewußte Konfrontation mit dieser Thematik ist unausweichlich – als Täglichläufer kann ich ihr leider nicht entgehen. Wie könnte ich auch? Freilich, an einer mehr oder weniger adäquaten Auswahl mangelt es mit Sicherheit nicht, allein zeichnen sich die meisten Exemplare durch ihre Winzigkeit aus und scheinen somit für Zwergenfüße konzipiert zu sein. Wer nicht der zugegeben – höchst fragwürdigen – Norm entspricht, steht vor Problemen. Doch welch ein Glück, wie langweilig wäre es, einer „Norm“ der törichten Allgemeinheit zu entsprechen? Hierbei sei wiederholt erwähnt, daß die sogenannte „Qualität“ mehr als sekundär für mich ist, da ich jeden Schuh im Kontext meines Täglichlaufens mit Vehemenz ruiniere. Eine „Qualität“ existiert schlichtweg nicht.

Wie dem auch sei, vor kurzem ward mir das Glück hold und ein standesgemäßes Paar Laufschuhe lachte mich an – selbstverständlich in schwarz. Und ja, ich lächelte zurück und just diese Schuhe füllen nun meinen Bestand auf. Spätestens zu jenem Zeitpunkt beschloß ich, auf ein uraltes wie betagtes Exemplar zu verzichten, welches seit langer Zeit für genußvolle Regenläufe vorbehalten war – im Rahmen der hochexklusiven Edel-Uboot-Kollektion. Ihr Zenit war nicht nur erreicht, sondern weit überschritten – das nahende Ende nur logisch. Zudem trug ich sie mehr als selten, was noch übertrieben ist. Indessen entwickelten jene Schuhe ein bis dato nicht gekanntes Eigenleben und vollzogen ihre gleichsam angsterfüllte und rasante Flucht. Durch jahrelanges, extrem hartes Täglichläufertraining waren sie fast nicht mehr einzuholen.

Ich setzte mein grünes Barett auf und eine gnadenlose Hetzjagd durch die finsteren Wälder begann; was für ein Aufruhr in der beschaulich, stillen Einsamkeit! Eine Sondereinheit der Polizei und eine Kompanie Panzergrenadiere beteiligten sich engagiert und brachten prompt ihre SPZ in Stellung. Sozusagen grüne Findlinge. Durch tiefste Täler und höchste preußische Berge entspann sich die unbarmherzige Jagd. Halt, an dieser Stelle sei die Flucht als Märchen enttarnt, denn der Wissende weiß, daß in meinem Laufareal weder Erhöhungen noch Berge zu finden sind. Demungeachtet gelang mir das Unmögliche und ich erlegte selbige – was durchaus wörtlich interpretierbar ist, wie nachfolgendes Photo beweist.

Einmal mehr vergehen damit bewährte Schuhe für immer in die endliche Haltbarkeit ein. Der Lauf der Laufschuhe. Neue kommen, alte gehen. Und wenn mein Bestand an Laufschuhen derzeit akzeptabel aufmunitioniert ist, so konstatiere ich, nach dem Laufschuhkauf ist vor dem Laufschuhkauf – das Grauen wird sich fortsetzen.

Auf Tauchstation

Posted in Ausrüstung on 14. August 2011 by Täglichläufer

Ein Rudel U-Boote auf Schleichfahrt. Der Kaleun übernimmt höchstpersönlich die Peilung. Auf Grund seiner Kompetenz erkennt er sofort die „Lage Null“ und ergreift umgehend Abwehrmaßnahmen. Bevor er das Seerohr, auch Spargel genannt, einfahren läßt, sieht er noch am Firmament die schwarze Flagge im Wind wehen; gekreuzte Laufschuhe lassen sich darauf ausmachen. Der Täglichläufer. Er kommt. Unaufhaltsam. Nun existiert nur noch eine Alternative: ALARMTAUCHEN. Auf Tauchstation. Ping. Ping. Ping.

Nach dieser maritimen Einleitung ist es keine Überraschung, daß ich mich heute meiner U-Boot-Kollektion widmen werde. Das leuchtende Ziel all meiner Laufschuhe ist es, in jene würdige Kollektion der Einzigartigkeit aufgenommen zu werden. Und nach wie vor gilt meine gelobte Devise: „Ich pflege keine Laufschuhe, ich ruiniere sie – und das zügig“. Entsprechend rasant wird das propagierte Ziel realisiert. Doch nun mußte ich mich von einem besonderen Paar trennen, welches ich sehr liebgewonnen habe. Wenn man in diesem Kontext überhaupt von „liebgewinnen“ reden kann. Ich habe angenommen, daß ich jenes Paar vielleicht zwei Jahre oder mehr gequält habe, doch dies war ein Trugschluß. Erst im Mai vergangenen Jahres habe ich selbiges erworben, womit ich nicht gerechnet hätte. Subjektiv verzerrte Wahrnehmung. Bei diesen Exemplaren handelte es sich wie stets um die mysteriöse Marke, die aus dem geheimnisvollen Ort stammt, wo selbst Fürsten Schmerzen im Rachen haben. Angemerkt sei an dieser Stelle, daß es sich im aktuellen Beispiel nicht um Murks aus Vietnam, sondern um Murks aus China handelte. Doch halt, das wäre ungerecht. Die Qualität der Schuhe entsprach zwar auch nicht mehr der gewohnten Wertigkeit der Vorjahre, demungeachtet war sie schlußendlich akzeptabel.

Eine intensive Kilometerrelation kann ich leider nicht herleiten. Ab Kaufdatum bis Jahresende lief ich im Jahr 2010 – 3171 Kilometer. In diesem Jahr absolvierte ich bisher 3155 Kilometer. Addiert ergibt dies 6326 Kilometer und vermutlich gehen 3000 Kilometer oder mehr auf ihr Konto und ja, sie haben sich bewährt. Viele spannende Begebenheiten haben wir zusammen erlebt. Nachdem ich sie Anfang des Jahres mit einer Wassertaufe als U-Boot würdig klassifiziert habe, haben sie nun ihre gemäße Bestimmung erreicht und werden ausgemustert. Nun sind sie gesunken, endgültig – und verwittern auf dem Grund des Meeres. Auf Tauchstation. Ping. Ping. Ping.

Murks aus Vietnam

Posted in Ausrüstung on 21. Juni 2011 by Täglichläufer

Es war einmal vor gar nicht langer Zeit. Weit, sehr weit von den Bergen im Süden entfernt lebte in nördlicher Richtung in preußischen Landen ein kleines Männlein, welches es von Herzen liebte, täglich zu laufen. Halt! Nein! Heute verzichte ich auf die Stilform des Märchens und konzentriere mich auf die schnöden Fakten. Täglichlaufen und Schuhe. Ein endloses Trauerspiel für mich, worauf ich nur zu gern verzichten würde. Als Täglichläufer mit ungefähr 4800 Kilometern pro Jahr – mal mehr, mal weniger – habe ich den Satz für mich geprägt: „Ich pflege keine Laufschuhe, ich ruiniere sie – und das zügig“. Dies versteht sich von selbst und liegt in der Natur der Sache. Ich präferiere eine bestimmte Marke und zwar jene aus dem geheimnisvollen Ort, wo selbst Fürsten Schmerzen im Rachen haben; damit sei hinsichtlich der Herkunft alles gesagt. Insgesamt betrachtet, war ich bis dato sehr zufrieden damit und kann nur loben. Freilich vollzog sich die Verwandlung meiner Laufschuhe in die würdige Uboot-Kollektion stets rasant. Demungeachtet waren jene Modelle qualitativ durchaus hochwertig. Doch mittlerweile bin ich, gelinde formuliert, etwas enttäuscht – da sich die Rasanz der Zerstörung in Lichtgeschwindigkeit zu entwickeln scheint und auch bei mir selbst Schmerzen verursacht, wenngleich nicht im Rachen.

Denn die letzten Exemplare, stilecht in Vietnam produziert; ohne Kosten und Mühen zu scheuen, sind schlichtweg Murks – das sei vorweg angemerkt. Nach nicht einmal fünf Wochen verschwanden die Rückwände im Schuh respektive wurden durchlöchert und sind weiter in der Auflösung begriffen. Wie schnell dieser Prozeß bei einem weiteren Schuhpaar auftrat, traue ich mich gar nicht hier zu erwähnen. Man beachte die Photos des Paares. Und nein, ich führe während meines Täglichlaufens keine knabbernden Mäuse als Untermieter mit mir.

Und das, obwohl das Gros der Belastung im vorderen Teil der Modelle anzusiedeln ist – und nicht im rückwärtigen Bereich. Natürlich ist mir bewußt, daß diese Schuhe nicht für die Inanspruchnahme eines Täglichläufers konstruiert sind; dennoch darf ich wohl erwarten, daß die Laufschuhe länger als vier Wochen durchhalten – ohne gleich mit Löchern aufzuwarten. Oder ist dies vermessen? Ein Mindestmaß an Qualität? Fehlanzeige. Zudem derlei in den vergangenen Jahren nicht im Ansatz vorkam. Mit anderen Worten, die Qualität hat bedeutend nachgelassen. Eigentlich traurig. Besonders für ein Unternehmen dieser Größe, auf diesem Niveau.

Das Leben strebt nach Ausgewogenheit. Im April lobte ich noch meine einstigen Lieblingsexemplare (siehe unten), hergestellt von dem gleichen Unternehmen, um nun die neuen Schuhe als Murks aus Vietnam zu bewerten. Das Gleichgewicht ist wiederhergestellt. Das Leben hat Recht. Selbst bei diesem leidigen Thema.

Die Mär von den Laufschuhen

Posted in Ausrüstung on 9. April 2011 by Täglichläufer

Ein malerisch verwittertes Holzhaus einsam und verlassen, mitten im tiefen Forst. Eine gediegene Atmosphäre, Stille. Im Kamin prasselt ein wohlig warmes Feuer, die Flammen tanzen flackernd hin und her, bilden absonderliche Schatten, die nach ihren Gesetzen mysteriöse Gestalten an die Wand werfen. Draußen stürmt es ohne Unterlaß und der Regen schmiegt sich traurig an die Fenster, weint melancholisch hernieder. Auf der rückwärtigen Seite des Hauses klappert ein loser Fensterladen immer wieder rhythmisch im Wind. Ich begebe mich in den alten Schaukelstuhl, der mein Gewicht knarzend goutiert und setze meine große Brille auf und öffne das mächtige wie uralte Märchenbuch und beginne leise schaukelnd vorzutragen, während die Witterungsmächte, der Laden und das rotgoldene Feuer ihren eigenen Tanz leben.

Es war einmal vor gar nicht langer Zeit. Weit, sehr weit von den Bergen im Süden entfernt lebte in nördlicher Richtung ein kleines Männlein, welches es von Herzen liebte, täglich zu laufen. Sogar eine stolze Dekade in diesem natürlichen Stil sollte es vollenden. Die anderen Bewohner in jenem preußischen Tal, die ihn täglich laufen sahen, wunderten sich schon lange nicht mehr, wenngleich sie sein kauzig stures Agieren nie verstanden. Es soll sogar possierliche Zwerge gegeben haben, die ihm Verrücktheit unterstellten oder seine Konzeption gar als Zwang interpretierten; selbstverständlich unwissende Wichtel, die entweder selbst nicht liefen oder keine wahre Liebe zum Laufen entwickeln konnten – und freilich nie mehrere Jahre täglich liefen, um das wirklich beurteilen zu dürfen, was sie nicht daran hinderte es dennoch zu tun. Eines fernen Tages befand sich das täglichlaufende Wesen wieder einmal im dunklen Wald, der Regen prasselte unaufhörlich zu Boden und bildete expandierende Wasserlachen als urplötzlich und sehr geräuschvoll, doch halt – Ende! Dies ist eine andere Geschichte, ich habe mich in der Seite geirrt. Sodann blättere ich weiter…

Wohlan, es war einmal in einer bequemen und bewegungsfeindlichen Gesellschaft, in einer Pseudogemeinschaft, die nur eine einzige Wertvorstellung besaß, die Jagd nach Gold, Edelsteinen und Reichtum. Ein absonderliches Königreich, bedeutungslos regiert von einer pummeligen Monarchin mit knuffiger Haartracht und ewig liebreizend lächelnd mit niedlich nach unten zeigenden Mundwinkeln und urkomischen Lakaien, die stets lustige Reden schwangen, aber nie sinnvoll handelten. Am besten ließ sich das Volk manipulieren, wenn es – wie schon zu allen Zeiten – unwissend gehalten wurde; Mythen und Märchen waren allenthalben an der Tagesordnung. Viele Sagen beherrschten damals das Denken der einfachen Menschen. In meinem Vortrag geht es heute um die alte Mär von der Haltbarkeit von Laufschuhen – schließlich ist das hier mehr oder minder ein Laufblog, gell? Doch weiter im Text.

Mächtige Hexenmeister stellten selbige alchemistisch her und warfen sie unter die wenigen Sportbegeisterten im sonst primär träge eingestellten Volk und ihre Legionen an Vasallen propagierten im ganzen Märchenreich – an allen möglichen und unmöglichen Orten ihre Thesen. Damit sie noch mehr Laufschuhe verkaufen konnten, ersannen sie nämlich böse Banne und verbreiteten seltsame Gerüchte. Die Schuhe müssen nach 500 Kilometern, aller spätestens aber nach 1000 Kilometer ersetzt werden. So stand es geschrieben. Und manche Wesen sprachen gar von 250 Kilometern – Kompetenz kraft eines unsportlichen Lebens im Sinn der Gewinnmaximierung – so drang es in mein Gehör. Einfluß nehmende Faktoren wie Gewicht, spezielle individuelle Nutzung, Belastung, wirklicher Zustand etc. blieben an diesem Pauschalurteil selbstredend unbeachtet. Auch sollte man seine Schuhe im steten Wechsel tragen, nie die gleichen über einen längeren Zeitraum. Und nur jene Exemplare, die mit viel Edelsteinen aufgewogen wurden, sind von guter Qualität, munkelten betörende Stimmen.

Ja, ich liebe noch heute Märchen. Auch wenn sie Unsinn sind, wie definierte Kilometerangaben im Kontext der Nutzung von Laufschuhen. Real existieren keine expliziten Kilometergrenzen, um seine Schuhe zu ersetzen. Zahllose Aspekte bedingen die Haltbarkeit von Laufschuhen. Man sollte immer selbst entscheiden, ob sie noch adäquat sind oder nicht und dies nicht von starren Werten abhängig machen, die fern der Realität propagiert werden. Aktuell mußte ich mich von einem Paar trennen, welches weit über 3500 Kilometer (geschätzt) hinter sich hat. Der Wert ist noch untertrieben. Irgendwann klassifizierte ich sie als Teil meiner edelexklusiven Uboot-Kollektion. Bei meinem letzten Flutlauf trug ich selbiges Paar noch und bis auf die gewohnten Löcher war es durchaus akzeptabel. Dennoch kamen sie mir vor kurzem suspekt vor und ein mehr oder weniger schwacher Griff löste die letzten miteinander verbundenen Löcher und der Schuh war somit unbrauchbar. Wobei der Gesamtzustand insgesamt gar nicht in dem Maße desaströs erschien. So mußte ich mich leider von einem meiner Lieblingspaare endgültig verabschieden, die mich bei vielen wunderbaren Läufen begleitet haben; allerdings auch ihren Teil hinsichtlich meines letzten Sturzes beitrugen.

Unmittelbar danach erwarb ich zwei neue Paare und oh grundgütiges Wunder, ich bekam sofort welche in US-Größe 12. Das seltsame Land hinter den sieben Bergen bestimmt auch in meinem kleinen Königreich die Größenangaben. Wenn Märchen wahr werden. Die sehr freundliche Fee empfahl mir erneut ein unverzichtbares Pflegemittel, um die Neuerwerbungen langfristig zu pflegen. Einmal mehr antworte ich: „Nein danke. Ich pflege meine Laufschuhe nicht, ich ruiniere sie“ – aber nicht unbedingt gleich nach 250 Kilometern. Was der besagte Hexenmeister mit seiner Schuhfabrik als gar nicht amüsant erachtet. So läuft das dunkel gekleidete Wesen weiterhin täglich in seinen Wäldern, springt über Wanderwurzeln und spricht mit den Tieren wie in der Fabel und schert sich nicht ein Deut um Mythen und Legenden, die von unwissenden und goldgierigen Mächten lanciert werden. Und wenn er nicht gestorben ist, ja, dann läuft er sogar noch heute täglich – aber nur wer sich leise aufmerksam im Wald bewegt, kann das scheue Männlein von kleiner Gestalt vielleicht erspähen.

Schmerzhafte Akzeptanz

Posted in Ausrüstung, Gesundheit, Selbstdisziplin on 7. Dezember 2009 by Täglichläufer

Meine Geduld verflüchtigte sich. Endgültig. Am vergangenen Freitag erwarb ich neue Laufschuhe. Auf Grund der Größenthematik zwar nicht mein favorisiertes Exemplar, doch ein Modell des gleichen Herstellers. Optisch betrachtet, sind die Unterschiede nur nuancenartig. Am Samstag absolvierte ich den ersten Testlauf, 14 Kilometer. Zu Beginn stellte ich keine Unwägbarkeiten fest, vom vierten bis ca. siebten Kilometer liefen sie sich sehr unangenehm, rechts drückte es – um anschließend ein wunderbares Laufgefühl zu etablieren. Sie fühlten sich sehr leicht bis fast nicht vorhanden an. Die Überraschung folgte schnellen Schrittes; just in jenem Moment, wo ich kurz vor Ende das erste Mal anhielt. Mein linker Fuß fühlte sich seltsam an, das eigentümliche Empfinden einer unsäglichen Blase. Als ich die Treppe hinunter ging, spürte ich plötzlich den aufwallenden Schmerz. Nach vielen Jahren problemlosen Laufschuhkaufes mit sich anschließenden perfekten Laufen – war mir dieses Mal das Glück nicht hold. So sei es.

Und so gehe ich derzeit wie ein alter Mann, partiell humpelnd. Die Schmerzen sind nicht unerheblich. Freilich, ich kann nun jammern und sie verdammen, doch was nützt dies? Ändert das etwas? Nein. Schmerzen kommen. Schmerzen gehen. Der weisere Weg kanalisiert sich in der Tatsache sie als das anzunehmen, was sie sind – ein Signal meines Körpers an mich selbst. Natürlich ist das tägliche Laufen dem Heilungsprozeß nicht sonderlich zuträglich; früher legte ich deswegen Ruhetage ein. Aber damals wußte ich das nicht besser und meine Definition von Selbstdisziplin war eine andere, eine schwächlichere Ausgabe meiner selbst. Glücklicherweise sind die Schmerzen im Laufschritt viel leichter zu ertragen – solange keine gravierenden Unebenheiten auftreten, reduzieren sie sich auf ein akzeptables Maß. Weiterhin sorgen sie für ein Trainieren der persönlichen Schmerzintensität, soll heißen, auch in Widrigkeiten sind Chancen verborgen, man muß sie nur sehen.

Ich war schon immer ein Feind von pharmazeutischen Produkten. In meinem bisherigen Leben nahm ich noch nie eine Tablette oder konsumierte sonstige medizinische Erzeugnisse – von flüssiger Medizin als Kleinkind abgesehen. Schon als Kind entwickelte ich eine Abneigung in diese Richtung. Dennoch, Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich habe zum ersten Mal eine Wundsalbe benutzt, die Brigitte in intensiver, mühevoller Arbeit hergestellt hat. Wie viele Blasen ich in meinem Läuferleben schon hatte, ist mir unbekannt – es dürften sehr viele gewesen sein. Entsprechend ist mir der Heilungsprozeß en détail vertraut, doch solche Fortschritte, wie ich sie dank der Salbe beobachten durfte, sind mir gänzlich neu. Liebe Brigitte, meinen verbindlichsten Dank für Deine bewährte Wundsalbe – ich bin wirklich begeistert! Und das will etwas heißen.

Wenn sich auch die Schmerzen in einem akzeptablen Rahmen bewegen, ist mir bewußt, daß in meinem aktuellen Beispiel weniger Kilometer mehr sind. Die Erkenntnis daraus, offenbart sich in einer reduzierten Intensität – und das ist die wahre Herausforderung. Gestern im strömenden Regen bei einer unsagbar greifbaren Einsamkeit und heute früh im wunderbarsten Sonnenschein bei belebenden 08 C° sich in seiner Lauffreiheit zu beschränken – fällt mir alles andere als leicht. Demungeachtet sind das die Momente, die den Wert meiner Täglichläuferphilosophie definieren. Sich über die Unzulänglichkeiten des Körpers hinwegzusetzen und die verinnerlichte Selbstdisziplin auch unter Schmerzen fortzuführen, gehören für mich selbstredend auch zum Täglichläuferdasein. Kein Grund zum Verzagen. Wie könnte ich sonst die erhebenden Augenblicke auf den Gipfeln des Täglichlaufens lieben und schätzen, wenn ich nie durch die Täler laufen müßte? Umso größer die Freude, wenn ich zu meiner Standarddistanz zurückkehren werde.

Laufschuhe kaufen oder Consuetudo est altera natura

Posted in Ausrüstung on 29. November 2009 by Täglichläufer

Nun ist er da, der erste Advent. Das Jahr neigt sich seinem Ende entgegen, die scheinbar besinnliche Weihnachtszeit beginnt und wird längst von der Vergangenheit mit offenen Armen erwartet. Genießen wir die bunt dekorierten Tage, sie werden schneller vergehen – als wir uns jetzt vielleicht vorstellen mögen. Ich begrüße die vorweihnachtliche Zeit mit einem Märchen. Stellen wir uns ein brennendes Feuer am offenen Kamin vor, leise knistert das von den Flammen verzehrende Holz – seltsame Schatten werden an die Wand geworfen, unterstützt vom Flackern zahlloser Kerzen. Es ist wohlig warm und ein wunderbarer Duft von frischen Waffeln erreicht unseren olfaktorischen Sinn – tiefes Durchatmen und Aufnehmen der Gemütlichkeit. Nun beginne ich mit leiser Stimme meine Geschichte.

Es war einmal… Vor langer, langer Zeit lebte in einer schönen und wasserreichen Stadt ein kleines Männlein, der für seine natürliche Bewegungsfreude bekannt war. Denn er hatte einst erkannt, daß tägliche Bewegung für den menschlichen Organismus essentiell ist und entsprechend lebte er seine Erkenntnis. Tag für Tag zeigte er seinem Körper die ihm gebührende Wertschätzung und ließ ihn in freier Natur laufen. So kam es, daß sein Verschleiß an Bekleidung und Schuhen extrem hoch war. Dies störte ihn jedoch nicht, da er von Zeit zu Zeit in die weite Welt aufbrach und frohen Mutes loszog, um seinen Vorrat wieder aufzufüllen. Hierbei erlebte er haarsträubende Abenteuer. Doch eines fernen Tages passierte Sonderbares. Das Schicksal wollte es, daß er plötzlich auf einen magisch finsteren Drachen traf, der von einer stolzen Hexe befehligt wurde. Sie trug eine fremdartige schwarze Bekleidung, die in der Sonne erhaben glänzte und hatte lange dunkle Haare, die – doch halt! Dies ist eine andere Geschichte. –

Wie bereits formuliert, ist mein Verbrauch relativ hoch. Alle drei bis vier Monate erwerbe ich neue Laufschuhe, schlichtweg aus dem Grund, weil die sogenannten „alten“ Schuhe – Löcher, Risse etc. p. p. aufweisen und auch sonst in einem jämmerlichen Zustand sind. Zu jenem Zeitpunkt deklariere ich sie als Regenschuhe, soll heißen, sie kommen nur noch bei Regenläufen zum Einsatz – vorausgesetzt, es regnet tatsächlich; dieses Jahr enttäuscht bisher. In der Vergangenheit habe ich viele verschiedene Modelle getestet. Von kostengünstigen, über etwas teurere bis zu Produkten aus dem hohen Preissegment. In der Regel definiert die Läuferwelt die teuersten Schuhe als die besten – was ich definitiv nicht bestätige. Ich lief in günstigen Laufschuhen, die qualitativ sehr hochwertig waren und in teuren Exemplaren, welche erschreckend schlecht waren. Abschließend betrachtet, sind in meinem Fall die Marke und sonstige Indikatoren gänzlich irrelevant – ich ruiniere jedes Fabrikat zügig. Als Täglichläufer mit ca. 90-100 Wochenkilometern dürfte sich das von selbst verstehen, zumal ich keine besondere Rücksicht nehme.

Vor vielen Jahren fand ich mein perfektes Exemplar. Günstig im Preis – auf Grund meiner hohen Kaufintensität durchaus ein gewichtiges Argument und in einer sehr guten Qualität. Am Wichtigsten für mich, ich kann die Laufschuhe ohne Einlaufen sofort für hohe Distanzen verwenden. Ich gestehe, ich bin ein wählerischer Mensch und seitdem ich den für mich perfekten Schuh fand, trage ich nur noch dieses Modell. Es gab Zeiten, da habe ich gleich drei Paare auf einmal erstanden. Im Laufe der Jahre hat der Hersteller diesen Typus immer mal wieder aus dem Programm genommen und durch ein Nachfolgemodell ersetzt, welches in der Optik marginal verändert wurde. Es ist noch nicht lange her, da unterlief mir ein Fehler. Ich erwarb nur ein Paar; jetzt im Nachhinein – ein Fauxpas. Natürlich erstand ich sie in der Annahme, daß ich jederzeit weitere Exemplare erwerben könnte. Ich sollte mich irren.

Seit kurzem versuche ich nun mein seit Jahren favorisiertes Paar zu erstehen. Theoretisch kein Problem, da sie in sämtlichen Filialen existent sind, allein, nicht in meiner Größe. Sämtliche Versuche der zuvorkommenden Angestellten zum Trotz war es bisher nicht möglich, diese Laufschuhe explizit in meiner Größe zu bekommen. Apropos, die Größenangaben bieten generell Anlaß zur Kritik. Selbige sind in amerikanische über englische bis japanische Maße angegeben. Wo bleibt die deutsche Größenangabe? Wieso muß ich mich als Deutscher in Deutschland mit US-Größen auseinandersetzen? Absurd. Sicherlich wird in diesen Ländern dafür die deutsche Größe angegeben. Und selbst das Internet mußte bei meiner Suche passen.

– So zieht der wackere Recke weiterhin in die weite, unbekannte Welt, stets auf der Suche nach seinen geliebten Laufschuhen. Wer weiß, vielleicht findet er hinter den riesigen Bergen eine versteckte Höhle mit einem geheimen Zugang; in jener ein mysteriöser Schatz versteckt ist: Laufschuhe in US-Größe 12 – bewacht von einem magischen Drachen und einer lieblichen Hexe. Und wenn er nicht gestorben ist, so sucht er noch heute.