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Täglichlaufen. 17 Jahre in Serie.

Posted in Täglichlaufen. 17 Jahre. on 18. März 2018 by Täglichläufer

Wieder ist ein langes und kurzes Jahr in dem allgewaltigen Folianten der lieblichen Zeit mit einzigartigen Lettern eingetragen worden. Für immerdar und für alle Zeiten. Einmal mehr. Und wie bereits der Titel dieser meiner Seite hier impliziert, habe ich tatsächlich jeden einzelnen Tag in diesem Abschnitt mit einem entsprechenden Lauf gewürdigt und so darf ich heute den absoluten Höhepunkt in diesem Jahr begehen, nein, wahrhaft feiern: 17 Jahre Täglichlaufen in Serie. Ich bin mir bewußt, hierbei handelt es sich mitnichten um eine Selbstverständlichkeit – im Gegenteil. Ich werde das nicht weiter ausführen – zu oft habe ich das fragile Konstrukt Täglichlaufen thematisiert und ich darf annehmen, es ist alles in diesem Kontext gesagt, respektive von mir niedergeschrieben worden.

Dennoch, an die „16 Jahre“ habe ich mich längst gewöhnt und war ihrer latent überdrüssig und so heiße ich die „17“ sehr gern willkommen und muß mir eingestehen – diese Zahl gefällt mir außerordentlich. Wenn mir das jemand vor 25 oder 22 Jahren prophezeit hätte – ich hätte unverzüglich eine Serie im Endloslachen begonnen. Ausgerechnet der größte Lauffeind, den man sich vorstellen kann, realisiert solch ein Unterfangen, ohne es überhaupt zu wollen; geschweige denn, es in einem fokussierten Bewußtsein zu betreiben. Doch vielleicht erfüllte ich gerade damit die Grundvoraussetzungen, mein Täglichlaufen in dieser Art und Weise zu beginnen, zu formen und schlußendlich zu leben. Wie dem auch sei – das Leben hat Recht. Der heutige Jubiläumslauf begann indes unschön, da mich eine Frau überfahren wollte – der erste Fastunfall in diesem Jahr – und ja, allzu viel fehlte nicht, um meiner Intention ihren finalen Schlußpunkt zu geben; das Datum wäre angemessen gewesen. In solchen Situationen erfährt man eine gewisse Demut, die dem Täglichlaufen zuträglich ist.

In den vergangenen Tagen ist es mir öfter schwer gefallen – mental, nicht körperlich – aus dem warmen Bett zu fallen, um hernach in den eiskalten Frostwald einzufallen, flankiert von unbändigem Sturm – trotz all meiner Liebe zu jenen prachtvollen Witterungsbedingungen – waren die letzten Meter zu diesem Ausnahmejubiläum durchaus anspruchsvoll. Glücklicherweise! So erhöht sich der Wert dieses Tages um ein Vielfaches für mich. So bleiben diese letzten 17 Jahre ein unfaßbares und unbegreifliches Geschenk, welches sich mit allen Juwelen der Welt nimmermehr erwerben läßt; man kann es nirgendwo erstehen oder auch nur in schnöde Worte kleiden – diese Kostbarkeit generiert sich nur aus sich selbst heraus – aus mich selbst heraus, aus meiner belanglosen Wenigkeit. Tage kommen, gehen. Verblassen, verwehen. Vernehmliche Stille. Absolute Einsamkeit entfaltet sich greifbar. Verdichtete Finsterwolken. Tiefe Versunkenheit. Abgeschiedene Weite. Vollendeter Frieden. Trunken vor Glück. Das leben, was man liebt und lieben, was man lebt.

Wohlan, das ist es. Nun habe ich es in der Tat vollbracht – 17 Jahre Täglichlaufen – in Serie. Es gibt keine Worte dafür, diese Kostbarkeit hier gebührend festzuhalten, zu würdigen. Der bedeutendste Schatz bildet in diesem Zusammenhang meine Laufdokumentation, die jeden einzelnen Lauf belegt – wie gerne verliere ich mich in den Erlebnissen der täglichlaufenden Vergangenheit. Mir ist bewußt, daß ich das in meinem Leben nie wieder reproduzieren kann, darf und werde – was ich wahrscheinlich auch gar nicht wollen würde – und die daraus kausal resultierende Wertschätzung – explizit auf die Zukunft bezogen – kann ich ebensowenig in Worte gießen. Was bleibt also? Das Wissen, mein Täglichlaufen von grundauf zu lieben und zu leben. In allen Facetten, in allen Nuancen – bedingungslos. Der gigantische Stolz auf mich selbst, auf mein Täglichlaufen bleibt indessen immer bestehen. Fürwahr. Morgen beschreite ich diesen meinen Pfad erneut und gehe den Weg weiter in die noch nicht geborene Zukunft – bis er irgendwann endet. Wo sind nur all die Jahre geblieben?