In der heißen Sommernacht zum 21.06. verdunkelte sich das weite Firmament der Unendlichkeit, der leuchtend blaue Himmel wurde von finsterem Gewölk regelrecht aufgesogen und scheinbar für immerdar verschluckt. Eine gnadenlose Finsternis obsiegte, die freilich nicht absolut regierte, sondern mit roten Farbtupfern gepunkteten Wolkenschiffen einherging, die auf der Atmosphärenbühne unaufhaltsam aufzogen. Und so begann es, die heulende Parade der Sturmregenten marschierte mit ungekannter wie unbarmherziger Macht auf und lud ein – zum Gewitterspektakel der Fährlichkeiten. Vereint mit Starkregen sollte das brausende Schauspiel mehrere Stunden andauern. Lichtblitze zuckten verhängnisvoll, erhellten in beeindruckenden Momenten das tiefschwarze Himmelshabitat; Donner grollte ungestüm. Die säuselnden Windböen demonstrierten ihre Allgewalt kaltlächelnd ohne jedwede Rücksichtnahme, spielten ihre ureigene Melodie und tanzten lärmend hernieder und vernichteten alles, was heldenhaft wagte, sich ihnen entgegenzustellen und den einzigartigen unausgesprochenen Tribut nicht entrichten wollte. Unsichtbare Sturmhände griffen gierig ächzend nach den hehren Bäumen, zerrten brutal an ihnen; die ihre unschuldigen Äste wehrhaft hoch empor gen Horizont streckten, um sie voller Zorn dem kostbaren Leben zu entreißen.
Doch jene widersetzten sich kühn und gaben sich der trügerischen Hoffnung hin, die aufgehende Morgensonne mit ihrem grünen Blattwerk wispernd begrüßen zu dürfen. Sie sollten sich irren. Lauthals tobend intensivierten sich die wütenden Windreiter und galoppierten rasant durch den verletzenden, wehenden Weltgesang, der an uralte Zeiten erinnerte, die doch nicht mehr sind; es währte nicht lange und die ersten Äste brachen sodann in den wartenden Tod und die mit unbändiger Kraft behandschuhten Sturmhände verbanden sich eisern mit den Hünen der floralen Welt, um sie hernach diktatorisch dem Boden für alle Zeitenreiche zu entreißen und den Ästen in die Endlichkeit folgen zu lassen. Der behutsamen Verrottung respektlos preisgegeben. Gefallenes Leben. Wer mit stolzer Stärke verharrte, strebte verdrossen in das Totenland, die biegsamen und augenscheinlich schwächelnden Schilfwälder jedoch, feierten wiederholt ihren überlebenden Triumph. Indessen stimmten die Vertreter der Haine ihr trauriges Klagelied an, ein herzzerreißender Hauch von Schmerz erfüllte die düstere Natur, nur begleitet von Melancholie, die sich allenthalben entfaltete. Ein leises Wimmern in der schwarzen Nacht. So zieht er also von dannen, der traurig, melancholische Sturm… – –
…und offenbart uns beschränkten Menschenwesen unsere Ohnmacht wie Bedeutungslosigkeit. Dieses eben beschriebene nächtliche Ereignis suchte an lokaler Zerstörungskraft seinesgleichen. Selbst der Orkan „Kyrill“ im Januar 2007 war im direkten Vergleich nur eine unbedeutende Brise. Mein Damm gleicht einem Schlachtfeld und zahlreiche Bäume – so viele wie nie zuvor – fielen dem vergessenden Tod anheim. Mein Täglichlaufen wird derzeit durch dementsprechende Klettereinlagen garniert. Solange ich laufe, gehörten die Bäume zu meinen stillen Beobachtern, nun ist ihr Leben endgültig verloren. Alles hat seine Zeit. Gefallene Liebe, gefallenes Leben.