Zugegeben, das Thema meines folgenden Artikels ist ein alter Hut. Ich hatte nie die Absicht diesen Irrsinn zu thematisieren. Doch die heutige Frühstückslektüre, die mich eminent aufregte, zwingt mich dazu. Es geht ganz simpel um die deutsche Sprache, bzw. Anglizismen – vor allem auch im Alltag. Vorweg, mir ist die Globalisierung der Sprachen durchaus bewußt – dies ist eine natürliche Entwicklung und ergibt in vielen Bereichen Sinn. Das setzt freilich ein korrektes Operieren voraus. Dagegen ist selbstverständlich nichts einzuwenden. Wenn ich jedoch in der Zeitung von der Fertigstellung einer neuen Einkaufsmöglichkeit in der Innenstadt lese, explizit mit den Worten: „…Innenfinish der Mall“ – da frage ich mich schon, was diese Aussage in deutschen Landen zu suchen hat. Aber das ist nur symptomatisch für unsere Zeit.
ANMERKUNG: Die von mir verlinkte Seite mit dem Ausgangsartikel wurde leider von der Zeitung am 28.07.2009 entfernt.
In der Innenstadt sehe ich Geschäfte, die ihre Waren, nein, ihre „Products“ mit „Sale“ anpreisen. Nebenan der „Back-Shop“ und das „Ice-House“. Ein paar Meter weiter existiert eine seltsame Filiale, in der man „Books“ erwerben kann. Die Niederlassung einer „Hair and Cut“-Kette paßt ebenfalls gut in das suspekte, alltägliche Bild. Nicht weit entfernt das „Shopping-Center“, welches sich zum „Shoppen“ eignet; immerhin fehlt mir noch eine „Cubbox“ und „Fruit Snacks“ und „Fit for Fun Bonbons“ wären auch nicht schlecht. Viele Termini sind nicht nur grammatikalischer Unsinn, sondern auch noch gesundheitlich irreführend.
Vor einigen Jahren erstand ich ein neues Fahrrad, aktuell wäre das nicht mehr möglich. Heute gibt es „Trekking-, Mountain- und Citybikes“ sowie diverse andere mit „V-Brake-Bremsen“. Also mit einer „Bremse-Bremse“. Ah ja. Ich sollte mir noch ein neues „Handy“ – diesen Begriff gibt es so nur im deutschen Sprachraum – zulegen, um fachkundige Hilfe aus dem „Help-Center“ zu kontaktieren, die mir gleich „Triband“, „Wap“ „Organizer“, „Sim-Lock“, „Touchpad“, „Sounds“ und „Bluetooth“ erklären können. Mit der „Handy-Cam“ erstelle ich sofort ein „stylishes“ Photo von mir, schneidig im „Unisex-Bigshirt“ und in „Retroshorts“. Im Radio berichtet ein öffentlich-rechtlicher Sender mit Kulturanspruch in den Nachrichten von einem Fest des Deutschen Turnerbundes, wo es Besuchern möglich ist an einem „Rope-Skipping“-Wettbewerb teilzunehmen. Alles klar?
Kommen wir zum Laufen. Auch bekannt als Jogging oder Running, weiterhin gibt es noch Walking und Nordic-Walking. Ich wiederum bin ein Täglichläufer, also ein Mensch – „People“, der jeden Tag in die Natur geht, um dort zu laufen. Manche würden dazu „Streakrunner“ sagen. Ich betreibe also „Streakrunning“. Diverse andere Personen sind „Streaker“ laufen also „Streaks“, bzw. „streaken“ – das sind sogenannte Flitzer, die nackt durch die Straßen laufen. Einige von ihnen tragen „Lightweightshoes“ aus „Sandwich-Mesh“ mit dünnen „Overlays“. Die weiblichen Sportler dürfen „Short Tight Woman“ tragen, die männlichen hingegen „Singlet Men“ und „Split Shorts“. Möglicherweise sogar mit „Running Sportsocks“. Willkommen in Deutschland, oh sorry, Welcome to England!
Für diesen Artikel habe ich zwei Prospekte und ein Katalog konsultiert. Weiterhin flossen eigene Erfahrungen aus meiner Heimatstadt ein. Ich habe nicht bewußt gesucht, schließlich will ich kein Buch mit 1000 Seiten formulieren. Diese omnipotente Sprachvergewaltigung mutet höchst grotesk an. Mir scheint, den Verantwortlichen geht es nur darum, falsche und sinnlose Floskeln zu ersinnen, ohne jedweden Nutzen – Hauptsache Englisch. Vielleicht sollten sich die Urheber einmal vor Augen führen, wie sich die Bevölkerungsstruktur in diesem Land zusammensetzt. Viele ältere Menschen können die Sprachpanscherei nicht im Ansatz verstehen. Und mal ehrlich, warum sollten sie auch? Wir leben in Deutschland, wir haben eine wunderbare Sprache, die wir in vielen Facetten ausleben können. Es ist doch einfach nur traurig, wie wir mit diesem unendlich reichen Erbe umgehen. Wir negieren unsere eigene so grandiose Sprache, wo wir nur können und preisen diesen englischen „Bullshit“! Vielleicht sollten wir die deutsche Sprache komplett abschaffen und durch Englisch ersetzen. Entweder richtig oder gar nicht. Ich frage mich, was soll das?
Ich persönlich bin dazu übergegangen, jene Produkte und Angebote zu ignorieren und nicht mehr zu erwerben, die den von mir beschriebenen sprachlichen Unsinn ausbaden müssen. Sofern ich die Wahl habe, präferiere ich Artikel, die einen deutschen Namen tragen. Wie man anhand meiner Beiträge feststellt, ziehe ich mir stets deutsche Wörter vor. Unsere Sprache hat eine derartige Panscherei nicht verdient. Es liegt an uns, an den einzelnen Bürgern – ob wir diese Lächerlichkeiten mittragen wollen – oder eben nicht. Deutsche Sprache – ich liebe Dich! Es ist mir eine Ehre, die deutsche Sprache sprechen zu dürfen.