Daß ich tägliche Bewegung als essentiell für meinen Körper und Geist erachte, impliziert bereits der Titel meiner Seite. Immer wieder führen Anfragen in Suchmaschinen Menschen auf meinen Blog, die Täglichlaufen und Abnehmen kombinieren möchten. Eines der größeren Themen unserer eitlen Zeit – das eigene Gewicht. Forciert durch eine gefährliche Leistungsgesellschaft, die einerseits zur Bewegungslosigkeit erzieht und die dadurch resultierenden Konsequenzen nur zu gern mit pharmazeutischen Produkten und Medizin kompensieren will. Ein Geschäft mit Potenzial, welches gepflegt werden möchte. Schließlich lebt die Armada der Gesundheitsindustrie mit ihren hoch dotierten Verwaltungsstäben und Vorständen davon und auch Pharmakonzerne denken primär nur an ihre Gewinne. Andererseits erleben wir gleichzeitig allenthalben sportliche Höchstleistungen, unerreichbare Pseudoschönheits- und Schlankheitsnormen, bravouröse – vermeintliche – Vorbilder, Supermodels und falsche Ideale. Höchste Ansprüche wohin man sieht, wer will da nicht mithalten? Oder doch lieber Exot bleiben oder werden? Hier Adipositas, dort Bulimie und Magersucht. Wir leben in einer widersprüchlichen Welt.
Ja, eine konträre Welt voller Paradoxa und Extreme. Eine sinnvolle Orientierung wird besonders für junge Menschen mehr und mehr zu einer Herausforderung. Wenn ich durch die Einkaufspassagen spaziere, wundere ich mich immer wieder, wie viele Menschen optisch durch ihre Leibesfülle eklatant auffallen. Fern jedweder propagierter Traumwelt der Werbung. Besonders erschreckend ist der Anteil dabei an Jugendlichen und Kindern. Stellvertretend für den Gegenpart sieht man oft Mädchen, deren Figuren mich an die seltsamen Schönheitsikonen aus einer fragwürdigen Glamourwelt erinnern. Sie erscheinen wie ausgezehrte Geister und wie bei den sogenannten Topmodels bekomme ich stets Angst und die Versuchung ein medizinisches Notfallteam zu engagieren, erhöht sich exorbitant. Natürlich betrifft diese Problematik auch zunehmend männliche Personen. Faszinierend wie das Quantum der Extreme ansteigt. Eine bedenkliche Entwicklung unserer Gesellschaft.
Gegen etwas Übergewicht ist aus meiner Sicht nichts einzuwenden, angeblich soll dies der Gesundheit sogar dienlich sein. Und mal ehrlich, allein von der Optik her – lieber ein paar Kilogramm zu viel als zu wenig. Doch das gesunde Mittelmaß scheint auf dem Rückzug zu sein. Vielleicht bildet die wirtschaftliche Situation in unserem Land das Äquivalent zu dieser Thematik; die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer weiter. Dort die Superreichen, hier die Superarmen. Gewollte Extreme.
Um den Kreis zum Kernthema zu schließen, zurück zu den ursprünglichen Anfragen in Suchmaschinen. Nach meiner Auffassung stellt das Täglichlaufen kein probates Mittel zur Gewichtsreduktion dar. Generell würde ich meinen Stil nicht weiter empfehlen. Natürlich wäre dies ein hervorragendes Instrument, doch das setzt eine gewisse Erfahrung voraus. Und als untrainierter Anfänger sofort mit einer derartigen Belastung zu starten, wäre kontraproduktiv. Maßvolles Walking, Schwimmen oder Spazierengehen sind sinnvoller und bieten sich eher an. Gehaltvolles Beginnen, dafür umso regelmäßiger und ernsthafter. Weiterhin liegt das Geheimnis vielmehr in einer adäquaten, ausgewogenen und gesunden Ernährung – sofern ein gesunder Nahrungsmittelkonsum heutzutage überhaupt möglich ist, aber das ist ein anderes Thema.
Das mächtigste Hindernis zum Wunschgewicht – sofern keine Krankheit kausale Verantwortung trägt – ist man immer selbst. Man muß sich dem Problem bewußt stellen und entsprechend handeln. Auf seine Ernährung achten und sportlich aktiv werden, in welcher Form auch immer. „Was denken nur die anderen, meine Umgebung? Wie unangenehm und peinlich, wenn sie mich auslachen!“ Nein. Man sollte zu der Erkenntnis gelangen, daß jene Menschen, die sich über engagierte Personen lustig machen – törichte Narren sind. Sie sind im Geiste kraftlos und klein – man sollte sie mit einem Lächeln ignorieren. Sportliche Aktivität muß man grundsätzlich würdigen und anerkennen – welche Figur man dabei abgibt, ist irrelevant. Das Aussehen interessiert nicht – es kommt nur auf den Willen, die Einstellung und auf das Ergebnis an. Dieser Weg mag am Anfang hart sein – sich zu trauen – doch je länger man ihn beschreitet, umso weniger Steine werden auf dem Pfad liegen und je weiter und disziplinierter er gegangen wird, desto leichter wird es. Und am Ende fußt die Erkenntnis, daß gar keine Hürden vorhanden waren, das Korsett der eigenen Unzulänglichkeit fällt einfach ab und das wahre Selbst tritt zu Tage. Wie ein Stein, der vom Bildhauer nur behauen und anschließend poliert werden muß.
Dieser Artikel wurde von einem Menschen formuliert, der als Kind für sein sportliches Versagen mehr als einmal ausgelacht wurde. Zeiten ändern sich, Menschen auch. Seit einem Jahrzehnt bin ich ein leidenschaftlicher, täglicher Naturläufer. Mein Geist und mein Körper sind nicht mehr die, die sie früher einmal waren. Welten liegen dazwischen. Und das Gros der Einfaltspinsel, die mich einst auslachten? Heute bin ich derjenige, der lacht. Eines habe ich durch jenes Benehmen gelernt, der Mensch wird nicht durch sein Aussehen definiert, wenngleich das unsere oberflächliche Welt permanent suggeriert. Egal, ob dick oder schlank, groß oder klein, schön oder weniger schön. Nur das Verhalten, Denken und Handeln bestimmt einen Menschen. Äußerlichkeiten bedeuten nichts. In diesem Sinne empfehle ich jedem Menschen sich sportlich zu betätigen. Es lohnt sich immer in seinen Körper zu investieren. Denn es ist eine Investition in die Zukunft. Stil, Alter und Aussehen sind bedeutungslos, solange man mit einem Lächeln etwas für sich tut. Für Körper und Geist. Nicht zögern, bewegen!