on 28. Dezember 2014 by Täglichläufer
Das Jahr ist noch neu, gleichwohl wird es mit eisernen Schritten wie alle anderen zuvor vergehen. Unausweichlich wird es für immerdar in den Strudel der Zeit gesogen und am Ende werden wir uns erneut fragen, wo die schönen Momente des Jahres nur geblieben sind. Dann beginnt es von vorn, das Spiel des Lebens. Immer wieder. Nur die Spieler können sich einer beständigen Ablösung sicher sein. So war die Ordnung der Dinge und so wird sie immer sein.
Nun ist es soweit. Es ist vorbei. Die temporäre Existenzberechtigung des Jahres 2014 wurde vernichtend aufgehoben und die omnipotente Herrscherin aus dem Reich der Erinnerungen hat sich seiner mit Hingabe bemächtigt. Vor uns liegt die Zukunft, eine hoffnungsvolle Zeit, die sich uns nach und nach enthüllen wird – bevor die Königin des Vergessens auch hier ihr Veto einlegen wird. Wir sollten jedweden Moment genießen, so genußvoll als möglich, denn der Kreuzzug der vergangenen Zukunft hat längst begonnen, dieses neue Jahr unbarmherzig zu verschlingen. Die Reise wird nie enden, sie führt uns in die Unendlichkeit, wenngleich wir als stille Beobachter nur einen Moment im Nichts daran partizipieren werden. Gelebte Endlichkeit. Umso essentieller das Auskosten des Seins, des Lebens. Mein letzter Beitrag in diesem Jahr; der obligatorische Jahresrückblick meiner vergangenen Zukunft. Das bald endgültig sterbende Jahr war voller Höhen und Tiefen, durchzogen von Glück, Zufriedenheit, Melancholie, Trauer, Heiterkeit, Schmerzen, Genuß, Herausforderungen, Widrigkeiten, Hoffnung und Frieden. Im groben Rahmen lasse ich exponierte Erlebnisse Revue passieren. Teure Momente aus dem geliebten Reich der Erinnerungen, die mir so vorkommen, als ob sie eben erst passiert wären. Wohlan, es mag beginnen.
Fürwahr, das Fazit kann ich vorweg nehmen – wie schon in den Jahren zuvor war auch das Jahr 2014 wieder ein zutiefst zufriedenes Jahr im Kontext Täglichlaufen für mich, was meine Konzeption des gelebten Täglichlaufens wie noch immer bestätigt und für sie spricht. Aber das liegt in der Natur der Sache. Mein Täglichlaufen ist auch in diesem Jahr ein Garant für die stete Zufriedenheit gewesen, wofür ich sehr dankbar bin – entsprechend betrachte ich diesen meinen Weg mit Demut und werde ihn weiterhin in der gewohnten Form beschreiten – solange ich darf; denn das der Willen vorhanden ist, muß ich nicht exponiert betonen. Auch künftig werde ich Körper und Geist in diesem Stil wertschätzen; allein, wie könnte ich auch nicht?
Januar
Still und leise wurde der Jahresauftakt von mir vollzogen, in greifbarer Einsamkeit, verbunden mit melancholischer Abgeschiedenheit setzte ich am 01.01. mein Täglichlaufen fort – so wie es am 31.12. endete. Ich gab mich der trostlosen Hoffnung auf die weiße Winterpracht hin, wurde gleichwohl diesbezüglich immens enttäuscht – doch das ist das Leben. So darf es nicht irritieren, daß ich in der ersten Rückschau vom aufkeimenden Frühling sinnierte. Die Sonne regierte ungestüm von ihrem hehren Himmelsthron, derweil konzertierten zahlreiche Vögel und boten ihre Sangeskunst feil. Schlußendlich irrte ich mich aber. Nur vier Tage später vollzog ich meinen ersten Schneelauf und jener Lauf war ein Traumlauf ohnegleichen, ja, wenn ein Traum Wirklichkeit wird. Weiterhin durfte ich im Januar Meister Bokert, Meister Reineke und nicht zuletzt neue Wollies beobachten – ein wunderbarer Auftakt.
Februar
Auch im Februar betraten neue Wollfreunde von mir die Bühne des Lebens und mein liebster Wollfreund Schmusi feierte seinen ersten Geburtstag. So ein Schaf wie mein Schmusi hat die Welt noch nicht gesehen und wird sie wahrlich auch nie mehr erfahren. Doch in diesem Moment im Dezember, wo ich diese Zeilen niederschreibe, geht eine partielle Wehmut mit einher, denn aus seinem Sommerurlaub ist Schmusi nicht mehr zurückgekehrt, da er eine andere Heimat fand. Aber auch das ist das Leben. Nichts währt ewig, doch in meinem Herzen lebt er nach wie vor weiter – als das liebste Schmuseschaf, welches je existierte. Wiederholt lief ich im Februar sehr nahe an einem Bussard vorbei oder später an Enten und auch einige Kraniche tolerierten meine allzu nahe Präsenz. Bemerkenswert.
März
Einmal mehr der März. Nur ein Datum ist wahrlich von Bedeutsamkeit in diesem Monat – der 18.03.2014. Auch 2014 vollzog ich an diesem ausgewählten Datum mein elementarstes Jubiläum: 13 Jahre Täglichlaufen in Serie. Und ich gestehe, ich habe es genossen, einfach nur genossen! Die Welt hat sich in den vergangenen Tagen rasant verdunkelt, Sturmmächte zogen drohend auf und rangen wild mit jedem, der es wagte sich ihnen entgegen zu stellen. Ungehaltene Wellen des wütenden Sees peitschten jähzornig an das weiße Ufer, die hohen Baumwipfel tanzten miteinander nach ihrer ureigenen Melodie, die doch niemand versteht und das hehre Blattgewerk säuselte gedankenvoll in den Böen und gab sich dem prosperierenden Blütenzauber hin. Der heutige Lauf war wie immer an einem 18.03. einer latenten Melancholie geschuldet, die sich kongenial mit den Witterungsverhältnissen vereinigte, die mich mit der geliebten Einsamkeit in meine reizenden Wälder begleiteten. Mannigfaltige Impressionen aus der Vergangenheit im Kontext Täglichlaufen werden wieder lebendig, erscheinen höchst real und bleiben doch nur flüchtige Bilder in meinem Geist. Bei aller Freude, bei allem Stolz frage ich mich, wie es mir gelingen konnte, diesen Weg bis heute zu beschreiten. Ich kann dieses Geschenk an mich selbst nur mit Demut annehmen – und mit dem Bemühen, es auch künftig mit aller Sorgfalt zu pflegen. Ein weiterer Höhepunkt manifestierte sich in einem riesigen Seeadler, der stolz und erhaben in die funkelnde Sonne gleich einem glitzernden Diamantenmeer hinein flog – was für eine faszinierende Darbietung! Zudem hörte ich Ende März zum ersten Mal – so lange ich hier überhaupt laufe – eine Eule rufen. Was für ein Monat!
April
Der April stand im Zeichen meiner zahlreichen tierischen Freunde. Die lieben Graugänse bekamen herzigen Nachwuchs und es war mir eine große Lust, diese kleinen, kuscheligen Federbälle zu beobachten. Zum Ende des Monats gewahrte ich den Ruf des Kuckucks erstmalig und damit wurde der Frühling endgültig eingeläutet. Auch wunderbare Nebelläufe luden zum Genießen im Laufschritt ein und jene Einladungen nahm ich nur zu gerne an. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht erahnen, daß 2014 das Jahr des Nebels werden und sich in der gnadenlosen Konsequenz in meiner Nebelstatistik an die Spitze stellen würde.
Buntspecht

Goldglänzender Rosenkäfer

Schafnachwuchs

Schafnachwuchs

Eidechse

Mai
Nach dem Kuckuck im April ließ sich der Pirol im Mai nicht lange bitten und begrüßte den warmen Weltgesang auf die seine Weise und ich nahm als stiller, laufender Beobachter daran teil. Und wie so oft in diesem Jahr, nahm ich mich auch im Mai den rasenden Weinbergschnecken an. Den wichtigsten Lauf in jenem Monat lasse ich hier erneut hochleben: Die flüchtigen Nebelelemente wurden gleich zarter Tupfer hauchdünn in meinem Laufareal aufgetragen, die sich in Wassernähe natürlich zart intensivierten. In geringer Höhe über die lieblichen Weiher zogen wispernde Nebelschwaden hinweg und vermittelten den Eindruck, als ob der See kochen würde; elegant trieben die weißgrauen Dämpfe über den nassen Spiegel und verzauberten in einer Art und Weise, welche ich bis dato noch nie beobachten durfte; ja, die erhabene Nebelfürstin zog mich in ihren wehenden Bann, umarmte mich hernach und maskierte alles Leben unter ihren Nebelgewändern. Auch die lächelnde Königin der Abgeschiedenheit entfaltete ihre Macht und breitete ihren Umhang der Einsamkeit auf diesen Augenblick aus, so daß ich vollkommen verloren in jenem wunderschönen Nebelreich meinen Lauf absolvieren durfte. Verhaltenes Schweigen in der Stille. In meiner Erinnerung werden diese traumhaften Kilometer nimmermehr vergehen.
Juni
Anfang Juni läutete der erste Hitzelauf, die mehr oder weniger heiße Phase in diesem nun sterbenden Jahr ein. Auch Schmusi kommt hier wieder bildlich zu seinem Recht. Indessen ließ mich ein Schwarzspecht auf nur fünf Meter an sich heran, um mich erst zu beobachten und im Anschluß seiner geschäftigen Klopftätigkeit nachzugehen. Sodann offerierte mir das hehre Leben höchstselbst drei Kontakte mit der lieben Familie Schwarzkittel und das sogar in unmittelbarer Nähe. Einerseits haben mich diese Begegnungen sehr erfreut, denn hierbei handelt es um sehr edle und freundliche Gesellen aus dem heimischen Forst, doch andererseits betrüben mich solche Treffen stets, da die Wildschweine derart verschreckt sind und voller Angst in hoher Geschwindigkeit flüchten. Als den wichtigsten Tag in diesem Monatsabschnitt möchte ich nur einen Lauf werten, der den bezeichnenden Titel Fühlen im Regen trägt und schloß mit folgenden Eindrücken – Ich selbst hingegen weilte längst in anderen Sphären, die sich nicht mehr in unzulängliche Worte kleiden lassen; hoch zufrieden passierte ich meine Wälder, genoß die traumhafte Regengunst, die sich unterdessen noch tatsächlich intensivierte und sog die außerordentliche Stimmung auf. Genießend, lächelnd und schweigend absolvierte ich meinen heutigen Lauf und ja, f ü h l e n d – nichts ist bedeutender. Ich erlebte und vollzog einen Lauf unter Bedingungen, die ihresgleichen suchten und ihn zu einer wahrhaftigen Rarität erwachsen ließen. Fühlen im Regen – der Rest ist Schweigen.

Juli
Lange habe ich mir den Tag herbeigesehnt und im Juli wurde meine Hoffnung endlich erfüllt – auf meinem Damm wurde erwartungsgemäß das Gras gemäht; eine banale Tatsache und doch durchaus essentiell für mein Täglichlaufen, denn somit konnte ich zu meiner geliebten Standardstrecke zurückkehren. Ende Juli weilte entspannt erhaben auf meinem Laufpfad ein edler Rotfuchs, der mich nicht eher bemerkte, als bis ich ihn anrief – wer nun vielleicht annimmt, er sprang sodann überrascht von dannen, der irrt – denn Meister Reineke erhob sich in aller Ruhe und bewegte sich in Richtung Wiese und das mit einer Contenance, die ihresgleichen suchte. Ein Prachtexemplar. Meiner seltenen Gewitterlauf-Statistik konnte ich eine weitere Einheit zuschreiben und auch meine Fast-Unfallstatistik erhöhte sich leider. Langweilig.
August
Gleich der fernen Zukunft nahm ich bereits im August ein unentschlossenes Leuchten wahr; mein täglichlaufender Pfad zog mich weiter und weiter in sein Reich und ja, das Halbjahresjubiläum warf seinen strahlenden Schattenglanz voraus. Der August wurde der heißen Jahreszeit gemäß von unsäglichen Dasenattacken dominiert – diese entomologischen Angriffe hoben mein Täglichlaufen wahrhaft in herausfordernde Spähren und auch meinen befreundeten Schnecken der Familie Weinberg nahm ich mich wieder in rettender Weise an. In der Monatsmitte konnte der sensible Betrachter bereits den ersten herbstlichen Hauch in den Wäldern wahrnehmen.
September
Oh ja, auch im September obsiegte eine besondere Zahl – hierbei kann es sich nur um die 18 handeln, welche mein Halbjahresjubiläum, symbolisiert, was ich mit freudiger und feierlicher Genugtuung zur Kenntnis nahm. Die Gnade des Täglichlaufen war mir ein weiteres halbes Jahr hold und ja, ich preise es bis heute mit großem Behagen und in steter Zufriedenheit. Meistens. Schwächliche Phasen der temporären Unlust im Dezember darf ich hier im strahlenden September getrost ignorieren. Für den tierischen Höhepunkt zeichneten vielleicht fünfzig Schwäne verantwortlich, die einen beeindruckenden Kreis bildeten, der weithin in hellem Weiß erstrahlte und das aufmerksame Betrachterauge faszinierend bannte. Apropos Schwäne – ein Schwan flog unter einer Brücke hindurch, indes ich zu der gleichen Zeit auf ihr weilte und so durfte ich den eleganten Schwan unter mir fliegen sehen – was für ein seltener Anblick, geschuldet einer traumhaften Perspektive. Den schönsten Lauf des Jahres 2014 erlebte ich am 29.09. – geboren im Nebelreich; ein Lauf ohnegleichen – ohne Entsprechung, ohne Worte. So geht er hin, der wispernde September.

Oktober
Spätestens im Oktober war es Zeit – wahrlich Zeit – das Jahr 2014 zum Jahr des Nebels zu küren, wenngleich sich derlei längst angekündigt hatte. Dementsprechend verwundert es nicht, wenn ein weiterer der schönsten Läufe überhaupt in diesem Jahr, erneut den Nebelwelten zugerechnet werden muß. Der Morgen triumphierte noch nicht und die Nacht hat sich indessen keineswegs endgültig verabschiedet, als ich den Wald verließ und die weite Wiese flankiert von dem ruhenden See in all ihrer Erhabenheit vor mir liegen sah. Doch freilich blieb mir das Wasser verborgen, es harrte unter einem grauen Odem, der fest verankert in der Luft zu schweben schien; diverse Ausläufer greifen gnadenlos nach der Wiese und generieren in drei Metern Höhe ein unbeschreibliches wogendes Nebelband, welches ambitioniert den Pfad erreichen wollte – mit aller Macht – und doch nicht durfte, so daß der finale Abschluß immer mehr ausdünnte und seufzend seine Unzulänglichkeit begreifen mußte. Jene Nebelschwaden lösen sich im unendlichen Nichts auf, wenngleich sie bei ihrer Initiation in omnipotenter Weise alles, aber auch wahrhaft alles aufsaugen und für immerdar verbergen wollen. Zum Ende des Monats traf sie endlich ein, die zärtliche Königin der Kälte – und regiert sodann die künftige Phase mit ihrem blauweißen Eiszepter; unerbittlich und doch stets lächelnd wie verzaubernd.
November
Freilich durfte auch im November von Schnee keine Rede sein, das Wetter enttäuschte wahrlich. Doch in meinem Täglichlaufen ist ein Ereignis von besonderer Gewichtung und zwar meine fünfzehnjährige Mitgliedschaft in der Zunft der Täglichläufer. Seit diesem Herbst gebe ich mich nun seit 15 Jahren dem Täglichlaufen hin. Hierbei ist von der Konzeption des Täglichlaufen an sich die Rede; die rigorosen 13 Jahre und 08 Monate fließen zwar selbstredend mit ein, doch betrat ich den Pfad des Täglichlaufens bereits im Jahr 1999 und ja, es ist erschreckend, wo die Zeit bleibt. In diesen meinen Anfängen war es unvorstellbar für mich, auch nur im Ansatz an eine Entwicklung zu denken, wie ich sie in der Konsequenz vollzogen habe. Natürlich, einst stand jene Thematik per se nicht im Fokus meiner Konzentration – was ich heute als essentielle Grundlage für die gelebte Permanenz betrachte. Das Wissen von 15 absolvierten Jahren in diesem Stil – generiert ein stolzes Gefühl und läßt mich mit einem sehr, sehr zufriedenen Lächeln zurückblicken und in das Reich der Erinnerungen eintauchen. Am 20.11. durfte ich zum ersten Mal überhaupt beobachten, wie Schwäne miteinander kommunizieren. Ich stand am Ufer und drei Schwäne zu meiner linken und drei zu meiner rechten Seite führten eine Unterhaltung und jede Stimme hatte ihren ureigenen charakteristischen Klang. Seit so vielen Jahren durchstreife ich täglich mein Laufareal und derart viel Zeit mußte vergehen, bis ich derlei vernehmen durfte.
Dezember
Wenngleich die weißstrahlende Winterpracht auch in diesem Dezember ein Schattendasein feierte, so wurde jener Abschnitt demungeachtet doch von der belebenden Kälte beherrscht. Am 09.12. durfte ich eine Blindschleiche retten und ich hoffte, daß mein gebasteltes Nest ihr eine sichere Heimstatt bot. Mittlerweile erreichen die Minustemperaturen bereits wieder zweistelligen Regionen, so daß ich heute gar in langer Hose gelaufen bin – zum dritten Mal in diesem Jahr. Eine lange Hose – schrecklich. Zudem absolvierte ich heute den 100. Kältelauf in diesem Jahr und in nächster Zukunft werde ich den 1000. Kältelauf zelebrieren. Zusätzlich wurde mir der heutige Kältelauf mit einer großen Geschenktüte versüßt, die unter anderem einen Dresdner Stollen beinhaltete, ja, auch das kann Täglichlaufen bedeuten. Ebenfalls am 28.12. durchbrach ich in diesem Jahr die Grenze von 5000 Jahreskilometern und blieb damit auf einem ähnlichen Niveau wie in den Vorjahren. Durch mein Täglichlaufen sind meine Laufschuhe einer nicht gewöhnlichen Belastung ausgesetzt, gleichwohl muß ich an dieser Stelle konstatieren, daß die Qualität einen neuen Negativrekord erreicht hat. Doch halt, sprach ich von Qualität? Im Kontext Laufschuhe? – ich bin wahrhaft ein Narr.
Allein wer interessiert sich schon für unbedeutende Jahreskilometer? Gewichtiger erscheint mir doch die nachfolgende Betrachtung, welche ich aus meiner letzten Rückschau übernehme – … hätte ich das nie für möglich erachtet, derart tief in diese mysteriöse, unbekannte Welt vorzudringen; zuerst unbewußt im Kontext einer wahrlichen Banalität; geboren im Trotz – sodann immer bewußter, immer aufmerksamer, immer wertschätzender, immer respektvoller, immer fokussierter und lebendiger – fürwahr, immer einnehmender. Allein wie simpel ist dieses Täglichlaufen! So einfach, so einfach! Natürlich banal, ja, natürlich. Und doch so schwer, so herausfordernd und so unsagbar diffizil. In den vergangenen Tagen fragte ich mich in ausgewählten Momenten, was ich hier eigentlich mache – eingehüllt in tiefer Finsternis, nur umgeben von eisiger Kälte und mich dem stürmischen Odem des Winters entgegen werfend – obgleich ich derlei Bedingungen doch übermächtig liebe, wollte ich flüchten – nur noch flüchten. Und ja, ich flüchtete und rannte und rannte und registrierte einmal mehr das Schwere im Einfachen und das Einfache im Schweren. Schlußendlich obsiegte der Widerspruch über sich selbst oder ich selbst über mich? Täglichlaufen ist ein wahrer Widerspruch in sich; muß es sein. Wie dem auch sei, starke und schwache Phasen kommen, gehen. Schlußendlich erhalten sie die bedeutende Demut und dafür bin ich dankbar. Temporäre Zweifel sind noch stets ein Garant für die gelebte Permanenz des eigenen Handels gewesen. Nur einen Tag nach der Veröffentlichung meines Jahresrückblickes kleideten sich die Haine und die Natur in weiß – in der Nacht schneite es mächtig und mein Lauf, noch in der Finsternis beginnend – war ein Traumlauf ohnegleichen. Unbeschreiblich schön. Geliebte Winterwelt im Schnee!
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029 (2013: 027) Regenläufe
000 (2013: 003) Glatteisläufe
001 (2013: 000) Gewitterlauf
024 (2013: 013) Nebelläufe
104 (2013: 121) Kälteläufe
003 (2013: 007) Hitzeläufe
000 (2013: 000) Flutläufe
000 (2013: 001) Sturz/Stürze
000 (2013: 001) Hundeangriff(e)
003 (2013: 001) Mal Wildschweinkontakt
001 (2013: 002) Mal Biberkontakt
004 (2013: 000) Mal in Begleitung gelaufen
002 (2013: 003) Mal Fastunfälle mit Autos
102 (2013: 119) Mal Handschuhe getragen
023 (2013: 041) Mal ein langes Oberteil getragen
003 (2013: 001) Mal eine lange Hose getragen
001 (2013: 001) Mal zweimal gelaufen
kältester Lauf bei -13 °C (2013: -15 °C)
heißester Lauf bei 28 °C (2013: 30 °C)
Die Laufberichte des Jahres 2014
22.01.2014 Wenn ein Traum Wirklichkeit wird
25.06.2014 Fühlen im Regen
07.10.2014 Nebelwelten
09.12.2014 Das Singen des Eises
Ich habe in diesem Jahr 5049 gelaufene Kilometer erreicht – ohne „Marathon“, „Wettkampf“, „Leistungen“, „Pläne“, „Ziele“, „Training“ oder sonstigem Schnickschnack, der in der Laufwelt so gerne gepriesen wird – dies versteht sich natürlich von selbst. Nur die Liebe zum Täglichlaufen hat mir das ermöglicht. Traditionell bedingt, werde ich Silvester zwei Läufe absolvieren und damit das Jahr verabschieden. So vergeht das Jahr, die Zeit, das Leben, das Dasein – unsere temporäre Existenz – alles schreitet beständig in die vergangene Zukunft, die doch noch nicht existiert und dereinst atemberaubend schnell vergehen wird. Das Jahr hat seinen endgültigen Eintritt in die Geschichte vollzogen. Was bleibt? Erlebnisse. Erinnerungen. Erfahrungen. Und, ein Lächeln. Ja, ich lächele. Das neue Jahr – 2015 – kann kommen. Wird kommen, muß kommen. Und wird sodann genauso rasant im Nichts verglühen. Die Reise wird nie enden. Aber ich, ich steige irgendwann aus. Für immerdar. Oh Leben, was bist du für ein Leben!