August 2009, damals schrieb ich: Wenn er (Nachbarhund Wotan) mich sieht, richtet er sich vor Freude auf und steht mit erhobenen Pfoten am Zaun. Auch sonst würde er mich am liebsten immer umarmen. Ich streichele ihn am Hals und er streckt sich und nimmt seinen Kopf nach hinten. Die Streicheleinheiten am Hals genießt er sehr konzentriert – der Kopf fällt immer weiter zurück, bis er umkippt und mit den Pfoten in der Luft rudert – bekommt er meinen Arm zu fassen, kann er sich fangen – sonst fällt er schon mal um. Ein Kraftpaket voller Energie mit einer gesteigerten Liebe zu Bällen und Äpfeln und extrem liebenswert.
Gestern mußte er diese Welt verlassen, ein Abschied für immer. Unbegreiflich. In den meisten Jahren meines Täglichlaufens verabschiedete er mich, wenn ich meinen Lauf startete und begrüßte mich freudig, wenn ich zurückkehrte. Es gab nicht viele Tage, an denen dieses Ritual nicht stattfand. Vergangenen Freitag trafen wir uns in der frühen Dunkelheit; noch bevor ich ihn und sein Frauchen erkannte, drückte er sich fest an mich, so fest er konnte und ja, wenn es ihm möglich gewesen wäre, so hätte er mich in solchen Situationen vor lauter Liebe und Zuneigung erdrückt. Im letzten Jahr hat es sich im Zuge nachbarschaftlicher Hilfe ergeben, daß wir gemeinsam große Schnuffelrunden absolvierten, in denen er mein Laufareal erkunden konnte und sich dem intensiven „Zeitung lesen“ hingeben durfte. Was war das für eine gigantische Freude, wenn wir starteten – unbeschreiblich.
Ich habe es nicht minder genossen, den Liebsten der Lieben zu begleiten und genau das war er; lieb und liebenswert in Vollendung. Leonardo da Vinci sagte einst: „Die Mitteilungsmöglichkeit des Menschen ist gewaltig, doch das meiste, was er sagt, ist hohl und falsch. Die Sprache der Tiere ist begrenzt, aber was sie damit zum Ausdruck bringen, ist wichtig und nützlich. Jede kleine Ehrlichkeit ist besser als eine große Lüge“. An Wotan hätte er seine Freude gehabt. Er hat mich aufrichtig geliebt und ich ihn – von Herzen. Doch nichts währt ewig, alles hat seine Zeit in diesem seltsamen Leben. Nimmermehr wird er bellen. Und noch sind seine Spuren im Schnee zu erkennen; noch.
Es war mir eine besondere Ehre, Dich zu kennen und eine Freude ohnegleichen. Mache es gut, mein lieber Lumpatz – Du treue Seele, mein treuer Freund!