Lautlos eroberte der schwarze Täglichläufer sein Laufareal, verschmolz in friedlicher Harmonie mit der Tiefe des Waldes und genoß die einsame, melancholische Weite, die ihresgleichen suchte und zärtlich vom Firmament gestreichelt wurde. In seinen Gedanken manifestierte sich ein Beitrag im Zeichen der imaginären Metamorphose aus längst vergangenen Tagen:
Nicht weit davon entfernt, immer noch im tiefen Forst huschte ein flinkes Eichhörnchen im Unterholz munter durch den Wald und sprang geschwind hier und dort über die unebenen Pfade, auf diesen oder jenen Ast in Perfektion balancierend. Auch die Eichhörnchendame sah die nicht wirklich ungewohnte Präsenz auf sich zu rennen, allein erschien ihr die Kreatur im Gegensatz zu der Ameise nicht gar so riesig und schlußendlich obsiegte die Neugierde. Sie versteckte sich hinter einem Baumstamm, lugte spitzbübisch hervor und beobachtete die nahende Dunkelheit. Selbige schwenkte das offenkundig unabhängige Oberteil in ihre Richtung und verlangsamte die Geschwindigkeit bis sie bewegungslos verharrte. Sodann vernahm das Eichhörnchen surreale Laute aus dem schwenkbaren Haupt, es hörte sich an wie: „Na, mein kleiner Wuschelputz?“, „Du bist ja ein süßes Kerlchen“, „Und sooo neugierig bist du“. Nun, weder war das süße Eichhörnchenmädchen ein Kerl noch ein Kerlchen und schon gar nicht neugierig!, zusätzlich verstand sie das menschliche Kauderwelsch per se nicht. Eins, zwei fix und schon erklomm die geschickte Sohlengängerin unbekümmert den hohen Baum und wunderte sich weiterhin über diese seltsame Begegnung mit der einhergehenden bewußten Aufmerksamkeit. Indessen das finstere Wesen mit seinem beweglichen, plappernden Kopf in hoher Fahrt davon lief. Was für eine komische Welt!
Einmal mehr turnte ein flinkes Eichhörnchen durch seinen heimatlichen Hain, als es erneut von diesem finsteren Menschen aufgeschreckt wurde. Und doch konnte es sich einer gewissen Neugierde nicht erwehren und beobachtete selbigen entsprechend. “Jetzt redet der mich schon wieder an; und – ist es nicht der gleiche, der neulich mein Familientreffen unaufgefordert störte und dabei so albern bis über beide Ohren grinste?“ – “morgen sehe ich den garantiert wieder!” mochte es denken und zog fast gelangweilt von dannen. „Ein komischer Kauz!“
Viele Kilometer von diesem einseitigen Dialog entfernt, thronte ein edler Eichelhäher in der hohen Krone eines Baumes. Auch er bemerkte das kleine, schwarze Etwas, welches mit rasanter Geschwindigkeit sich näherte. Freilich, für einen Eichelhäher war das alles andere als rasant. Doch nun reduzierte sich das Tempo und jetzt blieb der Schwarze gar stehen und nestelte mit seinen Greifwerkzeugen umher. Ein seltsames Gebaren! „Der hält einen Kasten hoch, direkt vor dem Schnabel, plötzlich surrt das Ding und es verändert sich in der Länge – das wird mir nun doch zu bunt, bloß weg hier!“ – ein letzter Blick und auch der Eichelhäher flog schleunigst davon, natürlich nicht ohne sein charakteristisches Meckern, ob dieses Eindringlings in sein Habitat. „Morgen werde ich den Störenfried gehörig ausschimpfen!“
Dieses Mal gelang es mir, zwei der herzigen Gesellen, von denen ich hier wiederholt spreche und an deren Leben ich während meines Täglichlaufens partiell partizipieren darf – auf ein Photo zu bannen. Freilich war das eine diffizile Angelegenheit, da mir hierbei jedwede Kooperation aufgekündigt wurde. Allein, kann man es ihnen verdenken? Denn sie sind die wahren Herrscher in den natürlichen Gefilden, es ist ihr Zuhause, ihr Heim. Ich – bin nur der Eindringling. Dessen bin ich mir bewußt.