Archive for the Elementares Category

Ein Hoch auf den Genuß des Täglichlaufens!

Posted in Elementares on 4. Oktober 2017 by Täglichläufer

So verweht sie also in dem stürmischen Winde, die grüne Zeit in diesem Jahresabschnitt und fliegt von dannen wie ein Tagpfauenauge in den weiten Horizont – bar jedweder Erinnerungen und für immerdar vergessen. Die einsamen Haine des Friedens glänzen nun mit ihren gelben Gewändern und während sie ihren vollendeten Tanz der Freude vollführen und den hoffentlich nahenden Winter preisen, leuchten ihre intensiven Rottöne weithin sichtbar in den Weltgesang hinein und für jeden Besucher erklingen die ureigenen knisternden Lieder und belebenden Chöre der herbstlichen Natur und laden förmlich dazu ein, im Laufschritt an jener Welt zu partizipieren und ja, sie nur zu fühlen und von Herzen zu genießen. Sich in diesem wundervollen Reich zu verlieren, ist wahrlich ein Geschenk – für das in diesem Universum mitnichten adäquate Worte existieren, um es auch nur annähernd zu beschreiben. Ein Hoch auf diesen Genuß!

Geliebter Frostgesang – mein 1000. Kältelauf

Posted in 1000. Kältelauf, Elementares, Täglichlaufen. Status. on 29. Januar 2015 by Täglichläufer

Wohlan, die Zeit ist reif für ein exponiertes Jubiläum sondergleichen, welches heute zum ersten und auch einzigen Mal in Erscheinung treten darf. Hierbei handelt es sich mitnichten um eine scheinbar banale Würdigung im Kontext Täglichlaufen; kein Jubiläum, welches mit gewohnt schnöden fünf, acht oder zehn Jahren Täglichlaufen realisiert werden kann, nein, heute begehe ich ein elementares Ereignis ohne jedwede Entsprechung – eine wahrhaft seltene statistische Begebenheit, die nur mit immens viel Geduld zu generieren ist, doch freilich in meinem geliebten, gelebten Täglichlaufenkontinuum geboren wurde. Heute morgen vollzog ich meinen 1000. Kältelauf – bezogen auf einen Zeitraum, der am 01.01.2000 seine Initiation feierte. Mit anderen Worten, vom 01.01.2000 bis heute absolvierte ich 1000 Läufe, die alle dem unerbittlichen Reich der hehren Kälteregentin geschuldet sind. Was für eine bedeutende Zahl – 1000 Läufe in meinem geliebten Frostgesang.

Es ist kein Geheimnis, wenn ich hier einmal mehr die Lieblichkeit der Kälte preise – ich präferiere die angenehmen Temperaturen sehr und liebe ihre kühlen Konsequenzen per se und gebe mich ihnen in der Majorität in kurzer Bekleidung hin – das versteht sich von selbst. Das Jahr 2009 stellt in diesem Kontext eine gewichtige Ausnahme dar, denn am 06.01.2009 lief ich bei -16 °C, was bis dato als mein persönlicher Kälterekord galt. Der Jahresauftakt begann also für die heutigen Verhältnisse extrem kühl, um im Dezember des gleichen Jahres noch übertroffen zu werden. Am 20.12.2009 absolvierte ich den kältesten Lauf – solange ich überhaupt laufe – und an jenem Tage herrschten eiskalte -17 °C und gleichsam doch so angenehme -17 °C – was für ein unvergessener Tag wie Lauf. Beide Kälteläufe sind bis heute unübertroffen und leben nur in meiner Erinnerung beständig fort. Sich in all den vergangenen Jahren Täglichlaufen 1000 Mal diesen besonderen Bedingungen hingeben zu dürfen – auf dem weißstrahlenden Pfad der Kälte – ist schlußendlich ein einzigartiges Glück, wofür ich sehr dankbar bin.

Erst mein Täglichlaufen hat es mir ermöglicht, diesen Weg in Demut und Zufriedenheit zu beschreiten, gleichwohl veredelt dieses „Jubiläum“ mein Täglichlaufen auf eine exponierte Art und Weise, die mich zutiefst stolz zurückblicken läßt. Mein lieber Frostgesang, mögest du auch in Zukunft mich an deiner Gnade partizipieren lassen. Und so expandiert er, der weiße Hauch – geschuldet dem fröstelnden Reich der belebenden Kühle.

Das Verlangsamen der Zeit

Posted in Elementares on 23. November 2011 by Täglichläufer

Zeit. Eine zentrale wie elemenare Thematik innerhalb meines Täglichlaufens. Ich habe mich mehrfach damit auseinandergesetzt, so daß ich diesen Kontext nun getrost ignorieren darf. Zeit. Vergangenheit. Gegenwart. Zukunft. Doch was bedeutet das? „Zeit“ ist ein Konstrukt. Ein willkürlich geschaffenes Konstrukt aus unserem beschränkten Geist. Wir leben im Jahr 2011? Mitnichten. Genauso gut könnte ich 3000 oder 45452 schreiben. Nichts davon entspricht der Wahrheit, die es auch gar nicht geben kann. Sehr anschaulich läßt sich diese Willkürlichkeit belegen, wenn man auf das Jahr 1582 zurückblickt. Damals wurde der julianische Kalender durch den gregorianischen Kalender ersetzt. Und da dies nicht ohne Widrigkeiten vollzogen werden konnte, so wurden – mal eben so – 10 Tage gestrichen. Eine neckische Kalenderbastelei, die offenbart, daß man dieses mehr oder weniger komplexe Gefüge nicht allzu ernst nehmen sollte.

Wie dem auch sei, welches Jahr oder welches System wir schlußendlich etablieren, um uns daran zu orientieren, was per se freilich unumgänglich ist, ist irrelevant. Denn es ist ein Fakt, daß unsere Zeit und Welt derart rasant und schnellebig geworden ist – wie noch nie zuvor in der menschlichen Existenz. Und ja, ich persönlich betrachte das nicht als sinnvoll. Wir hetzen von Termin zu Termin, rasen durch den Tag ohne einmal innezuhalten, ohne Besinnung; lassen den Streß hochleben und sind bei all dem Agieren nur auf das Kommende fixiert. Wer denkt noch an den Moment im JETZT? Wer hat noch die Zeit oder nimmt sich die Zeit, sich bewußt auf das Verlangsamen der Zeit zu konzentrieren? Auf das Unscheinbare zu achten? Den flüchtigen Augenblick festzuhalten und wertzuschätzen? Wir hetzen durch den Tag, durch die Wochen und durch die Jahre und am Ende ist unser wertvolles Leben vergangen – ohne, daß wir uns dessen überhaupt bewußt sind und ohne dieses unseres Leben mit wirklich, sinnvollen Inhalten zu füllen. Wir vergessen, daß es sich um Lebenszeit handelt. Denn die Jagd nach dem schnöden Mammon, also bunt bedrucktem Papier ist ein törichtes Handeln ohne Sinn und Verstand. Natürlich, ohne dem geht es auch nicht, denn leider ist das die Basis des menschlichen Zusammenlebens.

Dennoch, wenn unsere Lebenszeit einmal abgelaufen ist – so ist dies endgültig. Für immer und immer. Wir bekommen nicht einen Tag, nicht eine Minute zurück. Und manch einer fragt sich dann, ob er seine kostbare Zeit nicht anders hätte verwenden können. Mit wirklich wichtigen Dingen, die vielleicht sogar Zufriedenheit hätten generieren können. Doch irgendwann ist es zu spät für diese gewichtige Erkenntnis. Dann darf man sich nur noch fragen, war es das wert? Wirklich wert? Diese ganze Hetze im Leben? Geboren im ungesunden Streß? Wozu? Wozu all dies? – – Um zum Schluß ungeachtet meiner obigen Worte einen unscheinbaren Bogen zum Täglichlaufen zu spannen, konstatiere ich, daß mir das Verlangsamen der Zeit im Rahmen meines Täglichlaufens durchaus gelingt. Letztendlich stellt dies auch eine Art von Flucht dar; eine Flucht aus dem Alltag. Stattdessen tauche ich in eine Welt von Frieden, Stille und Harmonie ein. Und beobachte die einsame Blume am Rand des wilden Pfades, die unter behutsamen Windböen hin und her wiegt, indessen im Unterholz des tiefen Forstes ein junges Reh gemächlich seines Weges zieht. Während dieser meinen Beobachtung scheint die Zeit einzufrieren und ist nicht genau dieser eine Moment von wahrer Bedeutung im temporären Dasein? Ein wirklich wichtiger, erhabener Augenblick. Tempus fugit. Die Zeit verflüchtigt sich – und irgendwann wir selbst auch. Ob wir unsere kostbare Zeit einst sinnvoll gestaltet haben oder nicht – das spielt dann keine Rolle mehr.

Der eigene Weg II. – Mächtige Ignoranz.

Posted in Elementares, ZEN on 12. November 2010 by Täglichläufer

Vorgestern. Drei Grad, Laufende. Ein Gespräch mit zwei Damen. „Wenn ich dich so sehe, wird mir eiskalt! Das ist doch nicht gesund!“. Gestern. „Wie viel Kilometer sind sie in diesem Jahr bisher gelaufen? Meine Antwort: 4232 Kilometer. „Das ist doch nicht normal!“. – Was ist das, „normal“? Wer definiert das? Mit welchem Recht?

Täglichlaufen über Jahre? Ungesund! Das belastet die Gelenke zu sehr; macht sie kaputt. Überbelastung! Der Körper kann nicht regenerieren! Der Kälte ist schädlich, die Hitze natürlich auch. Der Sturm ist unangenehm, der Regen zu naß, der Schnee zu glatt. Ohne Ruhetage kann man kein sinnvolles Lauftraining praktizieren. – Und so weiter. Und so fort. Die Litanei findet kein Ende.

Wer kennt sie nicht, die Menschen am Rand des Weges, die ihre Zweifel und Unwissenheit ungefragt in Worte gießen und Bedenken für das eigene Agieren säen wollen? Die ihr Unverständnis zum Ausdruck bringen, vielleicht mit dem unbewußten Ziel, den Adressaten auf ihr eigenes Niveau einzufrieren? Einflüstern, etwas nicht zu können, weil es unmöglich erscheint. Überall gibt es derartige Stimmen, ich habe derer viele vernommen. Wohl dem, der sich einer mächtigen Ignoranz hingeben kann! An sich selbst glauben, sich nicht verunsichern lassen; ungeachtet aller Kritik – dann ist es möglich, Dinge zu erreichen, die unglaublich wirken. Was sie freilich nicht sind. Und ganz einfach seinen eigenen Weg beharrlich gehen, dabei aber nie den Glauben an sich selbst verlieren.

Eines Tages entschieden die Frösche, einen Wettlauf zu veranstalten. Um es besonders herausfordernd zu gestalten, legten sie als Ziel fest, auf den höchsten Punkt eines großen Turms zu gelangen. Am Tag des Wettbewerbes versammelten sich viele andere Frösche, um zuzusehen.

Dann endlich war es soweit! Der Wettlauf begann! Nun war es so, daß keiner der zuschauenden Frösche wirklich glaubte, daß auch nur ein einziger der teilnehmenden Frösche tatsächlich das Ziel erreichen könnte. Statt die Läufer anzufeuern, riefen sie also „Oje, die Armen! Sie werden es nie schaffen!“ oder „Das ist einfach unmöglich!“ oder „Das schafft Ihr nie!“ Und so ging es fort ohne Unterlaß.

Und wirklich schien es, als sollte das Publikum Recht behalten, denn nach und nach gaben immer mehr Frösche auf. Das Publikum schrie weiter: „Oje, die Armen! Sie werden es nie schaffen!“. Wirklich gaben bald alle Frösche auf – alle, bis auf einen einzigen, der unverdrossen an dem steilen Turm hinaufkletterte – und als einziger das Ziel erreichte. Welch Wunder!

Die Zuschauerfrösche waren vollkommen verdattert und alle wollten von ihm wissen, wie das möglich war. Einer der anderen Teilnehmerfrösche näherte sich ihm, um zu fragen, wie er es geschafft hätte, den Wettlauf zu gewinnen.

Und erst da merkten sie, daß dieser Frosch taub war!

(Autor unbekannt) – in Teilen von mir modifiziert

Der eigene Weg

Posted in Elementares, ZEN on 3. August 2010 by Täglichläufer

Ein Vater zog mit seinem Sohn und einem Esel in der Mittagsglut durch die staubigen Gassen von Keshan. Der Vater saß auf dem Esel, den der Junge führte. „Der arme Junge“, sagte da ein Vorübergehender. „Seine kurzen Beinchen versuchen mit dem Tempo des Esels Schritt zu halten. Wie kann man so faul auf dem Esel herumsitzen, wenn man sieht, daß das kleine Kind sich müde läuft.“

Der Vater nahm sich dies zu Herzen, stieg hinter der nächsten Ecke ab und ließ den Jungen aufsitzen. Gar nicht lange dauerte es, da erhob schon wieder ein Vorübergehender seine Stimme: „So eine Unverschämtheit. Sitzt doch der kleine Bengel wie ein Sultan auf dem Esel, während sein armer, alter Vater daneben herläuft.“

Dies schmerzte den Jungen und er bat den Vater, sich hinter ihn auf den Esel zu setzen. „Hat man so etwas schon gesehen?“ keifte eine Frau, „Das ist Tierquälerei! Dem armen Esel hängt der Rücken durch, und der alte und der junge Nichtsnutz ruhen sich auf ihm aus, als wäre er ein Diwan, die arme Kreatur!“

Die Gescholtenen schauten sich an und stiegen beide, ohne ein Wort zu sagen vom Esel herunter. Kaum waren sie wenige Schritte neben dem Tier hergegangen, machte sich ein Fremder über sie lustig: „So dumm möchte ich nicht sein. Wozu führt ihr denn den Esel spazieren, wenn er nichts leistet, euch keinen Nutzen bringt und noch nicht einmal einen von euch trägt?“

Der Vater schob dem Esel eine Hand voll Stroh ins Maul und legte seine Hand auf die Schulter des Sohnes. „Gleichgültig, was wir machen“, sagte er, „es findet sich doch jemand, der damit nicht einverstanden ist. Ich glaube, wir müssen selbst wissen, was wir für richtig halten.“

(Peseschkian – Der Kaufmann und der Papagei)

Wie kann man nur täglich laufen? Wie kann man nur im Regen laufen? Wie kann man nur in der Kälte in kurzer Bekleidung laufen? Wie kann man nur in der sommerlichen Hitze laufen? –

Alles Fragen, die mir nicht nur einmal gestellt wurden. Irrelevant, was und wie man etwas tut – oder eben nicht – die Menschen sehen nur das, was sie entsprechend ihrem Horizont sehen wollen. Das betrifft nicht nur mein Täglichlaufen, sondern tangiert unser ganzes Leben.

Nun, wie kann man nur nicht täglich laufen? Wie kann man nur nicht im Regen laufen? Wie kann man nur nicht in der Kälte in kurzer Bekleidung laufen? Wie kann man nur nicht in der sommerlichen Hitze laufen? –

Die Jahre kommen und gehen, Menschen kommen und gehen; mein Denken über diese Reaktionen hat sich geändert. Heute lächele ich über jene, in der Majorität ignoriere ich sie und erkläre nichts mehr. Das Geschwafel anderer Menschen berührt mich nicht. Es interessiert mich nicht, was sie denken oder sagen, es ist ohne jedwede Bedeutung. Sie bewerten mit ihrer beschränkten Weltsicht scheinbar fremdartige Dinge „höchst kompetent“ und definieren sie vielleicht als nutzlos, weil sie es nicht verstehen können oder wollen. Doch nur das, was wir selbst als richtig erachten und somit in der Konsequenz auch leben – ist es auch. Für uns. Nicht für andere. Man muß seinen eigenen Weg gehen, sich nicht verbiegen lassen, ungeachtet aller Rückschläge, Neider und Zweifel – ohne Rücksicht auf törichte Stimmen, die entlang des Pfades für einen Moment erscheinen und ohne Bedeutung sind. Menschen gleicher Art verstehen immer einander.

Natürlicher Winter & gefühlte Unsicherheit

Posted in Allgemein, Elementares on 10. Januar 2010 by Täglichläufer

Die mediale Propagandamaschinerie hat wieder einmal maßlos übertrieben. Zwar sind eindrucksvolle Zentimeter an Neuschnee dazu gekommen und ja, auch der leise Wind stürmte erbost im Winterwald. Doch der allerorts prophezeite Weltuntergang im Schnee ist nicht eingetreten. Der überraschende Wintereinbruch hält uns dennoch fest im Griff. Der was? Wintereinbruch? Ist es nicht absurd, von einem Wintereinbruch im Winter zu reden? Es ist Winter. Dazu gehören Schnee, Sturm und Glätte. Sind wir denn gar nichts mehr gewohnt? Unsere Vorfahren würden nur mit dem Kopf schütteln, wenn sie sehen könnten, wie wir mit einem normalen – absolut unspektakulären – Winter umgehen. Aber was will man auch von den meteorologischen WahrSAGErn erwarten; für die lokalen Radiosender in Brandenburg und Berlin bedeuten 10 C° und Regen schon arktische Verhältnisse. Unsere Gesellschaft ist nun mal total verweichlicht.

Freilich, es lief sich extrem schlecht. Heute früh waren weder die Fußwege noch die Hauptverkehrsstraßen geräumt. Und die Pfade im Wald offenbarten sich als einzige Katastrophe, den Damm mied ich gänzlich, von einem kurzen Versuch abgesehen. Ein ständiges Ausrutschen und Versinken im Tiefschnee sollten sich als unangenehme Begleiter enttarnen. Entsprechend kein Wunder, daß ich mit meinem linken Fuß stark umgeknickt bin. Gleichwohl sind das die normalen Widrigkeiten in der angemessenen Jahreszeit, weswegen ich darüber keine Worte mehr verliere. Die Winterjahreszeit dominiert – mit ihren normalen Witterungsverhältnissen. Eine andere Thematik mindert meinen Laufgenuß derzeit viel eklatanter.

Der neuerliche Hundeangriff, diesmal eines Kampfhundes sorgt für eine unangenehme Angespanntheit. Mit vorsichtiger Konzentration auf meine unmittelbare Umgebung durchquere ich die Wälder, vor Wegbiegungen verlangsame ich meine Geschwindigkeit und suche zwischen den Bäumen nach feindlichen Subjekten, entsprechend meine Angriffsbereitschaft. Die sichere Vertrautheit wurde zerstört. Der Hinweg indes, erweist sich hierbei noch als positiv, da mir die Anwesenheit des Angreifers, als da wäre der Kampfhund – durch die Präsenz des Fahrzeugs angezeigt wird. Auf dem Rückweg hingegen, entwickelt sich die bereits angesprochene Vorsicht, welche mittelfristig anhalten wird. Erschreckend die Tatsache, daß ich bei jenem Angriff nicht im üblichen Rahmen funktioniert habe und eine bis dato unbekannte Angst entwickelte, die sich zwar nun nicht auf alle Hunde überträgt, doch auf diesen einen im besonderem Maße schon. Hier stelle ich mir natürlich die Frage, warum muß ein Mensch sich so einen Hund halten? Von einer fehlenden Kontrollierbarkeit abgesehen. Es ist mir ein Rätsel.

Demungeachtet werde ich selbstverständlich weiterhin mein Laufareal täglich frequentieren. Ich lasse mir nicht vorschreiben, wo ich zu laufen habe – auch nicht durch Hundeangriffe. Natürlich meide ich einen neuerlichen Kontakt; zumindest bemühe ich mich, ein weiteres Treffen nicht stattfinden zu lassen. Dennoch hoffe ich, daß ich im nächsten Ernstfall wieder mit der adäquaten Verhaltensweise agieren werde.

Der Sinn des Lebens

Posted in Elementares, Fauna on 17. Oktober 2009 by Täglichläufer

Was ist der sagenumwobene Sinn des Lebens? Eine der elementarsten Fragen, wenn nicht gar DIE essentiellste Fragestellung überhaupt, welche sich die Menschen schon immer stellten. Fast jeder zerbrach sich darüber den Kopf; große Philosophen und Gelehrte, Dichter und Denker. Die Basis eines fundamentalen Disputes, der nie für alle befriedigend beantwortet werden kann. Dabei ist die Antwort simpel, die Erkenntnis einleuchtend – natürlich kanalisiert sich die Beantwortung in der persönlichen Weltsicht, eine individuelle Betrachtung der eigenen Existenz. Der Mensch wird geboren – einfach so – heutzutage in der Regel durch die Vereinigung zwei sich liebender Wesen. Er gibt anschließend ein temporäres Gastspiel auf diesem Planeten ab; in unserem unendlichen Universum der unaufhörlichen Weite. Der Ferne. Des Nichts.

Er lebt, kann selbst jedoch keinen Einfluß auf sein entstehendes Dasein nehmen und wird nach einem begrenzten Augenblick, an dem er am wundervollen Leben partizipiert – für immer in den vergänglichen, unwiderruflichen Sog des ewigen Nichts gezogen werden. Der Sinn des Lebens? Das Leben hat keinen Sinn. Irrelevant, was der menschliche Geist zu interpretieren vermag. Wobei unsere Gattung sehr kreativ im Ersinnen von Rechtfertigungen ist, um unsere triviale Existenz hochtrabend zu legitimieren; wir versuchen sehr engagiert unser beschränktes Agieren als sinnvoll erscheinen zu lassen. Das müssen wir auch, denn die nüchternde Wahrheit wäre zu deprimierend. In der Arterhaltung respektive Fortpflanzung offenbart sich der einzige Sinn allen Lebens. Vereinigung. Geburt. Leben. Tod. Ohne tieferen Sinn. Bedeutungslos. Ein natürlicher Kreislauf. Alles, was wir in diesem Zyklus konstruieren, als da wären – Gesellschaft, Wirtschaft, Politik, Kriege, Krisen – die gesamte Grundlage unserer Zivilisation – dient nur als ablenkende Alibifunktion, um eine scheinbar sinnvolle Tätigkeit zu kreieren und damit dem Leben den Anschein von Sinn zu verleihen.

Bei der Majorität der derzeit noch herrschenden Spezies ist das sogenannte „Kindchenschema“ psychologisch fest verankert. Hierbei handelt es sich um verschiedene Körpermerkmale, die einen Schlüsselreiz etablieren und den Pflegeinstinkt direkt ansprechen. Eine wunderbare Schutzfunktion der Evolution; unabdingbar, um die Grundlage einer langfristigen Aufzucht zu bilden und damit die Eltern an den Nachwuchs zu binden und das Überleben zu gewähren. Dieses Verhalten bewirkt, daß wir menschliche Babys, aber auch Arten übergreifend Jungtiere und Nachwuchs als niedlich deklarieren. So beispielsweise auch der folgende Hochlandrindernachwuchs, den sich Anett als heutiges Thema ausgesucht hat. Ich weiß, daß die explizite Auswahl eine Herausforderung für Dich war und Du Dich beinahe für den Regenlaufbericht entschieden hättest – dies kann ich nur allzu gut nachvollziehen. Die kleinen Putzels sehen ein wenig wie Teddybären aus – während die älteren eine Karriere als Haarmodel anstreben.

Zu Beginn dieser Woche wunderte ich mich über massive Spuren in meinem Laufareal, vorrangig auf der Dammstrecke – Familie Schwarzkittel wollte ich die Abdrücke allerdings nicht zuschreiben. Bis ich dann diverse, ich formuliere es als „Hinterlassenschaften“ sah, wurde mir alles klar. Offensichtlich konspirierten die Hochlandrinder mit der verschollenen Schafherde, die ihrerseits großmeisterliche Experten der Flucht waren. Seit ein paar Tagen haben also die Rinderherde ihre Umzäunung durchbrochen und sie spazieren – wieder einmal – frei im Hochwasserschutzgebiet umher. Vor exakt einem Jahr lebten sie die allseits gelobte Freiheit und damals begegnete ich einem großen Bullen – direkt vor mir. Ich bin gespannt, ob erneut ein derart naher Kontakt zustande kommen wird. Wenn ich auch schon andere Geschichten hörte, so betrachte ich die gutmütigen Putzels als harmlos. Welch goldiger Anblick, wenn sie ihren Nachwuchs Wagenburgartig in die Mitte nehmen und beschützen. Ein wunderbares Beispiel für den wahren Sinn des Lebens. Schnörkellose biologische Reproduktion. Oder wie es Tolstoi stilvoller formulierte, „Der Sinn des Lebens ist die Vermehrung der Liebe auf Erden“.