on 24. April 2013 by Täglichläufer
Frühling. Allenthalben. Flora und Fauna prosperieren. Welch großartige, natürliche Welt. Wie herrlich könnte jenes Habitat sein. Könnte? Ja, der Konjunktiv ist korrekt. Nachdem der kalte Frostregent ein gewisses Klientel lange zurückgehalten hat, drängen die ehedem Verbannten nun gleich rasenden Heerscharen in mein Laufareal und erobern die lieblichen Haine. Es werden wahllos Äste abgerissen, um Feuerholz zu horten, um anschließend vorbildlich in der schönen Natur zu grillen. Was bleibt? Der Abfall, welcher gleich nebenan im „Mülleimer Natur“ vor Ort entsorgt wird. Nur zwei Meter entfernt stehen Mülleimer – wie uninteressant! Sie benutzen? Welch unerhörte Forderung! Tz, ich komme auch auf absurde Ideen. Und weiter geht es, kommen wir nun zu den Reitern auf dem Damm. Reiter? Ja, jene mit Pferden. Ein Novum! Derlei habe ich nicht erlebt, so lange ich laufe. Massive Pferdehinterlassenschaften bleiben zurück und verzieren nun den Weg. Sicher ein geringes Übel. Doch damit nicht genug.
Tiefe Bremsspuren führen als einheitliche Linie durch den Wald, ebenfalls auf der Dammstrecke entlang. Ich bin geneigt anzunehmen, hier zeichneten Jugendliche verantwortlich, die mit einem Motorrad/Moped und höchst desolater Bremse im Schnellrausch gefahren sind. Aufgewühlte Wege, soweit mein Auge reicht; von dem beträchtlichen Lärm, der damit einherging, will ich gar nicht reden. Oh, ihr arme Vogelwelt, was werdet ihr gestört in eurem Brutgeschäft, was müßt ihr leiden. Auch die kriminellen Umweltverbrecher trauen sich indes wieder in den gar nicht mehr kalten Wald: Reifen, Kühlschränke und Fernseher, ja, hinein in den Forst damit! Das man derlei kostenlos abholen lassen könnte, wird getrost ignoriert. Nein, lieber zeigen jene Kreaturen Einsatz und Engagement und karren ihren Dreck sowie Elektrogeräte aller Art in die Natur.
Ich durchquere im Laufschritt den ersten Wald und was erspähe ich? Auf den Boden gezeichnete Pfeile aus Sägespäne, die in eine bestimmte Richtung zeigen, quer durch den Wald und abseits jeglicher Wege. Auf der andere Seite des Forstes treffe ich erneut auf besagte Zeichen und was muß ich dort erblicken? Ein groteskes Konfettischlachtfeld, das sich über gewaltige Meter ausdehnt. Buntes und glitzerndes Konfetti, welches subjektiv betrachtet, den Kölner Karneval das nächste Jahrzehnt stattlich versorgen könnte. Fassungslos laufe ich mit unterdrücktem Zorn weiter. Heute vernahm ich, daß dort eine Horde Nachwuchsterroristen unterwegs war, die nur krakeelen konnten, Tiere verjagen und bereits in jungen Jahren dazu erzogen werden, den Wald als Mülldeponie zu mißbrauchen. Was für elementare Chancen werden diesen Kindern genommen!?
Prachtvoller, warmer Frühling, die Sonne scheint und die Kälte ist leider verlustig. Scharen an Hunden werden nun im Naturschutzgebiet ausgeführt, nicht einer ist angeleint. Wozu auch. Alle harmlos. Ungeachtet der vielen Hinweistafeln, die explizit dazu aufrufen. Nun ja, irgendwoher müssen meine zahlreichen Hundeangriffe schließlich kommen und brütende Vögel zu jagen, macht doch Spaß. Ich gehe davon aus, daß die hiesigen Hundehalter durch die Bank Analphabeten sind. Die Armen. Welche Heldentaten gibt es sonst noch zu vermelden? Spontan muß ich an die Großsportler denken, auch bekannt als Angler, exzessive Naturfreunde. Selbstverständlich muß man den prachtvoll gelegenen Weiher im Wald mit dem Auto ansteuern, gleich noch ein paar nervende Rehe dabei verscheuchen. Wo kommen die bloß her? Rehe im Wald – was für eine Welt! Stilecht muß das Vehikel am Ufer parken, idealerweise das Vorderrad im Wasser und gar noch vom Fahrersitz aus die Angel routiniert werfen. Sodann geht es den Wasserbewohnern an den Kragen. Wurde hernach das Gemetzel ordnungsgemäß beendet, wird gleich der Müll entsorgt und Dosen etc. p. p. säumen das Ufer. Angler. Im Geiste vereint mit den Wasser“sportlern“, die ihren Abfall direkt von ihren Booten dem See übergeben. Ach wie praktisch. Was sind wir doch für sportliche Naturfreunde!
Nur wenige exponierte Beispiele aus den vergangenen Tagen habe ich aufgezählt, die Reihe läßt sich leider, leider fortsetzen. Der sonnige Frühling obsiegt erst wenige Tage und schon fallen die Vandalen, Marodeure, Umweltverbrecher, geistig beschränkte Menschen, rücksichtslose Ignoranten und sonstige niedere Kreaturen der menschlichen Spezies in mein Laufareal ein, in die Wohnstube und Lebenswelt der tierischen Bewohner, in ihre kostbare Heimat und vermüllen, stören und zerstören sie, wo sie nur können. Nachdenkliches Agieren? Fehlanzeige. Rücksicht? Nicht existent. Respekt? Vor was? Vor wem? Umweltbewußtsein? Nicht in dieser Gesellschaft. Mein Denken ist aber auch wahrhaft skandalös. Ein Jammer, ein wahrer Jammer. Auch aus diesem Grund harre ich der frostigen Jahreszeit mit Sehnsucht. Der Winter, mein – nein, unser Verbündeter. Oh Frühling, wie schön könntest du sein!