Den Weg gehen – X. 2023. Täglichlaufen. 21 Jahre. Zehn Monate. Schreie in der Dunkelheit.
Täglichlaufen. Stolze und kostbare 21 Jahre und Zehn Monate in Serie. Wohlan, das „neue Jahr“ gibt sich die Ehre und lädt zu einer ersten Monatsrückschau im Kontext Täglichlaufen ein. In der Tat hat sich auch in der neuerlichen Phase wenig bis nichts verändert und so preise ich nach wie vor mein Gelebtes Täglichlaufen. Möglicherweise erhöht sich in zwei Monaten der Jahreswert signifikant – die Zeit wird es lehren.
In der abgeschlossenen Phase absolvierte ich nur lächerliche sieben Kälteläufe – dazu gesellen sich vier Regenläufe und auch drei Läufe bei Nebel dürfen ihre gebührende Achtung finden. Die Temperaturen sangen ihr Wechsellied zwischen -04 °C und 11 °C. In den ersten 18 Tagen des Jahres 2023 vollzog ich nur zwei Kälteläufe und natürlich war ich davon überzeugt, daß ich eine derartige Abwesenheit von Kälte bis dato nie erlebt habe und ja, ich hätte diese meine Auffassung sehr verteidigt. Ein Blick in meine Laufaufzeichnungen korrigierte meinen Irrtum – im Jahr 2005 und auch 2007 waren die Werte fast identisch. So kann man irren.
Am 22.12. gestaltete sich mein Dunkellauf zu einer kleinen Herausforderung, da die Waldwege großflächig von schwarzkitteligen Freunden meinerseits umgegraben waren. Vier Tage später schreckte ich auch ein großes Wildschwein auf, welches mit seiner Rotte gar nicht amüsiert laut vernehmlich grunzend von dannen sprang. Am zweiten Januar folgte eine ähnliche Fortsetzung. Zum Ende des Jahres 2022 erfuhr ich von den Absichten des Schafhalters meine geliebte Blacky zu verkaufen, was sofort meine Intervention auslöste und glücklicherweise gelang es mir, diese Idee zu vereiteln. Alte Bäume und auch alte Schafdamen verpflanzt man nicht. An dieser Stelle nehme ich Abschied von dem Chefschaf, welcher das neue Jahr nicht mehr erleben sollte. Wenn er auch öfter die Menschen angriff und einige auch umwarf – wir haben uns immer hervorragend verstanden; bei mir hat er es nie versucht und ließ sich auch streicheln.
Nun denn, der ominöse Schrei. Vorgestern weilte ich im tiefen Forst bei absoluter Dunkelheit und als ich gerade den Rückweg antrat, gewahrte ich vielleicht vier Meter vor mir eine Bewegung, ein lautes Krachen und jemand rannte schnell von rechts nach links – für mich war klar, dies war natürlich ein Wildschwein. Bis dann ein Schrei ertönte, kurz darauf ein zweiter und sodann ein dritter. Ich muß gestehen, so ein Geräusch habe ich nie zuvor gehört – es tendierte in Richtung den schreienden Möglichkeiten eines Graureihers, nur kam das von dem Flüchtenden, welcher freilich kein Reiher war. Nach 91 Begegnungen mit Wildschweinen ist mir diese Art von Laut wahrlich neu. So läßt mich diese Begegnung also ratlos zurück – eine Identifikation bleibt offen. Vielleicht handelt es sich hierbei um einen Velociraptor? – – So beginnt das neue Jahr ein wenig mysteriös – ich lasse mich überraschen, wohin die Reise gehen wird.
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