Den Weg gehen – VIII. 2022. Täglichlaufen. 21 Jahre. Acht Monate. Nebelgewänder im November.

Täglichlaufen. Stolze und kostbare 21 Jahre und Acht Monate in Serie. Wieder schließt die unwiederbringliche Zeit einen Monat Lebenszeit, garniert mit Täglichlaufen in ihre temporären Arme, liebreizend lächelnd. Die Zeit vergeht, das Leben und die Flüchtigkeit obsiegt allenthalben. Das gleiche alte Lied.

In der aktuell absolvierten Phase gab es leider nur sechs Kälteläufe (heute der 99.) – zudem drei Nebelläufe, ein neuerlicher Fastunfall am 16.11. und nicht einen Regenlauf. Zwar gab es einige Tage, an denen sich ein lieblicher Nieselregen partiell die Ehre gab, doch wahrhaft werten durfte ich dies freilich nicht. Dies gilt auch für den heutigen Lauf, welcher mit Pseudoschnee-Regen-Griesel Bedingungen reizte, die gleichwohl nicht in meine Statistik einzogen. Die Temperaturen schwankten zwischen 0 °C und 12 °C. Der vergangene Monat zeichnete sich durch seine unspektakulären Läufe aus, was ich durchaus als angenehm interpretiere. Am 19.10. besuchte ein Fuchs die heimische Schafweide, welcher bei meinem Erscheinen das Weite suchte.

Neun Tage später lief ich durch den scheinbar einsamen Forst in tiefer Dunkelheit, als ich am Waldrand eine größere Fläche gewahrte, die sich schließlich als Zelt enttarnte und in dieser Sekunde grüßte mich ein Mann freundlich aus der Finsternis heraus. Nun, so eine Szene erlebte ich lange nicht. Anfang November engagierten sich die hiesigen Waldarbeiter einmal mehr bei der Waldvernichtung in Kombination mit der Zerstörung der Pfade. Ohne Worte. Ein absoluter Höhepunkt fand am 04.11. statt – in der Nacht hatte es geregnet und auch der Morgen zeichnete sich durch einen schönen Nieselregen aus; entsprechend naß war das Laub – und dennoch wurde selbiges von einem Menschen mit Laubbläser nachhaltig bearbeitet. Oh sancta simplicitas!

Mein täglichlaufender Weg setzt sich ungerührt fort – hinein in finstere, einsame Wälder; partiell stimmungsvoll verhüllt in edle Nebelgewänder, die tanzend hin und her gleiten. Absorbiert im Nichts.

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