Das leuchtende Gemälde

Die solare Omnipotenz sinkt mit einem strahlenden Lächeln zwischen den Wolkenschiffen hernieder und verzaubert all jene Betrachter, die sich mit dem Herzen ihrem ureigenen Charme hingeben. Ich beschreite meinen geschätzten Weg des zufriedenen Täglichlaufens und versuche, den elementaren Pfad zu entdecken, der mich direkt in den Horizont hinein geleiten wird, allein, so sehr ich auch suche – ich entdecke keinen wahrhaftigen Weg, den ich im Laufschritt erkunden könnte. Doch dies ist ein Glück, denn so bleibt nur das gefühlvolle Beschreiten mit allen Sinnen, auf dem imaginären Pfad vom unendlichen Firmament im Zeichen von Raum und Zeit, getragen von einer surrealen Äonenspur – die direkt mit ungekannter Macht in mein Herz strömt. Und so lasse ich mich einfach treiben; im Laufschritt und laufe und laufe, hinein in dieses kunstvoll arrangierte Gemälde. In ein leuchtendes Gemälde, welches den kostbaren Moment der Einzigartigkeit behutsam einfängt und mich für immer und immer prägen wird.

Die Zeit verlangsamt sich stetig, der allumfassende Fluß des flüchtigen Lebens rinnt langsamer in die gelebte Vergänglichkeit, ich halte inne und koste das Sein mit all seinen differenzierten Facetten aus. Indessen verebbt auch der mich bis zu dieser Sekunde begleitende Wind, er verwandelt sich in einen leisen Hauch, der mich zärtlich streichelt. Die ungestümen Wellentäler holen vernehmlich Atem, alles erstarrt, ja, alles friert nahezu ein – und ich selbst? Ich laufe nach wie vor und komme doch nicht vorwärts, irrelevant wie schnell ich mich auch bewege. Die Sekunden werden zu Minuten und die Minuten zu Stunden – so scheint es, freilich handelt es sich nur um einen subjektiven Irrtum in der Wahrnehmung, nichtsdestotrotz genieße ich jeden Augenblick davon. Irgendwann normalisiert sich das seltsame Dasein wieder, das Erwachen kommt plötzlich und der wiedererstarkte Sturm reißt mich ungehalten mit sich, um mich in eine fremdartige Welt zu zerren, die ich doch nie betreten kann.

Das strahlende Gemälde am weiten Himmel versinkt immer mehr in der lieblichen Finsternis, für heute verläßt es den Tag und gibt sich der unausweichlichen Dunkelheit hin. Mit einem Lächeln wende ich von diesem grandiosen Schauspiel ab, ich verlasse meinen Damm und gebe den beobachten Blick auf den See auf, kehre aus den Wäldern zurück und beschließe irgendwann meinen Lauf der raren Einzigartigkeit, an der ich temporär partizipieren durfte. Was bleibt? Geschätzte Eindrücke unglaublich lebendiger Impressionen. Und Schweigen. Glückliches Schweigen. Nur ein Windhauch berührt leise das pulsierende Blattwerk im tiefen Forst…

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