Vielleicht anders, doch umso tiefer verbunden

Während meines Rückweges näherte ich mich der einleitenden Schranke des Dammes, wenngleich noch etwas entfernt. Im Wald erspähte ich zuvor einen parkenden Kleinbus, der sogleich kausal mein Gesichtsausdruck verfinsterte, da ich grundsätzlich nicht nachvollziehen kann, was Autos im Wald verloren haben. Und auf dem Weg dorthin kamen mir einige Jugendliche entgegen, welches meiner Stimmung ebenfalls nicht sonderlich zuträglich war. Schließlich äußerte ich mich erst vor kurzem sehr kritisch über jenes Gebaren: „Sodann brüllten sie, lärmten, kreischten, lachten; Schreie gellten durch den Hain – sie rannten, brachen in das Unterholz, verließen die gewohnten Wege. Einige Jugendliche zeichneten sich durch exorbitantes natürliches Interesse aus; mit dem Handy spielend, die Zigarette lässig im Mund steckend, marschierten sie mit aktiviertem MP3 Player arrogant respektlos durch die Botanik.“ Wie sah der Forst anschließend aus? „Nun, muß ich noch erwähnen, wodurch sich der Rückweg auszeichnete? Abgerissene Blätter allenthalben, abgebrochene Zweige; kleinere zerstörte Bäume wie Sträucher, niedergetretene Pflanzen, Zigarettenkippen auf dem Waldweg und diverser anderer Müll.“

Doch heute sollte mein aufkeimendes Mißtrauen nicht bestätigt werden. Die Jugendlichen, welchen ich nun begegnete, waren allesamt „behindert“. Ein unwürdiges Wort; zu negativ assoziiert und inadäquat. Was bedeutet behindert? Wer definiert das? Mit welchem Recht? Wo sind die Grenzen? Was ist normal? Existiert das überhaupt? Normalität? In dieser Zeit? In dieser Gesellschaft? Und Welt? Wie dem auch sei, diese jungen Menschen fielen mir sofort in gegenteiliger, positiver Hinsicht auf. Sie waren außerordentlich ruhig, verhielten sich nahezu ehrfürchtig still, rannten nicht wild umher, hörten keine Musik und achteten den Pfad. Ja, sie besaßen Achtung – sie respektierten diese ihre Umwelt, dieses Habitat des Lebens. Ich konnte ihnen sofort ansehen, daß sie nicht gelangweilt oder genervt ob dieser herrlichen Natur waren, nein, für sie war der Ausflug ein richtiges Erlebnis, ein wahrer Höhepunkt. Ihre Gesichter haben sie verraten; ihre freudigen Augen. Ihr ehrliches Interesse und Staunen. Die Jugendlichen, die ich in meinem „Über das Versagen“ Artikel skizzierte, widerten mich nur an, aber diese sogenannten „Behinderten“, ja, mit ihnen fühlte ich mich verbunden.

Und ich gestehe, während ich an ihnen vorüber lief, verglich ich sie in Gedanken mit den „normalen“ Jugendlichen – wer kann es mir verdenken, daß ich mich in diesem Moment fragte, wer da eigentlich behindert ist? Für mich war es eine Freude zu erleben, mit welchem Respekt sie sich in der Natur bewegten und wiederum ihre gezeigte Freude zu beobachten. Gleichwohl wurden meine Gedanken latent getrübt, da sich zum einen mein Mitgefühl die Bahn brach und freilich die nicht neue Erkenntnis, wie fragil doch das Leben, die Gesundheit ist. Explizit auch in dem Kontext, daß ich seit über zehn Jahren täglich laufen darf. Doch wie schnell kann sich dies alles in das große Nichts verflüchtigen? Heute noch stark und routiniert und in einer Woche im Rollstuhl – so wie der junge Mann auf dem Damm, der lächelnd die Baumkronen beobachtet, wie sie sich behutsam im Wind bewegen, der zärtlichen Hand des Sturmes unterwerfen. Niemand ist vor nichts gefeit und die meisten Menschen beschäftigen sich erst mit derartigen Themen, wenn es zu spät ist. Viel zu spät.

Für mich war diese Jugendgruppe ein leuchtend herausragendes Beispiel. Auf den ersten Blick mögen sie vielleicht „behindert“ sein, aber während unserer kurzen Begegnung waren sie mir viel näher als damals die vermeintlichen normalen Jugendlichen. Die folgende wahre Anekdote veröffentliche ich hier wiederholt. Scheinbar konvergiert sie nicht mit dem zentralen Thema des Beitrages und doch, sie schließt sich nahtlos an und spannt den Bogen zum Laufsport, Sport per se. Sie verkörpert par excellence das, was ich unter „Sport“ verstehe, äquivalent Respekt und Achtung der Natur gegenüber und angemessenes Agieren in selbiger. Wie in der beobachteten Form der Jugendlichen auf dem Damm, mit ihrem elementaren Gefühl für das Wesentliche im Leben. Ein jeder möge dies für sich selbst interpretieren. Darüber kann man nachdenken. Oder auch nicht.

Vor langer Zeit starteten bei einer Leichtathletikveranstaltung neun Athleten zum Sprint über 100 Meter. Sie alle waren körperlich oder geistig behindert. Der Startschuß fiel und der Lauf begann. Nicht alle wollten die sogenannte Bestzeit laufen, aber alle wollten dabei sein und mit ein wenig Glück auch gewinnen. Als sie ein Drittel der Strecke hinter sich hatten, stolperte einer von ihnen, überschlug sich und fiel hin. Er begann zu weinen. Die anderen Acht hörten das, hielten inne und schauten sich um. Sie blieben stehen und gingen zurück. Alle. Ausnahmslos.

Eine junge Frau mit Down-Syndrom kniete bei ihm nieder, nahm ihn in die Arme und fragte: „Geht es dir jetzt besser?“ Anschließend gingen alle Neun gemeinsam über die Ziellinie. Schulter an Schulter. Das Publikum erhob sich von den Plätzen und applaudierte. Der Beifall währte sehr lange. Die das sahen, werden diese Szene nie vergessen können. Warum eigentlich?

Weil wir tief in uns wissen, daß es Wichtigeres im Leben gibt als zu gewinnen. Eines der wichtigsten Dinge in diesem Leben besteht darin, anderen Menschen zum Sieg zu verhelfen. Schwache Menschen zu unterstützen und ihnen beizustehen. Auch wenn das bedeutet, den eigenen Lauf zu verlangsamen oder seine Richtung zu ändern. Eine Kerze vergibt nichts, wenn sich eine andere an ihr entzündet.

32 Antworten to “Vielleicht anders, doch umso tiefer verbunden”

  1. Jetzt bin ich ein wenig erschrocken, da ich dachte eine wilde Horde hat sich wieder durch den Wald gewälzt. Falsch gedacht!

    Das Wort Behinderte, das mag ich auch nicht. Mitleid ist hier falsch am Platz. Diese Jugendlichen kennen es wahrscheinlich gar nicht anders. Sie sind glücklich in ihrer *Welt*. Man darf das nicht nur negativ sehen.

    Für dich war das sicher ein einschneidendes Erlebnis.

    In unmittelbarer Nähe meines Elternhauses gibt es eine Behindertenwerkstätte. Jeden Tag um ca. 15 Uhr gehens sie wieder zurück ins Wohnheim – am Haus meiner Eltern vorbei. Die grüßen und winken schon von Weitem. Sind freundlich und zuvorkommend! Erwarte das nicht von anderen… du wirst sicherlich enttäuscht sein.

    Deine Geschichte am Schluß ist wunderschön. Da sollten sich viele mal ein Beispiel nehmen…

  2. Ja, zu Beginn dachte ich das auch. Jugendgruppen in den Wäldern sind relativ selten, aber „Behinderte“ sind noch seltener.

    Ich spreche nicht unbedingt von Mitleid, sondern mehr von Mitgefühl. Eine „normale“ Reaktion – wie ich finde. Besonders in der Erkenntnis, daß man selbst sehr schnell so werden kann. Ich kenne derlei viele Beispiele. Nur negativ betrachte ich das nicht, das hier gezeigte Beispiel ist mehr als positiv.

    In der Tat, in diesen Momenten wird man sehr nachdenklich.

    Die von Dir beschriebene Freundlichkeit kenne ich auch und das ist wirklich schön. Für mich sind diese Menschen Vorbilder. Von Menschen erwarte ich prinzipiell gar nichts.

    Daran wird sich niemand ein Beispiel nehmen. Geld, es zählt nur Geld. Welcher Spitzen/Leistungssportler übt sein Sport noch aus Leidenschaft aus? Geld, Geld über alles!

  3. Mitgefühl hört sich schon anders an. Natürlich kann es verdammt schnell gehen und man ist selber in der Lage.

    Wobei es schon Unterschiede gibt zwischen geistig- und körperlich behinderten Menschen. Körperlich behinderte Menschen sind oft sehr böse und gemein. Schon aus dem Grund, weil sie mit ihrer Behinderung nicht klar kommen. Ach das ist ein sehr umfangreiches Thema. Das kann man nur ankratzen!

    Tja das liebe Geld….

  4. Tja, das ist das Leben. Für nichts existieren Garantien. Mein Paradebeispiel bleibt mein ehemaliger Sportlehrer. Ein fanatischer Hardcoresportler, der durch den Sport im Rollstuhl landete und ohne Sport kümmerlich einging.

    Freilich mögen Unterschiede bestehen. Aber um böse und gemein zu sein, muß man nicht „behindert“ sein. Die sogenannten „normalen“ Menschen sind darin sicher noch weitaus versierter….

  5. Ja, davon hast mir erzählt. Ein trauriges Beispiel.

    Das hier auszuführen würde dein Blog sprengen. Und kurze Antworten kommen falsch rüber. Aber ich vermute du weißt was ich meine.

  6. Sehr traurig. Aber irgendwie konsequent. 😦

    Ja, das Thema ist zu komplex. Ich hätte die Kommentierfunktion deaktivieren sollen.

  7. Ne ne, lass die bloß an. Das ist so gruselig, wenn man nicht anworten kann 😯

  8. Ein wenig ungewohnt vielleicht.

  9. Ist schon erstaunlich, wie konträr unsere Welt doch scheint. Die, die allgemein als „behindert“ gelten, weil sie mit körperlichen und / oder geistigen Einschränkungen leben müssen, überraschen manchmal im menschlichen Bereich, währen die „normalen“ da mehr als unangenehm auffallen. Mir gefällt Dein Beispiel sehr gut. Es zeigt so viel Menschliches, Herzliches, das ist schön. Da könnten die „normalen“ sicher eine ganze Menge von lernen.
    Deine Geschichte am Ende des Artikels gefällt mir besonders gut. Ich weiß gar nicht, ob es so etwas im realen Leben tatsächlich gibt? Ist jedenfalls schwer vorstellbar, wo es eigentlich immer um Macht und Geld geht. Sich da auch noch um die kümmern, die es nicht geregelt kriegen ist äußerst ungewöhnlich.
    Liebe Grüße
    Kornelia

  10. Ja, unsere Welt ist zu komplex. Nichts ist wie es zu sein scheint. Für mich war das eine wunderbare Begegnung. Und ja, Du hast Recht – das war lehrreich. Die Herzlichkeit jener jungen Menschen war sehr ausgeprägt; das konnte ich in diesem kurzen Moment feststellen.

    Als ich die Anekdote letztmalig hier veröffentlichte, hat sie ein Leser für wahr befunden und konnte auch näheres dazu erläutern. Bei Gelegenheit recherchiere ich das. Wenn ich mich recht erinnere, war das in den neunziger Jahren. In der Tat, derlei ist nur sehr schwer vorstellbar. Überall, wo der schnöde Mammon einzieht, endet die Ehrlichkeit, die Leidenschaft und die Hingabe. Traurig.

    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.

  11. In der Tat, man kann die Menschen nicht alle in einen Topf werfen. Es gibt immer solche und solche. Übrigens gibt es auch bei den nicht behinderten( Du hast recht, ein schreckliches Wort) Jugendlichen solche und solche. Gröhlende Jugendliche fallen natürlich besonders auf. Und sie geben ein Bild ab, was vielleicht zu einer groben Verallgemeinerung führt. Auch sind Jugendliche das Produkt ihrer sozialen Umwelt, also auch unserer Gesellschaft. Und in der Tat, da liegt Vieles im Argen: was das soziale Verhalten angeht und auch was den Umgang mit unserer Umwelt betrifft. Insgesamt fehlt es auch an Vorbildern.

    Ein schwieriges und komplexes Thema, lieber Marcus.
    Auf alle Fälle wünsche ich Dir ein schönes Wochenende.

    Alles Gute
    Dietmar

  12. Pauschalurteile sind stets verwerflich. Aber der Mensch neigt dazu, auf Grund gewisser Erfahrungen und Erlebnisse eine Art Schubladendenken zu etablieren. Dem können wir nur schwer begegnen, allein – ich bin immer freudig überrascht, wenn mein Denken in positiver Hinsicht widerlegt wird.

    Sofern man sich Vorbilder beispielsweise außerhalb der Familie sucht, in „der Gesellschaft“ im weiteren Sinn, also Pseudovorbilder wie sie von den Medien generiert werden, ist das bedenklich. Ja, ein sehr komplexes Thema, doch ein schönes Erlebnis während meines Täglichlaufens. So gleicht sich alles aus.

    Auch Dir wünsche ich ein herrliches Wochenende.

  13. Hey Marcus, die beiden Gruppen zu vergleichen ist normal. Zumal du beide in kurzer Zeit getroffen hast. Sie werden dir in Erinnerung bleiben. Gut wie schlecht! Schweres Thema. Die Geschichte ist jedenfalls genial. Rührend! SO sollte Fairplay sein!

    Thx für dein nachdenklich und ergreifendes Post!

    MfG

  14. Ja Otto, ein Teil wird in positiver Erinnerung verweilen, während der andere den negativen Part einnehmen wird. Zwei Extreme aus zwei verschiedenen Welten, wobei es sich in Wahrheit nur um eine Welt handelt.

    Für mich wird darin wahrer Sport zum Ausdruck gebracht. Nicht Leistungen zählen für mich, sondern die Einstellung.

    Genieße das Wochenende.

  15. DocRunner Says:

    Lieber Marcus,

    warum Mitleid oder auch Mitgefühl? Es ist nicht notwendig, die Betroffenen brauchen und wollen es meist nicht und nur selten gibt es einen Grund, ausser es hat sich jemand verletzt 😉 Ich mag den Ausdruck „Behinderte“ ebenfalls nicht und habe lange von Menschen mit Handicap (leider ein Anglizismus) gesprochen, wenn man allerdings häufig Kontakt zu Menschen hat, die sich in dieser Lage befinden, bemerkt man, dass es sie meist nicht interessiert, wie ich sie bezeichne, so lange es nicht beleidigend gemeint ist. Weißt Du denn, wie sie uns nennen? 😉

    Dein Vergleich ist schon extrem und vielleicht hätte es anders ausgesehen, wenn die erste Gruppe, Kontakt mit der zweiten Gruppe gehabt hätte oder gar, wenn sie zusammen dort vor Ort gewesen wären. Aber wer weiss, vielleicht hätte es Dich dann verwundert, welches Verhalten, die Überhand gewonnen hätte…

    Ich wünsche Dir ein wunderschönes Wochenende

    Salut
    Christian

  16. Lieber Christian,

    freilich hast Du Recht und mir ist dies auch bewußt. Und doch, als ich beispielsweise den jungen Mann sah, der nicht aus eigener Kraft in die Natur konnte, in seinem Rollstuhl geschoben wurde, da kam einfach Mitgefühl auf. Ob ich wollte oder nicht.

    Für mich wirkt der Vergleich sehr extrem, auch auf den zeitlichen Rahmen bezogen und natürlich, die Örtlichkeit – das war fast der gleiche Ort, wo ich die „normalen“ Jugendlichen traf. Wären sich die beiden Gruppen begegnet, so wäre die eine sicher mit Häme etc. überschüttet worden. Wobei das jetzt nur eine Vermutung ist, allerdings, bei dem Eindruck, den sie hinterlassen haben – eine begründete.

    Ich wünsche Dir ebenfalls ein genußvolles Wochenende.

  17. Ein sehr eindrucksvoller Artikel; die Anekdote hat sogar zu einem feuchten Film auf den Augen geführt.
    Bei den „Behinderten“ – auch ich mag dieses Wort eigentlich nicht – scheint das soziale Miteinander manchmal besser ausgeprägt zu sein als bei den „Normalos“. Davon wäre sicher (fast) niemand umgekehrt um zu helfen.

  18. So empfand ich das beim Lesen auch – das geht direkt in das Herz.

    Wenn man mich fragt, was ich unter Sport verstehe, erzähle ich diese Anekdote; sie verkörpert all das perfekt, was wahren Sport auszeichnet(e) – freilich nach meiner Intention.

  19. Lieber Marcus,

    wieder einmal kann ich nur sagen – wie wahr, wie wahr!
    Manchmal frage ich mich auch wer hier in dieser Gesellschaft „behindert“ oder „abnormal“ ist – und genau wie du denke ich, dass es eher diejenigen sind, die wir damit nicht in Verbindung bringen, also die „Normalos und Gesunden“!

    Wenn man diesen Menschen, so wie auch du es wohl gemacht hast, tief ins Gesicht und in die Augen schaut erkennt man eine Zufriedenheit, wie wir sie bei anderen lange suchen können. trotz Behinderung, trotz Hamdicap!
    Sie strahlen eine Lebensfreude aus, die sich 95 % der Gesellschaft noch nicht einmal für alles Geld der Welt erkaufen kann! Und wer die glücklicheren Menschen sind dürfte wohl auch klar sein….

    Nein, ich sehe das wie du, aber glücklicherweise gibt es ja noch „gesunde“ Menschen, die das wahre Glück erkennen können.

    Und trotzdem, ich bin TÄGLICH dankbar dafür, gesund zu sein, laufen zu dürfen und, naja, nichts ganz „normal“ durchs Leben gehen zu dürfen.

    Toller Artikel lieber Marcus, danke dafür!!

    Herzliche Grüße,
    Steffen

    P.S. Hier ist übrigens der Laufbericht aus Thüringen, vielleicht kannst du das dann besser „nachvollziehen“, wenn du quasi „selbst“ mit dabei warst 😉

  20. Das sind heikle Fragestellungen. Behindert. Abnormal. Von der grundsätzlichen Definition einmal abgesehen, nur weil diese unsere Gesellschaft manche „Dinge“ etc. so handhabt, muß das lange nicht normal, geschweige denn korrekt oder adäquat sein. Zurück zu dieser Begegnung – diese war für mich sehr nachhaltig. Und wenn ich diese Örtlichkeit passiere, sehe ich die sogenannten „Behinderten“ immer noch vor mir. Mit wachen Augen, leuchtend, ja strahlend!

    Wie wahr, lieber Steffen. Aber die wahren und wertvollen Dinge des Lebens lassen sich per se nicht mit Geld (er)kaufen. Wer das einmal erkannt hat, hat bereits viel Zufriedenheit erreicht. Zwischen den Gruppen lagen Welten, auf der einen Seite die Marodeure, auf der anderen nur Frieden. Du merkst es sicher, meine Begeisterung läßt mitnichten nach.

    Und trotzdem, ich bin TÄGLICH dankbar dafür, gesund zu sein, laufen zu dürfen und, naja, nicht ganz „normal“ durchs Leben gehen zu dürfen. Schön gesagt, sehr schön gesagt. Möge eine stabile Gesundheit Dich stets begleiten, so daß Du weiter mit Engagement und Genuß diesen Weg beschreiten darfst.

    Dein Bericht ist – wie gesagt – grandios. Allein die würdige Kompetenz adäquat antworten zu können, fehlt mir. Dennoch, sehr, sehr lesenswert wie beeindruckend. 🙂

  21. Ich übertreibe nicht, Du unterreibst! 😉 Ehre, wem Ehre gebührt.

    Im Ernst, das ist schon so. Zumal man, soll heißen ich – das vergleiche mit meinen Fähigkeiten oder Möglichkeiten. Das ist natürlich ein Automatismus. Entsprechend ist Deine Wahnsinnsleistung noch einmal mehr beeeindruckender. Was kann Dich jetzt noch aufhalten?

    Die Frage habe ich mir vor einiger Zeit auch gestellt, allerdings in einem anderen Rahmen.

  22. Lieber Marcus,

    eine sehr schöne Begegnung hattest du da – und vielleicht den Glauben an einige Jugendliche (ich schreibe jetzt bewußt nicht „die Jugend“ zurückgewonnen. Entscheidend sind doch nicht irgendwelche körperlichen Fehlfunktionen – entscheidend ist das Herz, die Seele dieser jungen Menschen, die sich freuen über die einfachen Dinge des Lebens, die die Schönheit der Natur noch als solches wahrnehmen und „fühlen“ können. Ich kann es sehr gut nachempfinden, daß du eine Verbundenheit gespürt hast – eine Verbundeheit auf mentaler Ebene. Ihr habt in diesem Moment gleich gefühlt, in und als Teil der Natur.
    Ich finde es gut, dass du die Kommentarfunktion nicht abgeschaltet hast.
    Viele liebe Grüße
    Petra

  23. Liebe Petra,

    Deine Antwort ist wahrhaft schön und richtig. Du hast das wirklich perfekt auf den Punkt gebracht – ich kann nichts mehr hinzufügen. Und lasse das entsprechend so stehen.

    Entscheidend sind doch nicht irgendwelche körperlichen Fehlfunktionen – entscheidend ist das Herz, die Seele dieser jungen Menschen, die sich freuen über die einfachen Dinge des Lebens, die die Schönheit der Natur noch als solches wahrnehmen und „fühlen“ können. Ich kann es sehr gut nachempfinden, daß du eine Verbundenheit gespürt hast – eine Verbundenheit auf mentaler Ebene. Ihr habt in diesem Moment gleich gefühlt, in und als Teil der Natur.

    Herzlichen Dank dafür. 🙂

    Ich wünsche Dir ein herrliches Wochenende, mit noch schöneren Läufen.

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  26. Martin W. Says:

    Hallo Marcus,

    es sind meist Zufälle, die uns leiten. So auch hier. Durch einen bloßen Zufall bin ich auf deiner Seite gelandet und „wühle“ mich gerade durch diese wunderbare Seiten. Allein die Gestaltung verleidet es mir ein bißchen, weil das Lesen bei der Fülle der Artikel doch sehr anstrengt, aber sei es drum.

    Was ich bisher gelesen habe, hat mich sehr berührt. Die Art und Weise, wie Du über das Laufen schreibst, deckt sich mit meiner Haltung, die ich auch seit kurzem in einem Blog aufzuschreiben versuche. Und so ist es dieser Artikel hier, der mich einmal mehr kurz innehalten ließ. Denn es war auf einer Laufveranstaltung, wo eine Fotogalerie und Berichte über einen stadtbekannten Läufer hingen, der seit kurzem an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS leidet, die ihn an den Rollstuhl fesselt. Ihn, der viele Jahre gelaufen ist. Seitdem bin ich dankbar für jeden Tag, den ich laufen darf und kann. Zwar laufe ich nicht jeden Tag, aber ich genieße jeden Lauf.

    Ich grüße dich herzlich, als neuen Fan deiner Seite.

    Beste Grüße
    Martin

  27. Hallo Martin,

    ich heiße Dich hier herzlich willkommen! 🙂 Ja, oft sind wir nur der Spielball von scheinbaren Zufällen in unserem Leben. Wobei ein Lieblingsdichter von mir stets behauptete, es gäbe keine Zufälle. Was davon nun stimmt, habe ich bisher noch nicht herausgefunden.

    Im Laufe der Jahre hat sich die Anzahl meiner Artikel ziemlich erhöht; vielleicht auch eine Art Zufall, da das einst nur als „Kurzzeit-Test-Projekt“ entstand.

    Ich weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, wenn man nicht laufen kann – aus gesundheitlichen Gründen und doch das Laufen „über alles“ liebt. Diese Sehnsucht war der Auftakt meines Täglichlaufens. Aber was es heißt, auf Grund von ALS jedweder Hoffnung beraubt zu sein, das weiß ich nicht. Eine bittere Vorstellung. Um so wichtiger ist es, jeden Tag, jeden Lauf als Geschenk zu betrachten; natürlich, nicht immer ist das möglich. Aber sich dessen bewußt zu sein, dieser unseren fragilen (gesundheitlichen) Existenz, ist ein guter Weg.

    Vielen Dank für Deine Antwort. Ich wünsche Dir mehrheitlich genußvolles Laufen und ein angenehmes Wochenende.

    Liebe Grüße

    Marcus

  28. […] ein Rätsel – ein Schrottplatz wäre adäquater gewesen. Nur wenige Tage später traf ich erneut junge Menschen, die jedoch das Gegenteil darstellten. Auf den ersten Blick erschienen sie „behindert“ – welch […]

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