Erinnerungen der Schwäche
In wenigen Tagen werde ich mit etwas Glück ein für mich wichtiges Jubiläum erreichen. Das Ereignis offenbart längst seine ersten Schatten. Ein würdiger Anlaß, mich meiner Schwäche aus vergangenen Zeiten zu erinnern, um den Weg zu bereiten. Ich war stets ein Feind des Schulsports. Zum einen war ich unsportlich und schwach, zum anderen hatte ich immer das subjektive Gefühl mich zu blamieren, sobald ich mich bemühte den Leistungen zu entsprechen – im Hinblick auf die Mädchen – die sich darüber amüsierten und zugleich die Sporthelden bewunderten. Meinem damaligen Lehrer kann ich nicht einen Vorwurf machen, er war einfach nur vorbildlich. Natürlich paßten wir nicht zusammen, schließlich trafen zwei konträre Charaktere aufeinander; der Hardcore-Sportfanatiker, der für den Sport lebte und meine Wenigkeit: Unsportlichkeit in Kombination mit der Angst vor Bewegung und damit einhergehender Blamage. Nichts hat mir im Ansatz Freude bereitet. Beim Laufen im Stadion absolvierte ich mit Müh und Not eine Runde – während Schulkollegen bereits die dritte Umrundung anpeilten. Demotivierend. Stangenklettern? Oder gar Seil? Utopisch!
Erst in der Abiturzeit stellte sich eine allmähliche Änderung ein. Mittlerweile unterrichtete ein anderer Sportlehrer, der mit seinem dicken Bauch nicht wie einer aussah. Dennoch war er eine wunderbare Lehrkraft, der zudem die Begabung besaß, latente Fähigkeiten zu erkennen und zu fördern. Zu diesem Zeitpunkt war ich immer noch unsportlich und doch errang ich plötzlich erste Erfolge. Mein Denken entwickelte sich in eine neue Richtung – ich traute mich einfach! und dachte nicht mehr an die Mitschüler – was ich partiell auch meinem Sportlehrer zuschreibe. Bestimmte Stile wie Bodenturnen lagen mir weiterhin nicht, aber beispielsweise Stangenklettern stellte kein Problem mehr dar. Allein auf Grund der Tatsache, daß er sich geduldig zeigte und mir die adäquate Technik demonstrierte. Und auch im Laufen hielt ich eine halbe Stunde durch – wenn auch sehr langsam – aber für die Eins genügte es, da es nicht auf Geschwindigkeit ankam.
Beide Lehrer waren großartig, aber der letztgenannte besaß eine gewisse Empathie und damit gelang es ihm Anreize zu vermitteln und bis dato nicht erkannte Talente zu fördern und somit Erfolge zu realisieren. Aus heutiger Sicht kann ich über jene Episoden aus meinem Leben nur lächeln. Stangenklettern? Seil? Kaum mehr nachzuvollziehen, daß das je ein Problem für mich war. Ich bin nicht mehr der Mensch von früher. Viele meiner einstigen Mitschüler, die im Sport so groß waren, sind heute dick und unsportlich. Die Vorzeichen haben sich jeweils in das Gegenteil verkehrt; damit gleicht sich alles aus, wenn auch Jahre verzögert.
Wenn mir ein Wunsch gestattet wäre, so würde ich gerne gemeinsam mit meinem ersten Sportlehrer einen Lauf absolvieren. Er wäre überrascht zu sehen, daß ich nun genau so wie er einst den Sport lebe. Das Leben hat mich auf den gleichen Weg gelotst, jenen Weg, den auch er mit Enthusiasmus beschritt. Leider wird sich mein Wunsch nie erfüllen. Sport war sein Leben – er lebte für den Sport und er fand dadurch den Tod. Was mich nach wie vor tief berührt. Die vielen Jahre, in denen ich Angst vor dem Sportunterricht hatte, waren sehr prägend. Sie führen bis heute dazu, daß ich mich als Antisportler sehe und gleichzeitig eine besondere Verbindung zu Menschen verspüre, die schwach sind. Denn ich war und bin einer von ihnen – auch wenn mein Körper seit langem nicht mehr der von damals ist.
Sollte sich hier ein untrainierter und vielleicht an Übergewicht leidender Mensch als Leser verirren, dem kann ich nur raten sich mit Sport näher zu beschäftigen. Gleichgültig, welcher Art – Hauptsache, der Körper wird mit Bewegung konfrontiert und gefordert. Ob andere Menschen lachen, sich darüber lustig machen, ist gänzlich irrelevant – ignoriert sie. Jedwede Bewegung, die dem Körper, der Gesundheit und dem Wohlbefinden dient, auch dem geistigen – und unabhängig davon, welches Bild man dabei abgibt, kann nie lächerlich sein. Traut Euch, es macht stark und irgendwann werdet Ihr auch lächeln. Denn jene Narren, die spotten – das sind die wahren Schwächlinge.
13. März 2009 um 09:15
Wie schon öfter geschrieben, ich habe den Schulsport auch nicht gemocht. Das lag in erster Linie aber an der Lehrerin. Die war eindeutig zu schlecht, die konnte man nicht auf Kinder loslassen. Dann in der höherbildenden Schule war der Sport nicht wirklich wichtig und die Lehrer auch nicht besonders. Irgendwie hatte ich mit denen nicht soviel Glück wie du.
Aber es gab schöne Gebüsche um sich beim Laufen zu verstecken *lach*.
Ich kann es mir gar nicht vorstellen, dass du jemals unsportlich warst – so wie du jetzt aussiehst *sabber* 😉
Schade, dass dein Lehrer das nicht mir miterlebt. Wie siehts mit dem anderen aus?
*knutscha*
13. März 2009 um 09:17
Ja, der Lehrer ist schon sehr entscheidend, wenn es darum geht, Ängste zu nehmen und zu fördern. Ich gebe da ein gutes Beispiel ab.
Dein Verstecken in den Büschen. 😀 Da muß ich immer lachen. 😉 Wir haben uns im Stadion aber auch versteckt.
Die Zeiten ändern sich eben. Der andere Sportlehrer wird noch leben, nehme ich doch stark an; so alt war er nicht. *drückt Dich*
13. März 2009 um 09:18
Nachtrag: Die Mädchen hatten natürlich bei einer Lehrerin, die war total streng – das war fast wie in der Armee bei der. Obwohl, später dann – war sie auch sehr nett. Früher habe ich das anders empfunden.
13. März 2009 um 09:21
Dann musst mit ihm mal eine Runde laufen – wäre doch spassig gell?
Immer wenn ich an dem Sportplatz vorbei fahre, muss ich lachen, weil mir das dann einfällt.
13. März 2009 um 09:23
Ich habe den Jahre nicht gesehen. Und wenn er noch so aussieht wie damals, hält er eh keine fünf Minuten im Laufen durch. 😉
Die Erinnerungen sind ortsgebunden, so geht mir das auch.
13. März 2009 um 09:59
Ich habe letztes Jahr, nach Jahrzehnten, mal wieder auf unserem Sportplatz gestanden (im Nachbarort)…früh um fünf, damit mich ja keiner sieht und hab dort Temporunden absolviert. Mir kam der Sportplatz so winzig vor gegenüber früher. Komisches Gefühl *grins*.
Meine Ansicht zum Schulsport habe ich schon kund getan. Ich habe ihn nie gemocht, da ich klein, schwächlich und absolut unsportlich war.
13. März 2009 um 10:39
Ich sag’s mal so: Zwischen Naturlang- und Amoklauf liegt die unendliche Weite des menschliches Geistes und des Glücks, auf Menschen zu treffen, die es verstehen, das Vertrauen in die eigene Stärke zu wecken. Wohl dem, der ähnliche Erfahrungen macht wie Du. Weia. Was trabe ich doch hoch, heute. 😀
13. März 2009 um 10:50
Anett, das Gefühl kenne ich auch. Dinge oder Orte, die man als Kind unendlich groß erlebt hat, sind nach Jahren einfach nur klein, um nicht zu sagen, lütt. 😉 Das ist normal. Klein, schwächlich, unsportlich. Exakt. Nun bin ich nichts mehr davon und ich finde es sehr angenehm.
Phönix, die Überleitung zum Amoklauf war gekonnt. Auf die Idee wäre ich nicht gekommen. Aber der Sinn dahinter ist wahr. Das Umfeld, welches uns umgibt und prägt, ist doch sehr entscheidend. Obwohl schon sehr viel aus dem Ruder laufen muß, um derartige Tragödien entstehen zu lassen. Die Weite ist unendlich, beim menschlichen Geist bin ich mir nicht sicher. 😉
13. März 2009 um 11:07
Lieber Marcus, hier gibt es in unserer beider Leben gewisse Parallelen. Auch ich hatte es nicht mit dem Schulsport und denke noch mit Grausen an solche Pflichtveranstaltungen wie der jährlich Schulcrosslauf. Einzig Schwimmen war ok. und meine Fähigkeiten im Schwimmen bescherten mit in den Jahren, wo dies in die Bewertung einfloss eine bessere Sportnote als in den anderen Jahren. Turnen – vor allem auch solche Dinge wie Schwebebalken – finde ich noch heute schrecklich.
Und sonst gibt es auch Parallelen. Denn bei Klassentreffen bin ich heute die sportliche. Niemand hatte es mir zugetraut, alle wundern sich. Ist aber irgendwie auch nett, das so zu erleben.
Ich wünsch Dir ein schönes Wochenende, vielleicht mit einem Hauch Frühling. Das mit Deinem bevorstehenden Jubiläum habe ich gestern bei der Ansicht der Liste bereits zur Kenntnis genommen und war einmal mehr beeindruckt.
Lieben Gruß
von Silke
13. März 2009 um 11:08
Silke, war der Crosslauf nicht freiwillig? Ich habe, bzw. glaube ich, daß ich nur einmal an so etwas teilnahm. Viel schlimmer fand ich diese Sportfeste. Das war immer besonders gräßlich. Der Schwebebalken war bei uns den Damen vorbehalten. Mir hat Bockspringen schon gereicht. Ach ja, es gab vieles, was mir nicht lag.
Sehr interessant, daß bei Dir auch Parallelen auftreten und Du heute die sportliche Person bist – das finde ich gut. Sei froh, daß es so gekommen ist. Ein schönes Gefühl, gell? 🙂
Du weißt ja, ich habe keine Ziele im Laufen, aber das nächste Jubiläum erkläre ich für mich schon zum Ziel. Davon werde ich mich durch nichts abhalten lassen, sofern es nur im Ansatz beeinflußbar ist.
Ebenfalls ein schönes Wochenende, der Frühling ist hier schon da. Mein Morgenlauf war einfach nur schön. 🙂
13. März 2009 um 11:10
Ich habe Schulsport auch gehasst, aber mehr weil es bei uns fast nur Ballsportarten gab. Das kann ich bis heute nicht und habe auch keinerlei Interesse daran.
Ich habe schon oft daran gedacht, meinem ehemaligen Sportlehrer meine Marathon-Finisher-Urkunde zu schicken, damit er sieht, dass bei mir doch nicht Hopfen und Malz verloren war. Oder mich ausgiebig mit meinem Franzoesisch-Lehrer, der mich auch abgeschrieben hatte, auf dessen Sprache zu unterhalten. Mein Englisch-Lehrer wuerde mich wahrscheinlich kaum mehr verstehen mit dem Ami-Slang. Schliesslich sollten wir ja British English lernen.
Das Leben foerdert und fordert doch mehr als die Schule jemals koennte… In sehr vielen Bereichen.
13. März 2009 um 11:20
Kerstin, schon erstaunlich, wie unterschiedlich der Schulsport offenbar gehandhabt wurde. Ballsport war eher selten bei uns. Auch nicht meine Welt. Bis auf Volleyball später – das hat mir Spaß gemacht.
Deinem Lehrer die Urkunde zusenden, ist gut. Besser wäre es aber, ihm die persönlich zu zeigen. Dann kannst Du seinen Gesichtsausdruck genießen. 😉
Man wird in vielen Dingen unterschätzt, umso schöner es anschließend allen so richtig zu zeigen.
13. März 2009 um 11:40
Hallo, lieber Marcus,
wieso eigentlich “ Erinnerungen der Schwäche ? “ . Ich sehe es nicht als Schwäche an, wenn man im Leben seinen Weg erst finden muss, der eine findet ihn schnell, bei dem anderen dauert es ein paar Jahre oder vielleicht sogar Jahrzehnte, und der Dritte findet ihn bedauernswerterweise nie.
In meinem Leben gab es schon immer Sport, von klein auf im Turnverein, über Schwimmen, Leichtathletik – alles ausprobiert – von meinen Eltern hingeführt, das Glück gehabt, später eine pädagogisch wertvolle Sportlehrerin erwischt zu haben, die uns Freude beim Sport vermitteln konnte, bis ich dann zum Laufen fand, wiederum einen nicht mit Gold aufzuwertenden Motivator an meiner Seite hatte und seitdem……….aber das wissen wir ja alle schon !
Bewegung ist Leben
und Leben ist Bewegung
wenn es nur alle wüssten, denen es ebenso gut täte, aber alle können und wollen wir nicht missionieren.
Du hast deinen Weg alleine gefunden und kannst dir ein Leben ohne nicht mehr vorstellen – genau wie ich !
Danke ! 8)
13. März 2009 um 11:41
P.S.
Meine Sportlehrerin von damals hat meine Laufkarriere noch mit erlebt und war ganz stolz auf mich – und ich auf sie ! 8)
13. März 2009 um 12:11
Margitta, für mich waren es schwache Jahre. Ein unschönes Gefühl, im Sport so schlecht zu sein. Damals hatte ich regelrecht Angst vor dem Sportunterricht. Mit dem heutigen Wissen würde ich das freilich anders sehen.
Daß Du so viel Glück hattest, ist schön. Das zeigt uns einmal mehr die unterschiedlichen Lebenswege, die die Menschen im Laufe ihres Lebens nehmen. Und heute verbindet uns alle die Liebe zum Laufen. Schon komisch, gell?
Ich missioniere beispielsweise nicht. Ich rufe grundsätzlich auf sich zu bewegen, aber einen speziellen Stil würde ich nicht empfehlen. Das muß jeder Mensch für sich selbst herausfinden.
Daß Deine Lehrerin Deine sportliche Entwicklung miterlebt hat, finde ich toll. Darum beneide ich Dich!
13. März 2009 um 12:17
Bravo, bravo zu diesen Beitrag Marcus.
Er spricht mir aus der Seele.
Auch ich hatte Mühe bei den Jugendspielen eine Ehrenurkunde zu bekommen. Ich Sport ahbe ich nur immer eine Eins bekommen weil ich ein toller oder sagen wr mal so der Beste Fussballer auf der Schule war und unsere Schulmannschaft jährlich zum Sieg verhalf. Mein Sportlehrer war der Fussballfan schlechthin und stellte sich gerne in der Sonne des Erfolges wenn mal wieder seine Jungs die Dortmunder Schulmeisterschaft gewonnen hatten. Er hatte zwar keine Ahung von Taktik usw. weil wir uns im Spiel selber ausfstellten und umstellten. Aber wir sahen das er Spass hatte und wollten ihm sein Erfolg auch gönnen.
Einfach Mensch bleiben dachten wir uns. Komisch sowas gibt es heute garnicht mehr an den Schulen das die Schüler so denken oder sagen wir mal so es ist nicht mehr standart.
Meine sportlichen Ambitionen bezogen sich immer nur auf den Fussball. Ansonsten steif wie ein Brett im schwimmen so lala (erst in der sechsten Klasse schwimmen gelernt, wie peinlich im Schwimmsport.)
Aber mein damaliger Fussballtrainer sagte immer „mensch loschi du läufst wie ein pferd und hast keine schweissperle am kopp, wieso gehst du nicht in den leichtathletikverein“
Nun ja das hätte ich in jungen jahren wohl auch mal machen sollen.
dein beitrag hier hat mir wieder ein wenig mehr mut gemacht mehr zu tun und meine leidenschaft zum laufen mehr auszuleben.
danke dafür.
LG
marco
13. März 2009 um 12:19
Marco, immerhin hattest Du etwas, worin Du gut warst. Also auf den Schulsport bezogen. Im Schießen und im Judo war ich auch gut. Da reichte es auch für Wettkämpfe.
Es ist doch nicht peinlich, daß Du erst in der sechsten Klasse Schwimmen gelernt hast. Manche lernen es ein Leben lang nicht. Von den Jugendlichen heutzutage können immer weniger schwimmen. Das ist leider so.
Deine Laufleidenschaft lebst Du ja schon, das sieht man auch immer an Deinen Worten. Bleib einfach so wie Du bist!
13. März 2009 um 12:23
ich reiche dir ein kästchen, lieber marcus-
gebe deine erinnerungen hinein und mach es zu- eine schleife drum und ab ins regal des raumes nirvana…
mir ging es damals nicht anders. aber das hab ich längst abgelegt. ich erinnere mich an dem zeitpunkt, an dem es sich geändert hat- der war positiv und seither gehört sport in welcher form auch immer zu meinem leben…
erfreu dich an dem, was du im moment hast- tägliche momente des glücks. zumindest hast du jetzt was positives, denn du hast dagegen angekämpft – hast dich da rausgeboxt und dir selber freude beschert… die wenigsten mitmenschen verstehen es, einem freude zu bereiten…
schule ist für mich der ort, der schon so lange her ist… ich begleite jetzt meine kinder und sie haben im sport immer freude gefunden. ich denke, da hat sich viel getan und das ist für mich eine schöne erfahrung. dass die 3 nicht beim sport leiden. wenigstens nicht dort 😉
hab einen schönen tag der erinnerungen… 5x wirst du noch wach… heissa, dann ist jubeltag 🙂
athena!
13. März 2009 um 14:23
Athena, danke für Deine Worte! Ja, Schleife drum und weg. Ich weiß, aber ich kann das nicht. Es ist ein Teil von mir und macht mein Wesen aus. Das schützt auch vor Überheblichkeit und ist eine gute Basis – finde ich.
Schön, daß Deine Kinder beim Sport Freude empfinden! 🙂
Fünfmal wach werden. Ja. Und dann? Ist es auch nicht anders wie vorher – auch wenn ich es schon thematisieren werde. 😉
13. März 2009 um 15:52
Bloß nicht!! Auch die nicht so angenehmen Erinnerungen prägen und machen die Vielschichtigkeit des Menschen aus. Mit allzeit positiven Glücksbringern, Missionaren und Halleluja-Sängern kann ich überhaupt nichts anfangen.
Aber das wollte ich eigentlich gar nicht sagen, sondern etwas zum Thema „Angst-Lehrer“. Sport fand ich früher gut, und was mir in der Schule fehlte, habe ich mir nachmittags und abends noch in diversen Gruppen geholt. Voltigieren, Trampolin, Prellball und vor allem Judo.
Aber eine echte Null war ich in Physik. Richtig putzig und auf besondere Weise versöhnlich fand ich es vor einigen Jahren, als meine Mutter mich ausgerechnet von dem Physiklehrer herzlich grüßen ließ, der mir einst eine 7 gegeben und mich überhaupt nur in Angst und Schrecken versetzt hatte. Okay, da war er bereits alt und dement. Aber immerhin! :))
13. März 2009 um 15:58
Wichitiger Nachtrag wg. Halleluja-Sängern: Wenn Leonard Cohen sein „broken Halleluja“ singt, bin ich natürlich hin und weg und tief ergriffen. 😉
13. März 2009 um 17:32
Hallo Marcus,
ich habe es bereits an anderer Stelle schon einmal geschrieben, ich finde es nicht besonders vorteilhaft, dass sich der Sportunterricht in den letzten 25 Jahren kaum entwickelt hat im Vergleich zu den sonstigen Unterrichtsfächern, wie kann es sein, dass der Inhalt und die Form, die gleiche geblieben ist ?
Ich war schon immer sportlich, aber in vielen technischen Disziplinen nur durchschnittlich, jedoch habe ich durch sehr leistungsorientiertes Schwimmtraining in bereits jungen Jahren eine Disziplin gehabt, die mir immer eine gute Note garantierte.
Mein Sohn ist eher klein und muskulär schwächer wie gleichaltrige auch hat er eine angeborene Grobmotorikstörung und Koordinationsstörung. Wir sind froh, dass er geistig vollkommen gesund ist und eine normale Schule besucht. Jedoch ist er im Sportunterricht gemessen an den anderen immer der Schlechteste, was meist für übermässigen Frust sorgt. Die Bemessungsmassstäbe sind so hohl und unbeweglich wie in meiner Schulzeit, die Lehrer – wie ich selbst feststellen musste – übrigens auch 😉 In der Freizeit macht er nun seit vielen Jahren Taek-won-do und hat da auch seine Erfolge, nicht im Wettkampf, aber in der Bestätigung durch seinen Meister. Im Schulsport wird ihm das nie gelingen.
Trotzdem danke für Deinen Beitrag und entschuldige den etwas längeren Kommentar.
Salut
13. März 2009 um 18:16
Phönix, allzeit positiv existiert sowieso nicht. Das würde ich dann mehr in Schein als Sein einordnen. Alles im Leben hat zwei Seiten.
Demenz? Wer weiß, zumindest konnte er sich an Dich erinnern. Wahrscheinlich hast Du Deine Angst mittlerweile abgelegt. 😉 Daß Du Judo praktiziert hast, wußte ich nicht. Willkommen im Club, das war für mich eine schöne Zeit, noch immer ärgere ich mich, daß ich ausgestiegen bin – nur weil es mir zu viel wurde.
Ablehnung bei Halleluja-Sängern, aber Zustimmung bei Leonard Cohen. Ergo, alles relativ! 😉
Christian Du brauchst Dich nicht entschuldigen. Ich danke für Deine Antwort! 🙂
Ob sich andere Fächer weiter entwickelt haben, wage ich zu bezweifeln! 😉
Was Du bezüglich Deines Sohnes ansprichst, finde ich auch sehr bedenklich. Starre und strikte Pläne, um Leistungen von Schülern zu bewerten, die alle völlig unterschiedlich sind, auch von der Entwicklung her. Ja, das ist hohl! Ich bin kein Lehrer, aber kann es so schwer sein, individuell auf die Kinder einzugehen und sie darin bestärken, wo sie gut drin sind? Wenn man nur will, könnte man es. Aber wir Deutschen sind ja groß darin, Regeln und Standards aufzubauen.
Daß er mit seinem Kampfsport einen Stil gefunden hat, der ihm Freude bereitet, freut mich. Ich drücke Euch mal die Daumen, daß sich der Frust mit den kommenden Jahren verflüchtigen wird. Irgendwann kommt der Zeitpunkt. Und Sport ist nicht alles.
13. März 2009 um 18:41
Klar waere persoenlich am besten, aber das ist ein bisschen weit weg, und wenn wir mal in Deutschland sind, dann sind auch meistens gerade Ferien…
13. März 2009 um 20:05
Lieber Marcus,
genau das habe ich gemeint, was Du oben in Deinem Beitrag ja auch geschrieben hast. Individuell die sportlichen Fähigkeiten entdecken und fördern, dies sollte Aufgabe des Sportunterrichts sein. Aber ich denke, da sind wir meilenweit von entfernt.
Salut
13. März 2009 um 20:40
Hmm, ich bin wohl der Gegenteil von dir, Marcus.
Im Schulsport immer einer der Besten (im Schwimmen sogar der Beste, war sogar mal Landesmeister), und meine Freizeit galt dem Sport (Tisch-Tennis, Aikido, Body-Building).
Jetzt im hohen *Ähemm* Alter, bin ich dick und stark übergewichtig.
Allerdings bin ich immer noch (für mein Gewicht!) recht sportlich. Selbstverständlich versuche ich dies (also mein Gewicht)zu ändern, doch es ist gar nicht so leicht, seine jahrelang einstudierten Fehler ab zu legen. Dazu kommen verletzungsbedingte Durtsstrecken, die mein Gewicht wieder hochtreiben.
Schön für dich, daß du es anders rum erleben durftest. Hoffe, daß es dir nie an Gesundheit und Motivation mangelt.
14. März 2009 um 01:06
Lieber Marcus,
irgendwann hab ich das bei dir hier schon mal erzählt, dass es mir im Sportunterricht genau so gegangen ist wie dir, nur dass ich noch Lehrer hatte, die für meine Ängste (Schwebebalken, Stufenbarren) und meine Langsamkeit beim Laufen keinerlei Verständnis hatten – nein, mich vor den Mitschülern regelrecht vorführten….nicht nur einmal liefen mir im Sportunterricht die Tränen runter.
Zum Glück kam dann irgendwann für mich als Mädchen die Zeit, in der ich sehr häufig eine Entschuldigung mitbringen konnte, warum ich nicht am Sportunterricht teilnehmen könnte.
Bis kurz vor 40 gab es daher keinen Sport für mich…dann habe ich erstmals mit dem Laufen begonnen und gemerkt, dass das mein Sport werden könnte, denn es ist etwas, wobei ich keine Angst haben muss (Fahrrad fahren geht nur bedingt, Inliner, Schlittschuh fahren etc gar nicht…da macht irgendwie der Gleichgewichtssinn nicht so gut mit…aber Laufen auf beiden Beinen, das geht! :-))
Dann gab es noch den einen oder anderen Orthopäden, der meinte mir sagen zu müssen „Sie sind fürs Laufen total ungeeignet“….das zog mich kurzzeitig sehr runter, aber konnte mich dann dauerhaft doch nicht vom Laufen abbringen – zum Glück!!!
Ich bin unsagbar froh, dass ich diesen Sport für mich gefunden habe!
Danke für deine Zeilen wieder einmal
Liebe Grüße
Eva
14. März 2009 um 09:04
Kerstin, vielleicht ergibt sich eines fernen Tages die Gelegenheit. Zumindest der Gesichtsausdruck wäre es wert.
Christian, ja das sind wir. Gewachsene Traditionen und unsere Mentalität spielen sicher eine große Rolle. Nicht zuletzt, daß Bildung Ländersache ist. Ich bin nicht der Freund vom Föderalismus, allein wenn ich mir Posse zur Föderalismusreform angucke, welch Unsinn!
Nur traurig, daß diejenigen leiden müssen, die doch am wichtigsten für uns alle sind – unsere Kinder. 😦
Schönes Wochenende, Christian, mit schönen Läufen im Frühling! 🙂
Skeeve, mit Dir schließt sich wohl der Kreis. Du hast auch schon einiges praktiziert und sogar Aikido! Falls wir uns mal real treffen, können wir uns an der Irimi Nage versuchen. 😉
Daß dick nicht gleich unsportlich ist, weiß ich nur zu gut. Bei der BW kannte ich einen Fähnrich, der war richtig dick, mit großem Bauch und dann mußten wir zum Schwimmen. Die meisten Rekruten waren schlank und recht gut trainiert, sie belächelten den Fähnrich, wie er in Badehose ankam. Alle sprangen ins Wasser und der schwamm los wie ein Delphin und niemand kam hinter her. Ich war damals verblüfft.
Hast Du Deine Durststrecke überwunden? Ich las länger nichts von Dir oder habe ich es überlesen?
Du weißt ja, Motivation existiert für mich nicht. Alles steht und fällt mit der Gesundheit. Aktuell habe ich auch so meine Probleme, aber das vergeht wieder.
Alles Gute Skeeve!
Eva, ich kann mich erinnern. Etwas Schlimmeres gibt es nicht, als auf verständnislose Menschen zu treffen. Wenngleich uns diese Thematik das ganze Leben begleiten wird. Die Leute merken nicht einmal, was sie mit ihrem Tun anrichten.
Aber wie man sieht, hast Du doch zum Sport zurückgefunden. 🙂 Gut, daß Du nicht viel auf die Worte der Orthopäden gegeben hast, die können das nicht wirklich beurteilen. Ich vertrete sowieso die Auffassung, daß man das ausüben kann, muß und soll, was einem gut tut. Sich von anderen Menschen kritisieren lassen oder gar „runterziehen“ lassen, ist falsch. Lächeln und ignorieren, ist zumindest meine Devise. 🙂
In diesem Sinne wünsche ich Dir schöne Läufe mit einem Lächeln!
14. März 2009 um 10:24
Netter Ausflug in Deine Schulsportvergangenheit 🙂 . Ich war eigentlich dank des Mütterlichen „Drills“ in Sachen Schwimmen-Radln-Skifahren EIGENTLICH sausportlich. Doch in der Schule war ich in Sport ne Niete… weil.. ich einfach die kleinste war und Schiß vor „Geräten“ hatte. In der 10. Klasse hab ich mir freiwillig mal ne 6 geben lassen, weil ich auf keinen Fall wenigstens über den Bock springen wollte. Hochsprung – was für ein Witz – die Schulkollegin – damals schon über 1,70 bekam ne 1 – mir ging die 1-er Höhe bis ans Kinn !! ;-)). Laufen konnte ich auch nie schnell – ich musste immer mit den Dicken rennen auf 100 m 😦 . Schulsport ist ja sooo was von unfair – und ich finde da sollte es eh keine Noten auf Leistung, sondern auf Angagement und Willen gelegt werden. Aber vielleicht stärkt das die Kinder, denn schon hier lernt man , dass es nicht immer gerecht zugeht in unserer Welt ;-)).
14. März 2009 um 10:56
Bei mir kam es im Sportunterricht nur darauf an vergleichbare Leistungen zu zeigen. Ich selber war absolut unsportlich und auch durch eine körperliche Einschränkung (Bewegungsstörung) nicht in der Lage wirklich vergleichbare Leistungen zu zeigen. Hinzu kam durch den Ärger totale Unlust. Es wurden Fortschritte nicht honoriert und dann fiel den Lehrern nur ein mir mit einer 6 und damit Sitzenbleiben wegen Sport zu drohen.
Ich war froh als das Kapitel per amtsärztlichen Attest sein Ende hatte.
Dieser Sportunterricht war mit die Ursache dafür das Sport für mich lange Zeit kein Thema war.
14. März 2009 um 15:03
Geli, heute klingt das nett – ja. 😉 Damals war das ein pures Angstfach für mich. Und freiwillig die schlechteste Note geben lassen? Das kenne ich woher, weil ich mich einfach nicht blamieren wollte. Dumm eigentlich.
Dein Hochsprungbeispiel skizziert sehr gut, wie ungerecht es doch ablief, bzw. heute noch abläuft. Wie kann man das bewerten, wenn nicht mal alle gleich groß sind, also identische Voraussetzungen besitzen? Schon kurios!
Engagement, Willen und Bemühen bewerten, ja, genau das ist es! Aber wie Christian so schön sagt, da sind wir meilenweit entfernt.
Danke für Deinen Kommentar, der gefällt mir! 🙂
Bernd, Du hast also auch diesen Irrsinn erleben dürfen. Drohungen sind schnell ausgesprochen, aber zu helfen, das ist schon weitaus schwieriger. Obwohl meines Erachtens das eigentlich die Aufgabe der Schule und des Unterrichtes sein sollte.
Glücklicherweise hast auch Du zum Sport zurückgefunden. Schon erstaunlich, daß hier so einige Parallelen existieren.
14. März 2009 um 18:03
Marcus Du hast wie immer die exakten Worte gefunden.
Ich befürchte leider das hier die wenigsten Menschen einen Anreiz zum Laufen brauchen die deinen Blog lesen. Schade eigentlich.
Vielleicht sollten wir öfters auf „Nichtsportler-Seiten“ schreiben. 😉
14. März 2009 um 18:32
Hehe Gerd, dann musst du bei mir posten *g*
14. März 2009 um 22:05
Okay Brigitte, es gibt auch ein paar Ausnahmen. 😉
15. März 2009 um 08:05
Gerd, kommt drauf an. Da muß man zwischen Leser und Kommentatoren unterscheiden. Die meisten Kommentatoren sind Sportler. Auf die Gesamtleserzahl bezogen, machen sie aber nur einen Bruchteil aus. Die, die nie antworten, kann ich natürlich nicht einschätzen, aber sicherlich sind da auch Nichtsportler bei.
Brigitte, Du bist auch eine Sportlerin, wenn auch eben im Pausenmodus. Du hast 23 Tage Täglichlaufen durchgehalten – wer kann das von sich behaupten? Fast niemand. Da bin ich sehr stolz auf Dich! 🙂
15. März 2009 um 08:28
Hallo lieber Marcus,
wie immer ein wunderschön geschriebener Artikel.
Bei mir war es eher umgekehrt. Ich habe als Kind sehr gern Sport gemacht, nicht nur im Unterricht, sondern auch im Sportverein. Obwohl ich auch immer pummelig war, habe ich im 100m Sprint die meisten hinter mir gelassen. Aber sobald die Strecke länger war als 200m war`s aus und ich bin mit hängender Zunge hinterher geschlurft. Da habe ich mich dann doch lieber auf`s Kugelstossen und Diskuswerfen konzentriert.
Aber dann – nach der Geburt meiner Tochter – habe ich den wohl größten Fehler gemacht. Kein Sport mehr, nichts, aber auch gar nichts. Dann kam, was kommen mußte. Der Körperumfang wurde immer größer und irgendwann gab ich auf, dagegen zu kämpfen. Immerhin hat es mehr als 20 Jahre gedauert, um aus dieser Lethargie zu finden. Aber es hat sich gelohnt!
Deshalb haben mich ganz besonders Deine letzten Zeilen berührt und ich würde mich freuen, wenn sie viele lesen.
Keiner muß sich schämen, jeder kann es schaffen und sich ein Stück Gesundheit zurückholen.
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag, lieber Marcus!
Liebe Grüße
Petra
15. März 2009 um 12:27
Danke für Deine Antwort, Petra!
Es gibt hier in den Antworten zwar viele Unterschiede, aber die Gemeinsamkeiten scheinen doch zu überwiegen. Schon interessant, diese Erlebnisse aus dem Schulsport.
Manche „Fehler“ passieren eben, ohne daß man es sofort als einen solchen erkennt. Das ist normal. Viel schlimmer ist es, nichts dagegen zu tun, wenn man sich dessen bewußt ist. Letztlich hast Du Dich befreit und nur das zählt. Da kann man nur gratulieren! Und ja, es lohnt sich immer sich zu bewegen. 🙂
Keiner muß sich schämen, jeder kann es schaffen und sich ein Stück Gesundheit zurückholen.
Mein Reden! Genau das ist es. 🙂
Ebenfalls einen schönen Sonntag, liebe Petra!
15. März 2009 um 21:40
OT: Betreff meines Laufens: Nein, bin immer noch ausser Gefecht gesetzt. Bin schon wieder Wochenlang ohne einen Lauf. Natürlich habe ich mich seit dem wieder vollgefressen. Frustessen, der schlimmsten Sorte. Bald bin ich Rund wie eine Tonne und der erste Lauf ist imemr noch nicht in Sicht.
16. März 2009 um 09:05
Ich antworte Dir nicht öffentlich, Skeeve.
18. März 2009 um 10:38
Wie denn? Was denn??
Kein Bericht zum Jubiläumslauf???
Trotzdem: Herzlichen Glückwunsch zum 8jährigen! 🙂
Phönix
18. März 2009 um 12:25
Du bist ja gut informiert! Aber so schnell schießen die Preußen nicht, liebe Phönix! 😉
Herzlichen Dank! 🙂
18. März 2009 um 12:31
[…] Gelebtes Täglichlaufen Black Sensei – Täglichläufer « Erinnerungen der Schwäche […]
17. November 2009 um 19:12
Irgendwie fühle ich mich hier immer mehr unter Gleichgesinnten, denn auch ich sah mich selbst als Kind und auch noch bis vor ein paar Jahren als komplett unsportlich an.
In der Schule hatte ich im Sport immer die schlechteste Note .. ich war klein und eingeschüchtert, und hatte regelrecht Angst vor den Sportgeräten, ob es nun der Stufenbarren war, von dem ich runterfiel oder der Ball, der mich traf, und wurde dann auch noch von manchen Lehrern, ähnlich wie Eva es beschreibt, „vorgeführt“ … sprich: dem Spott meiner Klassenkameraden ausgesetzt.
Mittlerweile glaube ich, dass diese so erlebte scheinbare Unsportlichkeit solchen Menschen wie uns durch die Pädagogik und die Pädagogen regelrecht eingetrichtert wurde, nur weil wir der Vorstellung von dem was sportlich sein sollte nicht entsprachen …. denn ich kann mich erinnern, dass ich schon als Kind (und auch später) gerne lange Strecken zu Fuß gegangen oder mit dem Fahrrad gefahren bin – nur zählte das einfach nicht als Sport.
18. November 2009 um 08:32
Traurig! Und beschämend für die einstigen Lehrer. Das „Vorführen“ ist besonders peinlich für einen ausgebildeten Pädagogen – solche Personen müßten aus dem Schuldienst entfernt werden.
Die Schuldefinition, was Sport ist und das letztendlich bewerten, vor allem im Kontext der unterschiedlichen Schüler mutet seltsam an und ist per se fragwürdig in meinen Augen. Das Ende ist vom Lied sieht man in den hier beschriebenen Beispielen. So wurde die Freude an der Bewegung, am Sport in vielen Fällen zerstört. Man kann nur hoffen, daß eine Endgültigkeit dabei nur wenige Menschen getroffen hat.