Für nichts

Letzten Samstag führte ich in illustrer Runde ein Gespräch mit Nichtsportlern, in dem es partiell um mein Laufen ging. Ich erläuterte meine Philosophie in einigen Facetten, die jedoch nicht wirklich realisiert wurde. Schließlich MUSS man als Läufer mit seinem Tun doch gewisse Absichten verfolgen, wie beispielsweise Abnehmen, tolle Zeiten erreichen oder einfach nur Marathonteilnahmen – so der allgemeine Tenor. Sonst sei es sinnlos, ja, nicht erstrebenswert. Die Natur zu genießen und die pure Freude am Laufen wurden ohne höherwertige Ziele nicht akzeptiert. Wie kann man sich das nur antun und dann noch täglich? – einfach so!? Wie langweilig!

Als der Schüler seinen Meister, der regelmäßig Zazen praktizierte, zum ersten Mal traf, fragte er ihn: „Wofür praktizieren Sie Zazen?“ Der Meister antwortete: „Für nichts“. Alle Anwesenden dachten sich: „Für nichts. Das ist nicht interessant“ und liefen davon. Nur ein anderer Meister war völlig beeindruckt und sagte sich: „Für nichts – das ist bemerkenswert! Den ganzen Tag praktiziert er für nichts – das interessiert mich.“ Es hat einmal einer gesagt: „Ich denke, also bin ich“ und die ganze Zivilisation ist dem gefolgt. Ich sage jedoch: „Ich denke nicht, also bin ich.“ „Ich habe nichts, also bin ich.“ Der Sinn liegt darin kein Objekt zu haben, kein Ziel zu verfolgen. Dieses Nichts-Haben und Nichts-Wollen wird zuletzt zum wahren Erfolg, zum Höchsten im Leben.

Eine weise Zen-Geschichte. Höchst simpel und zugleich unendlich komplex. Sie paßt wunderbar zu meiner Laufphilosophie. Einfach nur täglich in die Natur gehen – dort laufen, beobachten, hören, riechen, lächeln und genießen. Konzentration auf sich selbst. Empfindung. Den Regen fühlen – wie er im Gesicht herunter rinnt und sich der Umarmung des Sturmes hingeben oder gedämpften Schrittes im Nebel laufen oder bei Nacht einsam die Ruhe aufnehmen und selbst zur Ruhe werden, begleitet von den Waldbewohnern, die mich wieder in die Natur aufnehmen. Ohne überwältigende Ziele im Hintergrund. Für nichts. Ich habe meinen Weg gefunden. Und gleichzeitig freue ich mich über Menschen, die andere Wege der Bewegung gehen. Wenn auch die Konzeptionen differenzieren, Laufen verbindet.

Dreißig Speichen umringen die Nabe.
Wo nichts ist, liegt der Nutzen des Rades.

Aus Ton formt der Töpfer den Topf.
Wo er hohl ist, liegt der Nutzen des Topfes.

Tür und Fenster höhlen die Wände.
Wo es leer bleibt, liegt der Nutzen des Hauses.

So bringt Seiendes Gewinn,
doch Nicht-Seiendes Nutzen.

(Laotse)

Wenn ich auch für nichts laufe, ist der Nutzen einleuchtend. Gesundheit, Umweltsensibilisierung, Erkennen von unscheinbaren Dingen, beispielsweise Blumen am Wegrand, Zufriedenheit und Wohlbefinden und noch weitere zahllose Aspekte, die sich aus dem Nichts in Positives kristallisieren. Ein natürlicher Weg für mich. Warum meine Intention so selten verstanden wird, kann ich wiederum nicht nachvollziehen. Aber das interessiert mich nicht wirklich, weil es irrelevant ist. Das Leben hat Recht. Immer. Und irrt nie. Ein Glück.

40 Antworten zu “Für nichts”

  1. Spatz! Es ist so schön, was du hier geschrieben hast und es passt wirklich perfekt zu dir. DAS bist DU! Deine Einstellungen, dein Leben, deine Gedanken.

    Witzig finde ich, dass ich genau das über Zazen die Tage erst gelesen habe. Wieder einmal gleiche und gemeinsame Gedanken…

    *hdsl*

  2. Dankeschön! 🙂 So ist es nun mal.

    Erzählt hattest Du es aber nicht, daß Du das gelesen hast. Ich wußte das nicht. *feste drückt*

  3. Warum… ist jetzt geklärt 😉

  4. Ja – da habe ich wohl etwas torpediert. Sorry, war nicht meine Absicht. Schade, daß es hier keine Knuddelsmilies gibt. 🙂

  5. Ich hätte es eh nicht für mich behalten 🙂 *knuddelt*

  6. Na ich weiß ich nicht. 😀 Aber nun ist das sowieso egal. 🙂 Es gibt schon lustige Zufälle…

  7. Ich glaube nicht an Zufälle, das ist einfach Schicksal 🙂

  8. Na ja. Und ich glaube nicht ans „Schicksal“ – zu nebulös.

  9. Womit wir wieder beim Endlosthema wären *gg*

  10. Stimmt – Thema hiermit beendet. 😀

  11. Ich hatte auch einmal eine solche Diskussion mit einem lieben Arbeitskollegen. Er konnte, oder wollte, nicht verstehen das man aus Spaß an der Freude läuft oder mit seinem Bike unterwegs ist. Ohne ein besonderes Ziel, ohne einen Wettkampf, ohne einen (für Ihn sinnvollen) Grund. Er sah keinen Spaß darin.
    Er sagte immer: „Was bringt es Dir irgendwo hinzulaufen wenn Du am Schluss doch das wieder endest wo Du begonnen hast“
    Er hat es leider nie verstanden. Ich konnte ihm nie den Inhalt oder die Freude beschreiben.
    Er verstarb leider viel zu früh an einem Herzinfarkt!

  12. Das finde ich auch beeindruckend, „fuer nichts“ zu laufen.
    Mir geht es so mit dem Reiten, da habe ich auch keine anderen Ziele, als einfach nur mit meinem Pferd die Natur zu geniessen. Das ist fuer mich Entspannung pur!

  13. Gerd, der Satz von Deinem Kollegen beschreibt es teilweise, nur: der Weg dazwischen ist wunderbar und am Ende ist man doch stärker als vorher. Schade, daß er nicht mehr die Möglichkeit hatte doch noch die Gedanken dahinter zu verstehen. 😦

    Kerstin, also verstehst Du es. Bei Dir die Pferde, bei mir das Laufen. Reiten stelle ich mir auch schön vor. Das hat was von Eleganz.

  14. Lieber blacksensei
    Wenn ein Künstler mit einem Käufer spricht, sieht der Käufer nur den Wert des Bildes, genau so ist es bei allem, erst das eigene tun, wird tiefes Verständnis erzeugen. Du musst jeden Kritiker zum tun mitnehmen, wenn er/sie nicht will vergiss ihn/sie. Ich halte es schon seit vielen Jahren so, mit Menschen die nicht offen sind für den Buddhismus,Astrologie usw. hör ich auf darüber zu diskutieren. Wie willst Du jemandem, der noch nie Icecreme gegessen hat, erklären wie Icecreme schmeckt? Es ist egal was Du tust, nicht denken wird Dich verändern, Du kannst ganz einfach mal abwaschen mit nicht denken.
    Liebe Grüsse zentao

  15. Lieber Zentao, herzlichen Dank für Deine Worte. Exzellenter und anschaulicher kann man es nicht formulieren. Ich bin noch auf dem Weg… Wenn ich explizit gefragt werde, habe ich bisher noch geantwortet. Ich werde in Zukunft versuchen, nicht mehr zu antworten, da es sowieso nicht verstanden wird. Oder ich zeige einfach Deinen Kommentar.

  16. Marcus
    lass dich umarmen für diese Worte, du sprichst mir – wie so oft – aus der Seele.

    Wie hätte ich es dem Mann hier auf der Bank mit solchen Worten erklären sollen, er würde es niemals verstehen, weil es eben Menschen gibt, die mit offenen Augen und mit allen Sinnen durch die Welt ziehen und andere eben nicht, verurteilen deswegen kann man sie nicht, aber bedauern !

    Danke !
    Hier fühle ich mich gut ! 8)

  17. Ich freue mich, wenn es Dir gefällt Margitta! Du denkst meistens das gleiche. 🙂 Der Mann auf der Bank bedauert uns mit Sicherheit auch. Weil er es einfach nicht versteht. Aber subjektiv und auch objektiv betrachtet – wir sind besser dran, gell?

  18. Die Art des vermeintlich „sinnlosen“ Laufens, wie du es beschreibst, ist genau der Weg, auf dem ich zu meinem Sport gekommen bin. Dass ich heute auch Wettkämpfe laufe und dabei ehrgeizig bin, ist eine Sache (die auch nicht immer auf Verständnis trifft). Wie sehr ich aber gerade die Tage genieße, an denen ich nicht „um zu“ laufe, sondern einfach nur so, die Luft auf der Haut, das Zwitschern der Vögel, die Tiere und Menschen, die meinen Weg Kreuzen und die eigene Kraft in jedem Schritt – das ist wirklich ein Mysterium, das ich noch nie sprechend vermitteln konnte.

  19. Willkommen hier, Erleberin – interessanter Name. 🙂 Wenn Du auch Wettkämpfe läufst, so ist es doch schön zu lesen, daß Dir das „Mysterium“ nicht fremd ist. Viele Menschen leben ja nur für Wettkämpfe und sehen im Laufen keinen anderen Sinn. Eine Medaille nach der anderen und ständig die PB´s verbessern. Langweilig. Jedoch, verstehen kann ich das. Früher habe ich auch mal viele Wettkämpfe bestritten, aber nicht im Laufen.

  20. Du sprichst mir, genauso wie Margitta in ihrem Beitrag auf ihrer Seite, aus der Seele. Ich mag noch gerne an Laufveranstaltungen (für mich sind es keine Wettkämpfe) teilnehmen, weil ich mich gerne mit Freunden treffe und weil ich gerne außerhalb meines Wohnumfeldes laufe. Aber das Laufen als solches, die Bewegung ohne einen bestimmten Grund, das Laufen einfach nur für mich, weil’s Spaß macht, weil es natürlich ist – das ist das höchste Ziel. Ich kann’s nicht so gut ausdrücken, wie Ihr beide!
    Du und Margitta seid große Vorbilder für mich!
    Viele Grüße
    Ramona

  21. Danke Ramona! Du weißt ja, daß ich für Laufwettkämpfe nichts übrig habe, aber ich muß gestehen, daß ich Euch, also Margitta und Dich bewundere. Zumal Du noch einen Streak, also täglich läufst und dann hier noch einen Marathon, da den Rennsteig usw… So wird das Täglichlaufen ja immens schwer. Ich habe es da etwas einfacher. 😉

  22. Wettkaempfe und Medaillen sind doch nur ein aeusseres Zeichen, dass man sich und seinen Koerper verbessert, staerker und schneller wird. Das ist spannend!
    Wer wirklich nur fuer Ruhm und Ehre laeuft, das als einzigen Sinn sieht (ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es wirklich solche Menschen gibt) und keine Freude an der Sache hat, der kann doch keine Hoechstleistungen bringen.
    Extrinsische Motivation in Form von Pokalen und Preisen ist ja gut und schoen, aber ganz sicher laeuft doch auch jeder Profilaeufer gerne. Sonst waere er niemals so weit gekommen.

    Ich bin ja kein Profit, aber ich liebe das Laufen und Wettkaempfe gehoeren fuer mich einfach dazu. Warum ich da weniger die Natur wahrnehmen sollte ist mir ehrlich gesagt ein Raetsel. Nicht jeder Lauf ist ein Tempolauf oder Intervalltraining, 80% sind doch einfach Strecke, die gelaufen werden will. Wenn mir das keinen Spass machen wuerde, haette ich das doch schon laengst wieder alles hingeschmissen!

  23. Ich halte es da mit dem Satz „De gustibus non est disputandum“ – über Geschmack läßt sich nicht streiten. Ich persönlich muß mich nicht messen, nur weil ich etwas stärker geworden bin – wenn es denn so wäre. Jeder wie er mag.

    Wer Tempoläufe, Intervalltraining und Zeitenverbesserung im Millisekundenbereich betreibt, wird meiner Auffassung nach die Natur nicht entsprechend wahrnehmen können. Im Gegensatz zu jemand, der gemütlich durch die Landschaft läuft. Das muß ja auch nicht jeder – ist auch nicht das Thema hier. Wie Du schon sagst, es gibt ja auch „normale“ Läufe. Aber wie erwähnt, jeder soll das praktizieren, was ihm gut tut. Nicht mehr, nicht weniger.

  24. Hallo Marcus,
    es ist scho erschreckend wie ähnlich wir uns sind. Ich ahbe gerade meinen neuen blogbericht fertig und schau dann auf deiner seite und sehe diesen beitrag.
    also was soll ich sagen???? lies einfach meinen beitrag und du findest mal wieder gemeinsamkeiten die mich schon erstaunen.

    in dem sinne

    ein erstrebenswertes leben
    lg
    marco

  25. Daß wir in vielen Punkten ähnlich denken, habe ich schon festgestellt. Ich bin gespannt auf Deinen Beitrag und werde gleich einmal hinsurfen. 🙂

  26. Was für ein schöner Header !

    – Ruhe
    – Natur
    – Sehen
    – Hören
    – Riechen
    -Fühlen

    und

    – Laufen ! 8)

  27. Danke! 🙂 Schön formuliert – mal sehen, wie lange ich den nun drin lasse….

  28. hi, marcus-

    ich las diesen artikel schon mal und möchte dir doch gern im nachhinein meine gefühle hierzu beschreiben…

    erst dachte ich- wir laufen doch für was: für gesundheit- für freude, für wohlbefinden….

    aber es einfach praktizieren- ohne nachzudenken- es tun, sich nicht am warum aufhalten, keine ziele zu verfolgen, nicht über den gesundheitlichen effekt nachzudenken, erst das erfüllt eine sache. macht sie zu einem teil zu uns…
    ich lebe immer mehr zen und tue die dinge einfach.
    vielleicht hast du mal einen dieser filme gesehen, in dem sich menschen zu einer flüssigkeit verwandeln können… durch türritzen fliessen, dahin kommen, wo sie sonst nicht hinkämen… so fühle ich das laufen- das ganze leben. sich in jede gegebenheit hineinzufühlen, die eigene materie aufgeben, zu fühlen, dass die situation, das laufen, das leben eins ist mit uns… mit allem zu zerfliessen…

    die bilder zwischen den artikeln sind allesamt wunderschön!
    vielen dank fürs teilhaben lassen!!!

    liebe grüsse von athena 🙂

  29. Im Prinzip laufen wir für die Gesundheit etc. – aber das scheint nur so. Dies ist nur der Nutzen. Eine automatische Folge. Die Zen-Geschichte beschreibt es wunderbar.

    Es einfach zu tun, ohne noch darüber nachzudenken, ist natürlich nicht leicht. Vermutlich braucht es eine längere Zeit, um das so für sich zu sehen.

    Ich wünsche Dir, daß Du Dein Laufen in dieser Form noch sehr lange praktizieren kannst! 🙂

  30. Wandelbegleiter Says:

    Vielen Dank für diese schönen und nachdenklich stimmenden Zeilen. Sie haben was bewegt, da mein Sohn am folgenden Tag lief.
    Ihre Worte haben wohl Eindruck hinterlassen, denn nach Beendigung von mehr als vier Jahren Täglichlaufen läuft er nur noch selten. Was ich aus heutiger Sicht gut verstehen kann. Mal sehen wie es mit „für nichts“, so läuft.

    Wie kommen wir dahin, einfach „für nichts“ zu laufen ?
    Der Weg dorthin erscheint mir weit, sehr weit und es bedarf der ständigen Einsicht und Veränderung. Ein Erreichen, zumal nur auf sich selbst gestellt, erscheint mir aus momentaner Sicht unmöglich. Stellen wir uns nur vor, wir laufen nur um zu laufen.
    Nein, keine Zeit, keine Strecke und keine km mehr in das Laufbuch schreiben. Nicht Laufen um den Bussard zu begrüßen u.s.w.
    Die Aufzählung kann man fortführen, doch jeder weiß was gemeint ist.
    Daraus ergibt sich für mich folgender finaler Grundgedanke, „ich laufe weil ich existiere“ und „ich existiere weil ich laufe“. Es wird sozusagen das Laufen auf die Ebene der eigenen Existenz gestellt.
    Eigentlich unbegreiflich, doch wie sollte es sonst sein ?

    Das Sie in Ihrem Gespräch nicht verstanden wurden, ist schade. Hier ein Bsp., wie es wünschenswert gewesen wäre.
    Hallo Blacksensai, schön Sie zu treffen. Was haben Sie in diesem Jahr für sportliche Ziele ? Lassen Sie mich raten. Sie wollen beim Marathon unter x h laufen ?
    Nein, da muss ich Sie enttäuschen. Ich habe eigentlich keine Ziele diesbezüglich.
    Was, sie haben keine Ziele, ich sehe Sie doch ständig hier trainieren, wofür laufen Sie dann ?
    Einfach so, „Für nichts.“
    So, so, Sie laufen also „für nichts“, wie darf ich das verstehen?
    Ich laufe, weil ich da bin, einfach nur für mich.
    Das hört sich interessant an. Erzählen Sie mehr davon.

    Einfach nur für sich Laufen !
    Das hört sich gut an. Tun wir es ?
    Natürlich glauben wir alle, dass wir nur für uns laufen. Mitnichten.
    Also für wen oder was laufen wir dann ? Das Herauszufinden wäre ein Schritt.
    Einige Laufmotive liegen allerdinfs versteckt und können allein nicht bewusst gemacht werden.
    Was uns bewusst ist, könnten wir dagegen sofort verändern (s.o.).

    Lieber Blacksensai, Sie sind schon sehr weit auf dem Weg zum … und vielen mehr oder weniger voraus. Laufen Sie weiter, warten Sie nicht. Auf dem Weg zum Ziel braucht jeder seine eigene Zeit.

    Mit herzlichen Grüßen
    WB

  31. Lieber Wandelbegleiter,

    übermitteln Sie Ihrem Sohn meinen Respekt für vier Jahre Täglichlaufen! Was das bedeutet, weiß ich nur zu genau. Mir sind zwar nicht die Gründe für das Ende der Serie bekannt, dennoch war es sicherlich ein Kraftakt sich dazu durchzuringen. Nach meiner Definition kostet es weitaus mehr Kraft Aufzuhören – als die Serie fortzusetzen.

    Ihre Ausführungen ergänzen meine eigenen Worte sehr gut. „Für nichts“ laufen, klingt wahrscheinlich für viele Menschen absonderlich. Auch kann man das nicht eben mal kopieren und ausprobieren. Man kann es nur leben.

    Es ist auch schwer zu erklären. So wie ich mein Laufen sehe und praktiziere, also dieser Weg – er IST. Der Weg existiert. Nicht mehr, nicht weniger. Ich wollte ihn nie wissentlich beschreiten. Durch Zufall bin ich gestolpert und habe ihn gefunden, doch ohne ihn je bewußt gesucht zu haben. Ob ich sehr weit bin oder nicht – oder wohin er mich führt; ich gestehe ein, daß ich es schlichtweg nicht weiß. Ich richte meine Konzentration auch nicht auf diese Gedanken, ich tue es einfach. Wie lange noch, wird sich zeigen. Und Einsicht und Zweifel sind immer wichtig. Ohne dem kann es auch nicht funktionieren. Mich macht dieser Weg sehr zufrieden und den oben beschriebenen Nutzen heiße ich natürlich willkommen.

    Ihr Gesprächsbeispiel habe ich unendlich oft erleben dürfen. Ich wurde nie verstanden, da selbst bei Nichtsportlern immer das Wort „Marathon“ im Kopf umhergeistert. Als großes „Ziel“. Mittlerweile verzichte ich auf derartige Diskussionen. Nun ja. Es ist wie es ist.

    In ein paar Minuten werde ich meinen heutigen Lauf absolvieren. Ihre Worte nehme ich in Gedanken mit – vielen Dank dafür! Ich wünsche Ihnen einen angenehmen ersten Advent und noch einmal meinen Dank für Ihre, stets weisen Kommentare, die ein tiefes Verständnis offenbaren.

  32. Für nichts? Und doch für so viel. Für die Erkenntnis, für die Freude, für das Sein.
    Auch ich zähle zu denjenigen denen Laufen zu langweilig ist. Meine Lebensgefährtin jedoch ist dem Laufen verfallen, dank deiner Beschreibung kann ich nun nachvollziehen wieso. Überhaupt finde ich etwas für das „Nichts“ zu machen ist sehr wichtig für den Einzelnen, für die Selbstfindung und die persönliche Entwicklung. Durch seine Sinne seine Umwelt wahrzunehmen und mit Ihr zu verschmelzen hat schon etwas psychedelisches. Andere erreichen diesen meditations ähnlichen Zustand bei der Einnahme von Drogen. Seine Seele baumeln zu lassen und nicht großartig nachzudenken bedeutet Ebtspannung pur. Fast wie Urlaub machen. Wenn das nun mit gesunden Sport erreicht wird ist es umso besser. Vielleicht noch etwas Wellness hinten dran hängen. Letztenendes kann man doch sagen das Nichts für Nichts ist. Denn wenn Nichts Nichts ist, kann Nichts nicht Nichts sein, weil es ja etwas ist, nämlich immerhin Nichts. 🙂

  33. Willkommen auf meiner Seite und danke für Deinen Kommentar! Eine schöne philosophische Antwort, von jemand, der Laufen langweilig findet. 😉 Sicherlich kann man Laufen durch andere Arten ersetzen, welche man mit der gleichen Intention betreiben kann. Deine Antwort trifft perfekt den Kern – Entspannung pur – ja, meistens.

    Die Schwierigkeit liegt vielleicht in der Grenze oder Definition, was „gesund“ eigentlich bedeutet. Das richtige Maß zu finden, das persönliche Maß – ist gar nicht so leicht. Ich habe meinen Weg gefunden, ohne ihn zu suchen. Interessant zu sehen, wie das Leben spielt.

    Nochmals danke für Deine interessante Sichtweise; ich freue mich, daß Du Deine Lebensgefährtin in ihrem Tun nun besser verstehst. Ich wünsche Euch viel Freude, beim Laufen und… 🙂

  34. Ich hab zu danken, Markus! 😀

  35. Gerne! Und wer weiß, vielleicht läufst Du eines Tages auch!? 😉

  36. […] 4. Wie bereits bekannt sein dürfte, laufe ich für Nichts. Ich verfolge keine Ziele. Ich will nur heute laufen. Sobald der nächste Tag mich erreicht, will […]

  37. […] Vergangenheit, diese Phase liegt hinter mir. Heute ist das für mich bedeutungslos; ich laufe für Nichts. Auch ist das gar nicht notwendig, da ich mein Täglichlaufen seit Jahren als eine Art […]

  38. […] aller Macht auf meine Intention aus. In der nächsten Zeit werde ich selbstredend weiterhin für Nichts laufen, aber am Horizont erspähe ich ein unscheinbares Leuchten, ein stiller Kerzenschimmer im […]

  39. […] „Neun Jahre und Sechs Monate“ täglich; einfach so und ohne ein Ziel vor Augen. Ohne ein Ziel. Für Nichts. Ohne jedwedes Streben. Welch ein Wandel! Hätte ich doch damals nur ein Quentchen dieser Energie […]

  40. […] bin ich gelaufen. Ungeachtet all dieser Widrigkeiten und Herausforderungen. Jeden einzelnen Tag. Für nichts. Die „Philosophie“ kam später. Das klingt jetzt hochtrabender und pathetischer als es ist. […]

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