Regenzeit

In den letzten Tagen regierte der Regen mit einer ausgesprochenen Dominanz das Firmament. Innerhalb von fünf Tagen durfte ich viermal im Dauerfeuer von Wolkentröpfchen laufen. Die Temperatur sank innerhalb eines Tages um mehr als die Hälfte ab, 07 C° und Wind bildeten den Rahmen meines heutigen Laufes. In der Erwartung, mein Laufareal einsam zu durchstreifen, machte ich mich freudig auf den Weg. Die Wälder – verlassen, der Damm – allein in seiner Schönheit, eine Einladung die Natur par excellence auszukosten und zu genießen. Ich nahm sie an. Die Wolken, allesamt grau, aber abgestuft in den verschiedensten Facetten sahen phantastisch aus.

Gleich zu Beginn des Dammes erhielt ich die Chance einen neuen „Distanz-Rekord“ aufzustellen. Auf einem Ast saß mein Bussard und beobachtete mich neugierig – es gelang mir, in einer Entfernung von zwei Metern vorbei zu laufen. Wie üblich redete ich ihn an und als ich seine Höhe passiert hatte und ihn hinter mir ließ, drehte ich meinen Kopf, um ihn weiter zu beobachten. Der Bussard zeigt das gleiche Verhalten, er drehte seinen Kopf und blickte mir nach. Dieses Tier fasziniert mich jedes Mal erneut – stolz, elegant und anmutig anzuschauen, herrlich!

Um 15 Kilometer zu erreichen, drehe ich im Hochwasserschutzgebiet eine zusätzliche Runde, bevor ich in den Wäldern verschwinde, um endgültig den Rückweg anzutreten. Mittlerweile bin ich gänzlich durchnäßt, nichts ist mehr trocken. Der Wind frischt auf, es fällt mir schwer, meine Hände zu bewegen, sie sind ein wenig eingefroren – nichtsdestotrotz liebe ich diese Atmosphäre, die man so nur in den Wäldern finden kann, wenn man allein ist, es in Strömen gießt und man laufender Weise die Natur genießt. Unter diesen Rahmenbedingungen fällt es einem leicht, zu sich selbst zu finden, auf sich zu konzentrieren – auf sein Inneres.

Als ich den Wald verlasse, treffe ich tatsächlich auf eine Frau mit einem Beagle, welche mir entgegen kommt. Ich gebe zu, mit normalen Schuhen würde ich diese Schlammwüste nicht betreten. Die Straßen sind wie leergefegt, vereinzelt treffe ich auf Menschen in einer gebeugten Haltung, als ob sie weniger Regen abbekommen würden, nur weil der Kopf nach unten zeigt. Nicht mein Stil. Kurz vor Ende meines Laufes vermischt sich der Niederschlag mit Schweiß und läuft mir in die Augen. Mit brennenden Augen trete ich den Rückzug an und beende den heutigen Lauf. Anschließend wringe ich mein Shirt aus und bemerke, wie ich regelrecht „dampfe“, was der Witterung geschuldet ist. Der Terminus „wunderschön“ trifft die Erfahrung meines Laufes am besten.

16 Antworten to “Regenzeit”

  1. Wenn du das von den Regenläufen schreibst, hört sich das immer so schön an. Aber soviel Regen würde ich dann doch nicht mögen.

    Der Bussard gewöhnt sich langsam aber sicher an dich und beobachtet dich wohl genauso, wie du ihn. Ein schönes Erlebnis!

    Ich hätte jetzt ein heisses Bad genommen, du jedoch ne kalte Dusche *davonwetz*

    *knutsch*

  2. Der Bussard gewöhnt sich an mich und der Regen auch. Und die Dusche ebenfalls – alles eine Sache der Gewöhnung. 😉

    *drückt Dich*

  3. Stimmt, man kann sich schon an dich gewöhnen 😉

  4. 😀 Du bist lustig! *lacht*

  5. ich stimme dir bezüglich der Regenläufe ohne Einschränkung zu. Ein zusätzlicher Vorteil des Regens ist, man hat den Wald fast für sich alleine. Es ist unheimlich beruhigend bei Regen zu Laufen.

    Gruß Gerd

  6. Ja genau. Aber die meisten Läufer ziehen schönes Wetter vor. Bei Regen treffe ich extrem selten andere Läufer/innen.

  7. Hi, Marcus,

    ich war wieder mit dabei, habe den Raubvogel beobachtet, die Ruhe genossen,den Wolken mit den Augen verfolgt, den Regen gespürt, nur der Schweiß rinnt mir nicht in die Augen, weil ich immer mit Stirnband laufe.

    Danke für diesen schönen Lauf, ich fühle mich mit Dir verwandt, aber das weißt Du ja !

    Würde ich Deine Strecke mit Dir teilen, würden wir uns immer bei Regen über den Weg laufen – von wegen : “ Bei Regen treffe ich extrem selten andere Läufer“ , mir geht es ebenso !!

    Trotzdem es war heute saukalt, ich bin nicht gelaufen, aber nicht deshalb, hatte etwas anderes vor, bleibt abzuwarten, wie es morgen wird, gelaufen wird, egal, wie das Wetter sich uns präsentieren wird, gell ❓

    Danke !

  8. …und bei Regen ist die Luft so richtig sauber und man kann dann so richtig durchziehen. (Aber bitte nicht den Mund nach oben offen halten 😆

    Viele Grüße
    Lutz Balschuweit

  9. Wir sind wirklich Seelenverwandt, gell Margitta? Es ist schön zu wissen, daß noch mehr Läufer bei so einem Wetter laufen – das ist wirklich selten. Ich habe Dir für morgen Sonne bestellt – wehe, die kommt nicht an bei Dir! 😉

    Lutz, bist Du auch ein Regenfan?

  10. Wenn er da ist gibt er mir eine bessere Atmung und dadurch mehr Energie in der Muskulatur. Die Luft ist sauberer, sie riecht besser und das allgemeine Empfinden/Befinden ist bei und noch besser direkt nach einem Regen sehr gut.

    Wenn er nicht da ist vermisse ich ihn jedoch nicht – komisch nicht war?

  11. Nein – nicht komisch! Gut beschrieben. Da es mir ähnlich geht, finde ich das nicht komisch. Aber wie schon gesagt, so denkt kaum jemand. Die meisten Menschen sind aus Zucker. 😉

  12. Das hat den Vorteil, dass wir zu Regen-Zeiten immer ganz alleine unterwegs sind, kein Hund (vor allem !!) und kein Katz, nur du, die Natur, der Regen, hören, sehen, riechen, fühlen.

    Basta – ganz simpel und schön, gell ❓

  13. Wie wahr, wie wahr, Margitta! Basta!

    Ich bin schon fast versucht, Hunde aus Deiner Liste zu entfernen. 😉 In letzter Zeit paßt mein Weltbild sowieso nicht mehr. Bei Regenwetter sind einige unterwegs, bei Sonnenschein niemand. Ebenso meine These, daß im Dunkeln niemand mehr im Wald wäre – die mußte ich auch revidieren. Verrückte Welt! 😀

  14. Hallo!

    Wollte nur mal hallo sagen, wie ich lese gehts Dir gut. Melde mich in ein paar Wochen wieder regelmäßig, habe zzt. beruflich und privat einiges „vor der Brust“, da bleibt leider keine Zeit zum Bloggen, aber durchaus gelegentlich zum Laufen. Habe schon wieder viele neue Fotos, wird alles nachgeholt! 😉

    Gruß

    Torsten

  15. Lutz, mir kommt eh kein Hund zu nahe – dafür sorge ich schon.

    Hallo Torsten,

    schön, wieder von Dir zu lesen. Ich hoffe, es geht Dir gut und daß Dein Streß nicht zu sehr dramatisch ist. In diesem Sinne, alles Gute! Auf die Photos freue ich mich schon! 🙂

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